Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
Öffentlichkeit gelangt. Und es sind alles Technologien zur Lichtgewinnung, keine Waffen. Die Forschung soll dem Planeten dienen, das ist der ganze Sinn und Zweck des Projekts. Wir wollen den Energieverbrauch revolutionieren –«
»Das Gleiche hat man schon über die Kernenergie gesagt«, knurrte Kellan. »Ich habe keine Zeit für diesen Quatsch. An wen hast du die Technologie verkauft?«
»An niemanden!« Ackmeyer zitterte, ein Häufchen Elend, das auf dem Zellenboden hockte. »Die Technologie ist doch noch in der Testphase. Und ich verkaufe meine Forschung nicht für Profit.« Er bekam vor Aufregung Schluckauf. »Ich würde nie eine Technologie entwickeln, nur um damit jemandem Schaden zuzufügen. Wenn irgendjemand ohne mein Wissen die UV -Technologie besitzt und meine Arbeit, wie Sie sagen, so missbraucht hat, dann muss er die Unterlagen gestohlen haben. Sie müssen mir glauben. Bitte, Sie müssen mir vertrauen. Ich habe nichts Falsches getan!«
Nein, Kellan musste Ackmeyer nicht einfach glauben. Er musste ihm auch nicht vertrauen. Ihm stand ein viel verlässlicheres Werkzeug zur Verfügung als bloße Intuition.
Er streckte die Hand aus und legte sie auf Ackmeyers Schädeldecke. Der Mensch zitterte wie Espenlaub.
Unwiderlegbar und blitzschnell schoss die Wahrheit durch Kellans Körper. Mit seiner übersinnlichen Stammesgabe drang er durch das Netz von Worten, das Ackmeyer zu seiner Verteidigung gewoben haben mochte, und bohrte sich direkt zu seinem unverfälschten Kern vor, der tief versteckt in Jeremy Ackmeyers Seele lag. Doch dort fand Kellan nur Wahrhaftigkeit, nur lautere Absichten. Schuldgefühle fand er keine.
Teufel noch mal.
Kellan riss die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Wie bittere Säure, ätzend und nicht mehr wegzuleugnen, weil er die Wahrheit selbst gespürt hatte, wurde ihm bewusst, was er und sein Team getan hatten.
Jeremy Ackmeyer hatte ihm die Wahrheit gesagt. Der Wissenschaftler wusste nicht, dass seine Forschung als Vernichtungswaffe gegen den Stamm eingesetzt wurde.
Kellan hatte die Entführung eines ehrlichen, eines unschuldigen Menschen angeordnet.
»Gibt es noch etwas, das ich über die Situation wissen müsste?« Das grimmige Gesicht von Lucan Thorne füllte den Flachbildschirm, der an der Wand der Kommandozentrale in Boston hing.
Er war nicht gerade erfreut gewesen über Nathans Bericht vom Tatort. Der Gen-Eins-Anführer des Ordens hätte zu Recht laut fluchen und herumbrüllen können, wie ein einfacher Auftrag für einen Begleitschutz so furchtbar hatte schiefgehen können. Lucan tat sich schwer damit, die Tatsache zu akzeptieren, dass eine der Ihren bei einer Mission verschwunden war. Dass es sich um Mira handelte, die im Orden aufgewachsen war, machte alles nur noch schlimmer. Da war es keinem von ihnen möglich, alles objektiv zu betrachten, weder Lucan noch Nathan noch den wenigen anderen Ordensmitgliedern, die sich an diesem Morgen im privaten Konferenzsaal versammelt hatten.
Sterling Chase hatte in den letzten beiden Dekaden die Operationen in Boston geleitet. Der Stammeskrieger saß mit ernster Miene neben seiner Gefährtin, Tavia. Er hatte seine schwere Hand auf ihre schlanken Finger gelegt, und Tavia ließ die zärtliche Berührung geschehen, obwohl sie keineswegs eine feine Lady aus den Dunklen Häfen war, die man vor der wirklichen Welt schützen musste.
Tavia war in einem Labor geboren, gezeugt mit der DNA eines Außerirdischen, ebenso wie Nathan und eine kleine Armee von Stammesvampiren, die als Killermaschinen gezüchtet und aufgezogen worden waren. Sie war eine Ehrfurcht gebietende Seltenheit ihrer Art: eine genetisch erzeugte Gen-Eins-Frau und dazu noch eine Tagwandlerin. Nathan würde schon ein paar Minuten im ultravioletten Licht der Sonne kaum überleben, während seine Halbschwester Tavia und ihre Kinder – die Zwillinge Aric und Carys – sich den ganzen Tag in der tropischen Sonne räkeln konnten, ohne auch nur in Schweiß auszubrechen.
»Wenn Mira etwas passiert«, murmelte Tavia, und in ihren hellgrünen Augen glitzerten bernsteingelbe Punkte, »wenn sie ihr auch nur ein Härchen krümmen –«
»Wir werden sie finden«, versicherte Nathan ihnen allen. »Ich werde nicht ruhen, bis wir wissen, wo sie und der menschliche Wissenschaftler gefangen gehalten werden.«
Auf dem Monitor nickte Lucan mit seinem dunklen Kopf. »Ich weiß, dass wir auf dich zählen können. Deshalb beauftrage ich dich mit der Klärung der gesamten Situation, als
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