Vertraute Gefahr
bestimmen. Sie reichte es an Shane weiter. »Hier, lass es weiterklingeln, ich versuche herauszufinden, wo die Melodie herkommt.«
»Autumn …«
Sie unterbrach ihn. »Ich bleibe die ganze Zeit in deiner Sicht, ich verspreche es.«
Widerwillig gab Shane nach. »In Ordnung. Sei bitte vorsichtig.«
Sie drückte noch einmal seine Hand und stand auf. »Auf jeden Fall. Lass es immer weiterklingeln, falls er nicht drangeht.« Autumn entfernte sich von Shane und konnte die Melodie nun klarer hören. Aus dem Wagen schien sie nicht zu kommen, dafür war sie zu laut, deshalb ging Autumn daran vorbei und über die Straße. Gerade als sie glaubte, eine Richtung ausmachen zu können, verstummte das Handy.
Hoffnungsvoll blickte sie zu Shane, doch der schüttelte den Kopf. »Mailbox. Ich rufe gleich noch mal an.« Seine Stimme trug deutlich zu ihrem Standort.
Wenn Zach hier irgendwo in der Nähe war, musste er sie dann nicht auch hören? »Zach, bist du hier?« Keine Reaktion. »Antworte bitte, wenn du mich hörst!« Nichts. Kein Laut, keine Bewegung.
Ein Schauder kroch über Autumns Rücken. Irgendetwas stimmte nicht, sie konnte es bis in ihre Knochen fühlen. Als die Klingelmelodie wieder einsetzte, bewegte sie sich entschlossen darauf zu. Die Töne führten sie zu den Wacholderbüschen, die den Bereich der Hütten von dem des übrigen Parks abtrennten.
»Autumn!« Shanes Ruf ließ sie zur Hütte zurückblicken. Er war aufgestanden und blickte zu ihr hinüber.
In Erinnerung an ihr Versprechen blieb sie stehen und wartete, bis er sich quälend langsam zu ihr gesellt hatte. Shane atmete schwer, als er neben ihr stehen blieb und sich dankbar auf sie stützte. Die Melodie war inzwischen wieder verstummt.
»Wähl noch einmal.«
Kurz darauf ertönte erneut die Melodie und Autumn machte sich wieder auf die Suche. Sie schlängelte sich durch die Büsche und blieb ruckartig stehen. Ihre Hand flog vor ihren Mund und sie schrie unterdrückt auf. Ungläubig glitten ihre Augen über die Gestalt am Boden.
»Autumn, was ist?« Shanes Stimme klang besorgt.
»Zach.« Es war ein Flüstern, fast eine Bitte. Ihre Knie gaben nach und sie sank zu Boden. Er lag auf dem Bauch, sein Arm und ein Bein verdreht, Blut tränkte seine Haare und sickerte in den Sand. Zögernd streckte sie eine Hand aus und berührte Zachs Halsschlagader. Sie konnte nicht sicher sein, meinte aber, einen schwachen Puls zu spüren. »Shane! Ruf sofort Margret und einen Krankenwagen! Schnell!«
Shane schob seinen Kopf durchs Gebüsch und fluchte, als er Zach dort liegen sah. »Beweg ihn nicht, wir wissen nicht, ob er Hals- oder Schädelverletzungen hat.« Als Autumn nickte, wählte er eine Nummer und hielt das Handy ans Ohr. »Margret, hier ist Shane. Wir haben hier einen Schwerverletzten hinter den Büschen bei unseren Hütten. Komm bitte sofort und ruf auch einen Krankenwagen.«
Autumn traute sich nicht, ihre Finger von Zachs Puls zu nehmen, aus Angst, ihn zu verlieren. Tränen rannen über ihre Wangen, doch sie bemerkte sie kaum. Wie eine Schleife lief der Gedanke durch ihren Kopf, dass Zach ihretwegen sterben würde. Und beim nächsten Mal würde es Shane sein. Das konnte sie auf keinen Fall zulassen, irgendwie musste Robert aufgehalten werden. Aber wie? Wenn ein einfacher Bibliothekar es schaffte, einen bewaffneten Detective auszuschalten, dann wusste sie nicht, was sie ihm entgegensetzen konnte.
Autumn wusste hinterher nicht mehr, wie lange es gedauert hatte, bis der Krankenwagen endlich eintraf, der Zach jetzt ins Krankenhaus nach Moab brachte. Zu lange, wenn es nach ihr ging. Die ganze Zeit hatte er sich nicht einen Millimeter bewegt oder wenigstens die Augen geöffnet. Margret hatte ihn untersucht, und ihrem ernsten Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte sie keine große Hoffnung, dass er überleben würde.
Inzwischen wimmelte der Park nur so von Polizisten und sie hoffte, dass Robert bald gefasst werden würde. Aber sie verließ sich nicht darauf. In New York war er auch einfach untergetaucht, warum sollte es ihm hier im Park nicht gelingen? Aber darum konnte sie sich später noch kümmern, zuerst musste sie nach Moab fahren. Beinahe wie ferngesteuert ging sie zu Shanes Hütte zurück. Sie ließ die Tür hinter sich zufallen und lehnte sich dann mit dem Rücken dagegen.
»Autumn?« Shanes Stimme drang aus dem Schlafzimmer.
Einen Moment lang wusste sie nicht, ob sie die Kraft aufbrachte, die wenigen Schritte zu gehen, aber schließlich schleppte sie
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