Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
Touchpad eines Tablet- PC , wobei sie nicht einmal mit dem Tippen aufhörte, als alle die Köpfe hoben und Kellan und seine unerwartete Begleiterin anstarrten.
Candice fand als Erste die Stimme wieder. »Äh … alles in Ordnung, Boss?«
Er nickte knapp. Mit den Fingern hielt er Miras Handgelenk immer noch fest umschlossen. »Ich ändere den Plan hier ein wenig. Es bringt nichts, wenn wir einen der Gefangenen jetzt schon freilassen. Deshalb habe ich beschlossen, dass sie hierbleibt.«
Vince verzog das Gesicht. »Hältst du das wirklich für einen klugen Schachzug? Gerade sie? Wenn wir eine von ihnen festhalten, dann bringt uns das vielleicht ins Schussfeld der Ordens.«
Kellan antwortete sofort und ohne Emotion in der Stimme. »Der Orden hat uns schon im Visier. Lange kann es nicht mehr dauern, bis sie davon Wind bekommen, vielleicht noch ein paar Stunden. Und dann haben wir Lucan Thorne und seine Krieger zum Feind.«
Vince überlegte, wobei er sich mit seinen dicken Fingern durch die lockigen, aschblonden Haare fuhr. Dann nickte er, als habe er verstanden, und seine Mundwinkel zuckten, wobei er ein nicht gerade freundliches Lächeln aufsetzte. »Mit anderen Worten, du denkst, es könnte nicht schaden, wenn wir etwas gegen den Orden in der Hand haben. Ein Druckmittel, falls die Sache mit Ackmeyer schiefgeht.«
Kellan knurrte und fixierte seinen Mann mit einem tödlichen, bernsteingelben Blick. »Diese Frau – diese Kriegerin«, sagte er und sprach dabei alle an, »steht unter meiner Bewachung und ich allein bin für sie verantwortlich. Kapiert?«
Sofort war von allen Seiten ein einhellig zustimmendes Murmeln zu hören, aber Kellan ging schon wieder weiter und zog Mira mit sich. Er führte sie weg von dem Rebellenteam in seine private Unterkunft. Mira brauchte nicht zu fragen, ob das mit schlichtem Mobiliar ausgestattete Zimmer Kellan gehörte, denn alles hier roch nach ihm. Seine dunkle würzige Wärme hatte sich schon vor Jahren in all ihre Sinneswahrnehmungen unauslöschlich eingebrannt.
Er schloss die Tür hinter ihnen und ließ sie endlich los. »Wenn du kooperierst, Mira, dann brauche ich dich nicht zu fesseln.«
»Wie großzügig.« Sie warf ihm einen bösen Blick zu und ließ ihn nicht aus den Augen, als er eine Decke von dem einzigen Bett im Raum nahm und sie auf den Boden legte.
»Aber falls du einen Fluchtversuch machen solltest«, sprach er weiter, als hätte er ihren Einwurf gar nicht gehört, »oder falls du irgendwie versuchst, mir bei meiner Mission in die Quere zu kommen, dann werfe ich dich in eine Zelle, bis die ganze Sache vorbei ist.«
Als er steif diese Warnung aussprach, beobachtete Mira ihn genau. Seine Bewegungen wirkten roboterhaft, und sie bemerkte, dass er sie kaum einen Moment lang direkt anschauen konnte. Ihm gefiel die Situation genauso wenig wie ihr, vielleicht hasste er es sogar noch mehr, dass er sie als Gefangene halten musste. Aber es stand in seiner Macht, die Sache zu beenden.
»Es ist noch nicht zu spät, das Ganze abzubrechen, Kellan. Deine Freunde sind nervös wegen dieser Entführung, das kann ja ein Blinder sehen. Sie haben sich strafbar gemacht und sie haben Angst davor, wie der Orden reagieren wird. Mit gutem Grund. Verrat ist ein Kapitalverbrechen, das mit der Todesstrafe geahndet werden kann. Das muss dir doch klar sein.«
Kellan antwortete nicht, aber eine der Sehnen an seinem muskulösen Hals zuckte heftig.
»Du kannst mir Ackmeyer übergeben, bevor alles noch schlimmer wird.« Sie holte tief Luft. Immer noch konnte sie kaum begreifen, wie es möglich sein sollte, dass sie vor Kellan Archer stand und ihn, einen führenden Kopf der Rebellen, inständig zu überzeugen versuchte, sich zu stellen. Doch er durfte nicht ein zweites Mal sterben. »Lass Jeremy Ackmeyer und mich heute Nacht frei, Kellan, dann sage ich Lucan und dem Rat der Globalen Nationen, dass du Reue gezeigt hast. Und dass ihr, du und deine Leute, uns gut behandelt habt.«
Er bedachte sie mit einem zynischen Blick, wobei er eine seiner dunklen Augenbrauen hob. »Für mich klingt das nicht gerade wie ein besonders verlockendes Angebot.«
Mira schüttelte langsam den Kopf. Bei der Vorstellung, dass Kellan angeklagt werden würde, fuhr ihr ein scharfer Schmerz durch die Brust. Aber selbst wenn bis jetzt noch nichts Schlimmeres geschehen war, reichte bei seinen Taten eine Entschuldigung nicht aus. In irgendeiner Form musste er eine Wiedergutmachung leisten. »Lucan wird dich fair behandeln, das
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