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Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Vertraute der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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hätte war, dass Nathan oder ein anderes Mitglied ihrer beiden Teams unverdient für ihr Fehlverhalten bestraft wurde. Der Einzige, den sie bestraft sehen wollte, war der Sympathisant der Rebellen, der ihr heute Nacht durch die Finger geschlüpft war. »Gibt’s was Neues zu Rooster? Ich schätze, die JUSTIS -Einheit hat ihn inzwischen wieder laufen lassen.«
    Als sie sich zu Nathan umdrehte, schüttelte er vage den Kopf. »Er hat kein Verbrechen begangen, es lag kein Haftbefehl gegen ihn vor. Es gab keinen Grund, ihn festzuhalten, also konnte er gehen.«
    »Verdammte Scheiße«, murmelte sie und ignorierte den musternden Blick des Kriegers. »Wer weiß, wie lange es dauert, bis der Mistkerl wieder irgendwo auftaucht.«
    Ohne seine Antwort abzuwarten stapfte sie von Nathan weg zum Ende des Schießstandes, um sich ihre Dolche zu holen. Als sie zurückkam, betrachtete er sie auf seine kühle, distanzierte Art, studierte sie wie einen taktischen Plan oder ein Rätsel, das gelöst werden musste. »Lief nicht allzu gut mit Lucan, wie ich höre.«
    Sie hob die Schulter. »Er ist mit Recht wütend auf mich. Ich habe meine Kompetenzen überschritten, und das ist inakzeptabel. Ich hätte vorsichtiger sein müssen. Wenn ich mir diesen menschlichen Abschaum vornehmen wollte, hätte ich es nicht in aller Öffentlichkeit tun dürfen. Nächstes Mal gehe ich diskreter vor.«
    »Nächstes Mal.« Nathan fluchte leise. »Du bist bis auf Weiteres vom Dienst suspendiert, Mira. Es wird kein nächstes Mal geben, oder du wirst endgültig suspendiert. Und das will niemand. Schon gar nicht du selbst.«
    »Nein«, sagte sie. »Was ich will, ist Rache.«
    »Und so stürzt du dich voller Wut mit fliegenden Dolchen in jede Schlacht und scheißt auf die Konsequenzen.« Unter anderen Umständen hätte sie es vielleicht als Kompliment für ihre Tapferkeit verstanden, aber die anklagende Miene ihres Freundes war nicht zu übersehen. Er musterte sie schweigend. »Ein Krieger, der von so egoistischen Motiven angetrieben wird, ist nicht geeignet, andere in die Schlacht zu führen. Vielleicht sogar völlig untauglich für den Orden.«
    Lucan hatte ihr vorhin so ziemlich dasselbe gesagt. Dass sie sich die Missbilligung des Gründers und Anführers des Ordens zugezogen hatte, war schlimm genug. Nathan und die anderen Krieger zu enttäuschen, die mit ihr zusammen dienten, war ungleich schwerer zu ertragen. »Es tut mir leid«, sagte sie und meinte es auch von ganzem Herzen. »Ich wünschte, ich könnte ihn vergessen, Nathan, aber ich kann es nicht.«
    »Du liebst ihn immer noch.«
    Das war keine Frage, und sie konnte es nicht abstreiten. Nathan, wie auch die meisten Ordenskrieger und ihre Gefährtinnen, hatte schon vor langer Zeit die tiefe Bindung erkannt, die sich über die Jahre zwischen Kellan und ihr gebildet hatte. Was für sie als kindliche Verknalltheit in einen mürrischen, traumatisierten Jungen begonnen hatte, war zu etwas viel Stärkerem, Tieferem aufgeflammt, als sie zu einer jungen Frau heranreifte und Kellan zu einem mutigen Soldaten, einem guten Mann von unerschütterlichem Ehrgefühl.
    Mira hatte ihn geliebt, seit sie acht Jahre alt war. Als sie älter wurde, wurde er ihr bester Freund und ihr bevorzugter Sparringspartner, nachdem sie mit der Ausbildung zur Kriegerin begonnen hatte. Er war der erste Junge gewesen, den sie geküsst hatte, mit fünfzehn; die erste Ahnung von Begehren, wenn aus Kampftraining und Gelächter erhitzte Blicke und Liebkosungen wurden, die ihren noch jungfräulichen Körper zitternd und voller Hunger nach mehr zurückließen.
    Kellan war der Einzige für sie gewesen. Wie oft hatte sie sich ihr gemeinsames Leben ausgemalt, wie oft von ihrer Zukunft geträumt, wenn sie mit ihm als ihrem blutsverbundenen Gefährten die Ewigkeit teilen würde?
    Aber er hatte auch immer einen Teil von sich selbst vor ihr verschlossen gehalten. Sie hatte nie verstanden warum. Und dann hatten sie eine unvergessliche Nacht miteinander verbracht, eine Nacht, in der sie alles von ihm bekommen hatte, endlich – nur um ihn wenige Stunden später bei dieser Explosion, die ihn sein Leben kostete, zu verlieren.
    »Ich kann ihn nicht vergessen, Nathan. Und ich kann denjenigen nicht vergeben, die ihn aus unserem Leben gerissen haben. Wie schaffst du das? Schließlich war Kellan auch dein Freund.«
    »Der beste, den ich je gehabt habe.« Nathan und Kellan waren wie Brüder gewesen. Vielleicht noch enger als Brüder, nachdem sie unzählige Male als

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