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Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Vertraute der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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war.
    »Das muss ihr in dem Handgemenge runtergefallen sein.« Rafe reichte Nathan ein dünnes Objekt aus geschmiedetem Metall.
    Er wusste sofort, um was sich handelte. Es war eine von Miras kostbaren Klingen.
    Nathan nahm Rafe den handgefertigten Dolch aus der Hand. Der geschnitzte Griff fühlte sich rau an unter seinen Fingerspitzen. Er drehte ihn in der Hand und las die Worte, die die beiden Seiten der fein gearbeiteten Waffe zierten: Vertrauen. Mut.
    An Mut mangelte es Mira nicht. Das wusste Nathan. Was Vertrauen betraf, das konnte er selbst am schlechtesten beurteilen. Nathan handelte aufgrund von Logik und Stärke. Es waren Fähigkeiten, die er sich schon als Kind angeeignet hatte, als er von einem Verrückten zu einem Auftragsmörder herangezogen worden war. Vertrauen war für ihn so unverständlich wie Magie. In seiner Welt gab es so etwas wie Vertrauen nicht.
    Aber er wusste, was Hoffnung war. Und unter all seiner kühlen Logik spürte er eine Wut, die noch kälter war. Als er den Dolch, den Mira so liebte, in seinen Waffengurt steckte, merkte er, wie diese Wut in ihm hochkam.
    Sie würde überleben; dessen war er sich sicher. Sie würde sich gegen die Scheißkerle zur Wehr setzen – wo immer sie sich aufhielten und egal, aus welchen Gründen sie Mira entführt hatten. Ihr Mut würde sie am Leben erhalten, bis der Orden sie gefunden hatte.
    Miras Entführer würden büßen für alles, was sie ihr angetan hatten. Dafür würde Nathan sorgen. Und dann würden die Kerle ihre Tat mit dem bezahlen, was von ihren kümmerlichen Leben noch übrig war.

8
    Kellan schritt im Wohnraum des Rebellenbunkers auf und ab. Ein Zucken in seinen Knochen verriet ihm, dass draußen auf der anderen Seite der dicken Betonmauern der Morgen dämmerte. Sein Team war schon vor Stunden aufgebrochen, um seinen täglichen Pflichten nachzukommen. Sie beschafften Vorräte, tankten die Fahrzeuge auf, reinigten und ölten die Waffen und kümmerten sich um die Solarzellen, die das Lager mit Strom versorgten, sowie um das Gelände, in dem der Eingang versteckt war.
    Am Morgen legte sich ihr kommandierender Stammesvampir normalerweise für ein paar Stunden aufs Ohr, doch heute konnte Kellan keine Ruhe finden. Nicht wenn Mira in seinem Quartier gefangen gehalten wurde.
    Die Hitze seiner Begegnung mit ihr flimmerte noch immer in seinem Blut … an den Kuss, den er weder geplant hatte noch hatte verhindern können, wollte er gar nicht denken. Seine Libido drängte auf einen zweiten Kuss. Und wenn er sich noch einmal so weit in ihre Nähe wagte – wenn er zuließ, dass er sie berührte, selbst beiläufig berührte –, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis er einen Weg fand, wie er ihren nackten Körper unter sich spüren konnte.
    Kein gute Idee, ganz und gar keine gute Idee.
    Aber Scheiße, allein schon der Gedanke daran ließ alles Männliche in ihm stramm stehen.
    Er war die ganze Nacht nicht zurück in sein Quartier gegangen. Nein, er hatte den Chef herausgekehrt und Candice befohlen, sich um Mira zu kümmern. Sie hatte am Abend ein paarmal nach ihr gesehen, hatte dafür gesorgt, dass sie Wasser und etwas zu essen bekam, und sie hatte Mira zu den Latrinenräumen des Bunkers geführt, wo sich die Menschen die Toilette und die Dusche teilten. Laut Candice verhielt sich Mira kooperativ, doch anscheinend hatte sie sich die Örtlichkeiten sehr genau angeschaut und jeden Winkel des Bunkers inspiziert, als Candice sie mit gezückter Waffe durch die Gänge führte.
    Gott, es brachte ihn fast um, dass er Mira so behandeln musste. Was würde er dafür geben, wenn er sie aus dem Kreuzfeuer heraushalten könnte. Er selbst hatte diesen Kampf nie führen wollen, und er war sich ziemlich sicher, dass er ihn nicht überleben würde, geschweige denn gewinnen. Und jetzt saß auch noch die Frau, die für ihn einmal das Wichtigste im Leben gewesen war, hinter einer verschlossenen Tür in seinem Quartier und hasste ihn. Wahrscheinlich wünschte Mira sich jetzt, dass er wirklich tot wäre.
    Das Ganze war der Tiefpunkt an beschissenen Szenarien seines Lebens, schlimmer konnte es wirklich nicht mehr kommen.
    Ein Teil von ihm, ein schwacher Teil, wäre am liebsten auf der Stelle zu ihr gegangen und hätte sie um Verzeihung gebeten. Sie sollte verstehen, dass er nichts von alldem hier gewollt hatte. Im Gegenteil, genau das hatte er immer vermieden. All die Jahre, die ganze Zeit über, als er sich von allen zurückgezogen hatte, denen er etwas bedeutete, von allen,

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