Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
weißt du. So fair, wie er kann.«
Kellan zuckte mit den Schultern. »Und was ist, wenn Ackmeyer dabei draufgeht?«
Heiße Panik schoss durch Miras Körper. »Du hast gesagt, ihr hättet ihn nicht getötet. Du hast gesagt, ihr würdet ihn nicht –«
»Wenn er auf unsere Bedingungen eingeht«, erinnerte sie Kellan. »Aber wenn nicht, dann …«
Seine Stimme klang wie die eines Söldners, und Mira schnürte es für einen Moment die Kehle zu. »Er gibt dir nicht das, was du von ihm willst, und du lässt ihn einfach über die Klinge springen, ohne jeden Skrupel und mit voller Absicht.«
»Wenn ich dadurch Tausende oder sogar Millionen von Leben retten kann?« Kellan nickte. »Ich habe im Krieg für weitaus weniger Menschen getötet. Du übrigens auch.«
»Aber das ist kein Krieg, zumindest jetzt noch nicht.« Mira rannte auf ihn zu und verspürte den unbändigen Wunsch, ihm mit den Fäusten seinen Starrsinn auszutreiben. Fast hätte sie es getan. Doch mit Mühe hielt sie der Versuchung stand und schlug nicht auf seine breite Brust ein. Wenn sie ihn jetzt berührte, egal ob sie wütend auf ihn war oder nicht, dann würde das nur zu anderen Dingen führen. Und sie konnte es sich nicht leisten, so viel für ihn zu empfinden. Nicht jetzt und auch in der Zukunft nie mehr. »Es muss nicht zum Krieg kommen, Kellan. Nicht, wenn du hier und jetzt damit aufhörst. Es ist noch nicht zu spät –«
Abrupt unterbrach er sie mit einem zornigen Fluch. »Es ist zu spät«, knurrte er. »Schon vor sechs Monaten, als das alles erst angefangen hat, war es zu spät.«
Er stieß einen weiteren Fluch aus, der noch wütender klang, und rannte zu einem großen Koffer, der am Fuß des Bettes stand. Er ging in die Knie, riss das Schloss auf und klappte den Kofferdeckel so heftig auf, dass dieser laut krachend gegen den Bettrahmen fiel. »Du brauchst sicher irgendwann Kleider zum Wechseln.« Er warf ihr ein sorgsam gefaltetes T-Shirt zu, dann eine seiner alten Turnhosen. »Wenn du etwas brauchst, das ich nicht habe, dann kann Candice es dir besorgen.«
»Als was angefangen hat?«, fragte sie und ging langsam auf ihn zu. »Du hast gesagt, das alles hätte vor sechs Monaten angefangen. Was ist damals passiert?«
Er erhob sich und stand direkt vor ihr, sodass sich ihre Gesichter fast berührten. »Was weißt du über Jeremy Ackmeyer?«
Mira schüttelte den Kopf. »Du meinst, über seine allgemeinen biografischen Eckdaten hinaus? Nicht viel.« Sie ging durch eine verkürzte Liste von Ackmeyers wissenschaftlichen Erfolgen und Auszeichnungen, so weit sie sich erinnern konnte. Kellan horchte bei keinem Punkt auf und reagierte auch sonst nicht. Anscheinend hörte er nichts, das ihn überrascht hätte. »Und dann weißt du sicher auch, dass er in ein paar Tagen einen ziemlich hoch dotierten Preis von Reginald Crowe bekommen soll.«
Er reagierte immer noch nicht, und als Mira ihn beobachtete, wurde ihr etwas klar. »Hier geht es gar nicht darum, eurer politischen Einstellung Gehör zu verschaffen. Und ihr wollt auch nicht den Friedensgipfel stören, habe ich recht? Du hast gesagt, Ackmeyer hätte etwas, das du möchtest …«
Kellan wich ihrem fragenden Blick nicht aus. Seine Augen blitzten nicht bernsteingelb vor Zorn, sondern waren kühl und verschlossen, in dem schillernden grünbraunen Farbton, der sich immer direkt in ihre Seele zu bohren schien. »Vor drei Monaten wurde ein Mann aus einem Dunklen Hafen mitten auf der Straße in New York niedergeschossen. Und zwar von einer Gruppe von brutalen Verbrechern. Menschen. Ein harmloser Stammesvampir, ein Zivilist, wurde ohne Vorwarnung und grundlos ermordet, und die Männer, die ihn erschlagen haben, sind mit einem Regierungsfahrzeug davongefahren.«
Mira versuchte, sich zu erinnern und dachte angestrengt nach. Aber sie hatte ihre Zweifel. »So einen Mord gab es nicht, auf keinen Fall vor so kurzer Zeit. Die Presse hätte in riesigen Schlagzeilen darüber berichtet. Ach was, der Fall wäre immer noch ganz oben in den Nachrichten.«
»Keine Leiche. Keine Zeugen«, erwiderte Kellan. »Zumindest haben sie das angenommen.«
»Was meinst du damit?«
»Eine Frau hat den Überfall beobachtet. Sie hat alles von einem Fenster ihrer Wohnung aus gesehen. Der Mord ist in einer Gasse geschehen, und das Fenster geht genau auf diese Gasse.« Sein Gesicht hatte einen finsteren Ausdruck angenommen. »Die Leiche wurde nie entdeckt, weil sie direkt am Tatort eingeäschert wurde, Mira. Diese Menschenschweine
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