Vertraute Gefahr
steril wirkte und stark nach Desinfektionsmitteln roch. Zach lag still im Bett. Ein dicker Verband war um seinen Kopf gewickelt, ein Arm und ein Bein lagen in Gips. Prellungen schimmerten beinahe schwarz an seinem Kopf und an den Armen. Der Rest seines Körpers war vom Laken verdeckt. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen und brachten seine bleiche Haut zum Leuchten. Obwohl er so groß und kräftig war, wirkte er hier kleiner und vor allem schutzlos. Sie konnte nur hoffen, dass vor seiner Tür ein Polizist abgestellt wurde, der verhinderte, dass Robert sein Werk vollendete.
Erneut überschwemmte sie das Schuldgefühl und sie wünschte, sie könnte die Sache ungeschehen machen. Doch das war nicht möglich, dafür hatte Robert gesorgt.
Zögernd beugte sie sich über Zach. »Komm zurück, Zach. Lass Robert nicht gewinnen!« Sie hielt den Atem an, aber er reagierte nicht.
Wütend blickte Robert in den Spiegel und berührte zaghaft seine geschwollene Nase. Sie war vermutlich gebrochen, aber er konnte damit nicht zu einem Arzt gehen. Zu groß war die Gefahr, dass sie nach ihm Ausschau hielten, nachdem der Detective gefunden worden war. Wirklich schade, es wäre viel schöner gewesen, wenn Autumn irgendwann über seine Leiche gestolpert wäre. Andererseits war ihr Gesicht auch so sehenswert gewesen, der Schock deutlich sichtbar. Genauso wie ihre Schuldgefühle, weil der liebe Zach ihretwegen zum Opfer geworden war. Glücklicherweise hatte Robert ein Fernglas dabeigehabt, um die Szene zu beobachten.
Es war unglaublich einfach gewesen, den Detective in die Falle zu locken. Wahrscheinlich, weil er sich zu sicher gefühlt hatte, mit seiner blankgeputzten Marke und der geladenen Pistole. Als wenn das jemanden wie Robert aufhalten konnte. Aber es war nötig gewesen, Murdock aus dem Weg zu räumen. Er hatte Robert zwar nicht erkannt, aber es hätte ihm später auffallen können, und dann wäre es zu spät gewesen. Jetzt war er unschädlich gemacht und würde vielleicht sogar sterben. Nein, er musste sterben, damit er niemandem verraten konnte, wie Robert jetzt aussah.
Robert presste den Eispack wieder gegen die Nase und wandte sich vom Spiegel ab. Dummerweise hatte die Aktion jetzt seine anderen Pläne durchkreuzt. Im Moment waren zu viele Polizisten im Park unterwegs und vermutlich würde ein ständiger Schutz für Autumn abgestellt sein. Aber das würde sich in ein paar Wochen wieder ändern, das Sheriffsbüro würde die Extrakräfte nicht so lange bezahlen können. Danach, wenn alles wieder ruhig war und Autumn glaubte, er hätte aufgegeben, würde er zuschlagen. Und dann würde sie ihm nicht mehr entkommen.
28
Drei Wochen später war Robert Pears immer noch nicht gefasst worden. Obwohl alles ruhig schien, machte Shane sich dennoch Sorgen. Wohin war Robert verschwunden und warum konnte die Polizei ihn nicht finden? Sheriff Taggert war der Ansicht, dass Robert wegen des Aufruhrs nach dem Angriff auf den New Yorker Detective erkannt hatte, dass er Autumn nie in die Hände bekommen würde, und weitergezogen war. Shane glaubte nicht daran. Robert hatte sich die Mühe gemacht, Autumn hier aufzuspüren, er würde sicher nicht einfach wieder verschwinden. Vermutlich hielt er sich in der Nähe versteckt, und sobald die Lage sich beruhigt hatte, würde er erneut zuschlagen. In seiner Freizeit wachte Shane jede Minute über Autumn, und wenn er Dienst hatte, war immer einer der anderen Ranger bei ihr.
Die Tage verliefen ruhig und waren, nachdem es Shane wieder besser ging, angefüllt mit Arbeit und Besuchen im Krankenhaus. Zachs Zustand war noch immer zu instabil, um ihn nach New York zu verlegen. Davon abgesehen gab es im Osten niemanden, der sich so um Zach kümmern würde wie Autumn. Jeden Tag saß sie mindestens eine Stunde an seinem Bett und redete mit ihm, in dem Versuch, ihn aus dem Koma zurückzuholen, in das er durch das Gehirntrauma gefallen war.
Die Ärzte waren sich nicht sicher, ob er überhaupt jemals aufwachen würde, und Shane befürchtete das auch. Aber Autumn gab nicht auf, und er liebte sie fast noch mehr dafür. Seine anfängliche Eifersucht auf den Detective, weil Autumn immer so positiv über ihn geredet hatte, war vergangen, seit Robert Zach beinahe getötet hatte. Und auch wenn er kaum Hoffnung hatte, wünschte er sich, dass der Detective wieder aufwachte. Er konnte Autumns Selbstvorwürfe kaum noch mit ansehen und er wusste nicht, wie er sie aus diesem Loch herausbekommen sollte. Immerhin festigte
Weitere Kostenlose Bücher