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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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viel mehr. Und er verbaute sich gerade jede Chance, die er vielleicht gehabt hätte, ihr zumindest körperlich näherzukommen. Er konnte doch charmant sein, verflucht noch mal! Das musste sie doch merken!
    Hätte sie vielleicht sogar, wenn ihm nicht sein großes Mundwerk in die Quere gekommen wäre.
    Sie wandte sich zum Barkeeper um, der ihr die Rechnung brachte, warf einen kurzen Blick darauf und zog dann ein paar Geldscheine aus der schmalen schwarzen Handtasche, die vor ihr auf dem Tresen lag. Als sie den Barkeeper anstrahlte, der wiederum regelrecht dahinschmolz, verspürte Damien einen ihm unbekannten Hunger. Er presste die Lippen zusammen. So so, für einen wertlosen Sterblichen hatte sie also ein Lächeln übrig, für ihn nicht …
    Sie schien ihre Gedanken zu sammeln, um etwas zu sagen, und als sie sich endlich zu ihm umdrehte, sah Damien, dass er recht hatte: Diese aus Verletzung geborene Wut, mit der sie ihn anfunkelte, hatte so gar nichts Zartes an sich. Hinter der hübschen Fassade lauerte eine gewaltige Kraft. Das war jetzt, da sie ein wenig die Kontrolle verloren hatte, leicht zu erkennen. Die Frage war: Wusste sie, wie sie diese Kraft einsetzen musste? Er war nie einem Vampir begegnet, der auf den ersten Blick so unschuldig, so behütet schien.
    Doch dieses Rätsel würde er nicht einmal ansatzweise lösen können, obwohl er genau wusste, dass dieser Punkt ihn beschäftigen würde, auch wenn sie längst gegangen war … womit sie es offensichtlich eilig hatte.
    »Sie glauben, Sie finden Sam, weil man Sie dafür bezahlt. Aber ich weiß, ich werde ihn finden, weil er mir am Herzen liegt.« Ihre Stimme bebte leicht, aber ihr Blick war hart wie Stahl.
    Noch eine Premiere für ihn: eine Grigori mit starken Gefühlen. Interessant.
    »Kätzchen, ich sage das ja nur ungern, aber dass es für Sie eine Herzensangelegenheit ist, hat nicht viel zu bedeuten. Das schadet Ihnen eher, als dass es nutzt.« Damien hörte das Bedauern, das in seiner Stimme mitschwang, und versuchte sofort, diesen Teil seines Ichs wegzusperren. Mitgefühl, Einfühlungsvermögen … dafür war in seinem Leben kein Platz. Im Leben
keines
Vampirs. Er sagte die Wahrheit, auch wenn sie davon nichts hören wollte.
    »Nennen Sie mich nicht so. Ich bin kein Kätzchen und Ihres schon gar nicht«, schnauzte sie ihn an. »Was Sie davon halten, ist völlig einerlei. Ich erwarte gar nicht, dass ein Mann wie Sie das versteht.«
    Das traf ihn tief, noch eine Überraschung, und keine angenehme.
Ein Mann wie er?
Was sollte das heißen? Damien beobachtete sie, wie sie vom Barhocker glitt. Er fühlte sich, als hätte sie ihm ein Messer zwischen die Schulterblätter gerammt. Der Schmerz fühlte sich scharf und unerwartet an.
    Bevor er es sich anders überlegen konnte, packte er sie bei der Hand, erhob sich und trat bis auf wenige Zentimeter an sie heran. Ihre Haut war kühl und weich. Damien zog sie zu sich. Er hatte sie überrumpelt, und er nutzte seinen Vorteil, um ihr direkt ins Ohr zu flüstern.
    Die Begierde, die ihre Nähe in ihm auslöste, ließ ihn erbeben, so widersinnig sie war. Aber Damien konnte sich gegen ihre Anziehungskraft genauso wenig wehren, wie er sie so einfach fortgehen lassen konnte. Und einmal mehr unterlief ihm dieser ungewohnt sanfte Tonfall.
    »Warten Sie«, sagte er leise. »Laufen Sie nicht weg. Sie … erstaunen mich. Die Grigori sind nicht gerade für ihre tiefen Gefühle zueinander bekannt.«
    Er konnte ihre innere Anspannung spüren, aber sie machte keinerlei Anstalten, sich von ihm zu befreien. Sie drehte den Kopf leicht, sodass sie für Außenstehende wie ein Liebespaar wirken mussten, das gleich nach Hause gehen und miteinander unaussprechliche Dinge tun würde.
    Schön wär’s
, dachte er. Stattdessen drückte plötzlich die Spitze eines kleinen Dolchs hartnäckig gegen seinen Unterleib.
    »Sie haben keine Ahnung von meiner Dynastie«, erwiderte sie, »und Sie unterschätzen mich. Sie können mich ruhig verpfeifen, wenn Sie wollen, Mr …«
    »Damien«, sagte er, erneut belustigt über ihren Hang zur Förmlichkeit. »Damien Tremaine. Ohne Mr. Und wenn ich Ihretwegen mein neues Hemd vollblute, werde ich richtig ungehalten.«
    »Damien. Meinetwegen«, fuhr sie ungerührt fort. »Sie können mich gern verpfeifen, aber man wird mich nicht schnappen. Die Sache ist zu wichtig. Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber das finde ich heraus … ob Sie mir nun dazwischenfunken oder nicht.«
    »Und ob ich das werde

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