Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
hatte er erklärt, als jage ihm das Wort eisigen Schrecken ein. Was würde er tun, wenn sie ihm das Gesicht ableckte, sobald sie nah genug an ihn herankam? Wahrscheinlich mit einem Schlaganfall zusammenbrechen. Sie konnte diese Fahrt mit Sicherheit schneller hinter sich bringen, wenn ihr Passagier ohnmächtig war.
Mit einem Grinsen atmete Mira genießerisch die kühle Landluft ein. Dieser kleine Geschmack von Freiheit würde ihr für die nächsten fünf Tage ausreichen müssen. Sie drückte den Ankunftsknopf auf dem elektronischen Türöffner der Garage, beugte sich vor und sprach das zeitlich befristete Passwort hinein, das Ackmeyer ihr heute früh am Telefon mitgeteilt hatte. » Annus Mirabilis.«
Ob Ackmeyer das lateinische Passwort ausgesucht hatte, weil es ein Wortspiel mit ihrem Namen war? Sie hätte ihn fast danach gefragt, beschloss dann aber, damit zu warten, schließlich würde sie auf der Fahrt jede Menge Zeit dafür haben. Sie würde weiß Gott ein paar angemessene Gesprächsthemen für die vielen Stunden brauchen, die sie auf der Straße nach D. C. miteinander verbringen würden.
Die Garagentür bewegte sich nicht.
Mira streckte den Kopf aus dem Fenster und versuchte es noch einmal mit dem Passwort.
Nichts.
»Ach komm schon«, murmelte sie und starrte die Garagentür finster an. Hatte er mit all seinen Zwangsneurosen etwa nicht bemerkt, dass sein privates Sicherheitssystem nicht funktionierte?
Sie versuchte es wieder, und als die Garagentür sich immer noch nicht rührte, spähte sie durch die Windschutzscheibe zum Haus hinauf. Ackmeyer hatte sie ausdrücklich angewiesen, in der Garage auf ihn zu warten, und ihr unter allen Umständen verboten, sein Haus zu betreten. Er hatte nicht gesagt, dass sie nicht in den Garten vor dem Haus gehen und ihm zurufen konnte, dass sie angekommen war.
Mira stieg aus dem Wagen und sprintete den Hügel hinauf zur Vorderseite des Hauses. »Mr. Ackmeyer?«, rief sie, ging zu einem der Fenster und spähte durch die Stahllamellen. »Jeremy, sind Sie da drin?«
Ihr Nacken kribbelte. Ihr Kriegerinstinkt sagte ihr, dass hier etwas nicht stimmte. Andererseits, als sie vor einigen Stunden mit Ackmeyer geredet hatte, hatte er über die Reise alles andere als begeistert geklungen. Er mache seine Arbeit nicht für Preise oder Auszeichnungen, hatte er beharrt, wofür Mira ihn trotz seiner persönlichen Macken respektierte. Er war gezwungen, an der Festveranstaltung in D. C. teilzunehmen, aus Verpflichtung gegenüber seiner gesellschaftlich und politisch engagierten Familie und auch aufgrund des Drucks, den Reginald Crowe persönlich ausübte.
Aber das war nicht ihr Problem. Sie hatte hier einen Job zu machen, und das bedeutete, Jeremy Ackmeyer wie erwartet auf dem Gipfel abzuliefern, und zwar gesund und munter.
Aber irgendetwas stimmte hier nicht.
Ganz und gar nicht.
Was sie am meisten wunderte, war die seltsame, unnatürliche Stille.
Und dann ertönte ein lautes Poltern.
Das Geräusch kam von irgendwo im Haus.
Ein Einbruch am helllichten Tag?
Mira spürte ihren Dolch in der Hand, noch bevor sie überhaupt realisiert hatte, dass sie ihn aus seiner verborgenen Scheide an ihrem Rücken gezogen hatte. Ihre Kriegerinstinkte gerieten in Widerspruch mit ihrem Bedürfnis sich davon zu überzeugen, dass Ackmeyer in Ordnung war. »Jeremy? Wenn Sie da drin sind, müssen Sie sich mir zeigen.«
Ein lauter, schwerer Rums antwortete. Dann donnerten Stiefel eine Treppe hinunter. Wie viele, konnte sie nicht sagen. Sie hörte gedämpfte Stimmen, gefolgt von einem erstickten Schmerzensschrei, der abrupter endete, als Mira lieb war.
Das gibt’s doch nicht.
Sie spannte die Finger um den Griff ihres Dolches und schlich am Haus entlang, versuchte, die Lage abzuschätzen, um zu entscheiden, wie sie als Einzelne gegen eine unbekannte Anzahl von Personen im Haus vorgehen sollte.
Mira war gut mit ihren Klingen und im Nahkampf, aber jetzt wünschte sie sich, sie hätte Ackmeyers Abscheu vor Waffen und Gewalt jeder Art ignoriert. Ihre Dolche trug sie immer verdeckt am Körper, aber um ihn nicht aufzuregen, hatte sie ihre Pistole im Handschuhfach des Wagens gelassen. Verdammt. Sie raste wieder den Hügel hinunter zum Wagen und riss die Beifahrertür auf.
Kaum hatte sie die riesige Neunmillimeter aus ihrem Holster gezerrt und entsichert, hob sich die Tür der linken Garage, und ein schwarzer Lieferwagen schoss wie eine Kugel heraus und an ihr vorbei.
Er verfehlte sie nur knapp, die Reifen
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