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Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Vertraute der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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er noch bereit ist, dir eine Solomission zu geben.«
    Sie stieß ein freudloses Lachen aus. »Das ist kaum eine Mission, das wissen wir doch beide. Und der einzige Grund, dass ich sie solo mache, ist, dass Ackmeyer darauf besteht, nur tagsüber zu fahren. Damit sind neunundneunzig Prozent der Ordensmitglieder automatisch ausgeschlossen, solange sie sich nicht unterwegs einäschern wollen.«
    Ackmeyer hatte auch andere Anforderungen an seine Eskorte zum Gipfel; wegen seiner Phobien vor öffentlichen Verkehrsmitteln und über die Luft übertragene Krankheiten wollte er nur mit dem Auto reisen – das natürlich brandneu und gründlich gesaugt, gereinigt und desinfiziert sein musste. Er bestand auf maximal vier Stunden Fahrt pro Tag und weigerte sich, in Hotels abzusteigen. Was bedeutete, dass die eigentlich elfstündige Fahrt nach Washington über sechzig Stunden dauern würde – gemeinsam im engen Wagen.
    Kein Wunder, dass Lucan sie mit Ackmeyers Sicherheit betraut hatte. Jeder andere Krieger, den sie kannte, würde den schrulligen Normalsterblichen wohl erwürgen, noch bevor sie die südliche Staatsgrenze von Massachusetts erreicht hätten. Sie hoffte inständig, dass sie nicht auch in Versuchung kommen würde. Wenn sie auch nur eine winzige Chance hatte, ihre Position im Orden zu retten, wäre ein erwürgter Ehrengast nicht die beste Strategie.
    In einem heimlichen, gefährlichen Winkel ihres Herzens wusste sie: Wenn Lucan sie aus dem Orden warf, würde sie weiterkämpfen, weiter Gerechtigkeit wollen, Rache an den Rebellen, die ihre ganze Welt in ihren Grundfesten erschüttert hatten, als sie ihr Kellan nahmen. Sie wusste nicht, wie weit sie für ihre Gerechtigkeit gehen würde, aber es erschreckte sie ein wenig, dass sie überhaupt so weit dachte. Ihr Hass brannte zu heiß, hatte zu tiefe Wunden in ihr geschlagen.
    Die geschmiedeten Griffe ihrer Dolche fühlten sich kalt in ihren Handflächen an. Sie drehte sie in den Fingern herum und ließ sie in die Scheiden an ihren Oberschenkeln gleiten.
    »Wie auch immer, ich breche in ein paar Stunden auf, und dann stelle ich mich meinem Schicksal in D. C.«, sagte sie zu Nathan. »Ich sollte ins Bett und schauen, dass ich noch etwas Schlaf kriege.«
    »Mira«, sagte er, als sie sich umdrehte und wegging. Sie wollte nicht mehr reden. Wollte nicht daran denken, was sie am Ende ihrer Reise in nur vier Tagen erwartete, auch nicht daran, wie es danach mit ihr weitergehen würde. »Mira, warte.«
    Sie blieb stehen, drehte sich um und sah ihrem lieben Freund in die ernst blickenden Augen.
    »Sei vorsichtig«, sagte er, und sein unverwandter Blick schien ihr mitten in die Seele zu sehen. »Du bewegst dich auf sehr dünnem Eis. Mach das richtig. Du bist zu gut, um jetzt aufzuhören. Gib Lucan nicht noch mehr Gründe, dich rauszuwerfen.«
    »Keine Sorge.« Sie zwang sich zu einem milden Stirnrunzeln und schüttelte leicht den Kopf, missverstand ihn absichtlich. »Ich bin bloß Babysitter, nicht auf einer Mission. Da wird nichts schiefgehen.«

4
    Am selben Morgen kam Mira den detaillierten Instruktionen gemäß, die sie von Jeremy Ackmeyer höchstpersönlich erhalten hatte, um exakt neun Uhr früh an seinem Anwesen im ländlichen Westen von Massachusetts an. Das Haus war riesig, aber extrem minimalistisch gehalten. Kein Zaun, kein Tor oder Wächter schirmte das zurückgezogen lebende Genie ab. Es war ein nichtssagender, eingeschossiger weißer Betonklotz mit Solarelementen auf dem Dach und Fensterläden mit Stahllamellen, der auf einem weiten Hügel in der Mitte eines zwei Hektar großen Grundstücks mit kahlem, gnadenlos getrimmtem Rasen stand.
    Selbst ohne Tor oder Wächter kam Mira das Haus eher wie ein Gefängnis als ein Haus vor, das jemand sein Zuhause nannte – selbst ein verschrobener Typ wie Ackmeyer.
    Der Wissenschaftler mit der Bakterienphobie wollte nicht, dass sie ins Haus kam und womöglich etwas kontaminierte, sondern hatte stattdessen mit ihr vereinbart, dass sie sich unten in der Garage treffen und sofort aufbrechen würden. So rollte sie wie angewiesen die lange Einfahrt zur Tiefgarage hinunter und bremste am elektronischen Öffner vor dem rechten Garagentor.
    Mira ließ das Fenster hinunter, dankbar für die frische Morgenluft, die zu ihr hineinströmte. Das Innere der Limousine roch immer noch stark nach Desinfektionsmittel von der gründlichen Reinigung, auf der Ackmeyer bestanden hatte, bevor er auch nur einen Fuß in das Fahrzeug setzte. Krankheitserreger,

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