Verwechslungsspiel in Griechenland
sehen.”
Es wurde schnell dunkel, und bald funkelten Myriaden Sterne am samtschwarzen Himmel. Es war ein friedvoller Anblick, doch die Atmosphäre im Wagen blieb gespannt.
Wenige Kilometer vom Flughafen entfernt bog Dimitrios in eine schmale, holprige Straße ein, die immer tiefer in die Hügellandschaft hineinführte. Bald ging es stetig bergan. Nach einer Weile hielten sie auf dem Parkplatz einer kleinen Taverne am Straßenrand. Seufzend lehnte Dimitrios sich zurück, während Ria ihn wachsam beobachtete.
“Sieh mich nicht so an, als wollte ich dich auffressen!”, sagte er leise und rau. “Sicher kannst du eine Erfrischung brauchen.”
Er stieg aus, öffnete ihr die Tür und half ihr beim Aussteigen. Obwohl er sie nur leicht am Arm anfasste, spürte sie die Berührung am ganzen Körper.
Im kleinen Hof der Taverne standen verlassen einige Holzbänke und Tische und ein winziger verzierter Taubenschlag. Die Luft war wundervoll frisch. Dimitrios verschwand durch den Türbogen nach drinnen und kehrte mit zwei großen Gläsern voll eisgekühltem Fruchtsaft in den Händen zurück.
“Wie fühlst du dich?” Prüfend betrachtete er Rias blasses Gesicht.
“Ich weiß nicht.” Tatsächlich hätte sie am liebsten den Kopf auf die raue Tischplatte gelegt und geschlafen.
Er setzte sich ihr gegenüber und streckte die Beine aus, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass er Ria nicht berührte. Ängstlich sah sie zu ihm auf. In dem schwachen Schein der Lampen traten seine klar geschnittenen Gesichtszüge noch deutlicher hervor. Ihre Blicke trafen sich.
“Du fürchtest dich vor mir. Warum?” Er verzog ganz leicht den Mund. “Wegen unseres Gesprächs im Flugzeug? Ich war wohl doch zu hart. Ich weiß nicht, woher du das Geld für die Wohnung hattest – und ich will es auch nicht wissen”, ergänzte er, als sie ihn unterbrechen wollte. “Jedenfalls halte ich dich nicht für ein leichtes Mädchen. Lassen wir es dabei.”
“Warum glaubst du plötzlich nicht mehr, dass ich … so bin?”
“Weil ich in meinem Leben genug Liebschaften gehabt habe, um zu merken, wann ich es mit einer erfahrenen Kurtisane zu tun habe. Du bist bestimmt keine.”
Ria fiel ein, wie panisch sie auf seinen Kuss reagiert hatte, und errötete.
“Das zum Beispiel passiert Kurtisanen nie.” Neckend strich er ihr mit einem Finger über die glühende Wange. Unwillkürlich versteifte sie sich und wich zurück.
Dimitrios lachte leise. “
Oreos, oreos”
, flüsterte er und sah sie seltsam bedauernd an.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie in dem Hof ganz allein waren. Nervös trank sie einen Schluck. “Was heißt das?”, fragte sie erzwungen fröhlich, um die Spannung zwischen ihnen zu überspielen.
“Oreos?
Na komm, meine Süße, das Wort musst du schon einmal gehört haben. Nikos hat dir doch bestimmt gesagt, wie schön du bist? Wie du mit deinen sanften Augen die Männer erst lockst, um sie dann zurückzuweisen, bis sie fast den Verstand verlieren, wie deine Lippen …”
“Sei still!” Ihre Stimme bebte. “Bitte, Dimitrios.”
“Das ist das erste Mal, dass du mich mit meinem Namen anredest”, erwiderte er leise, fast zärtlich. “War es sehr schlimm?” Ria sprang so hastig auf, dass sie ihr Glas umstieß. Es rollte vom Tisch auf den steingepflasterten Boden und zersprang laut klirrend.
“Oh, das tut mir leid!” Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die noch immer warme weiße Mauer der Taverne stieß.
Dimitrios stand langsam auf, ohne Ria aus den Augen zu lassen. “Warum hast du es denn so eilig, mein Täubchen?” Er blieb vor ihr stehen, legte ihr eine Hand unters Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen. Den freien Arm legte er ihr besitzergreifend um die Taille.
“Du hörst es doch sicher gern, wie anziehend Männer dich finden, wie leicht es dir fällt, sie zu umgarnen.” Er zog sie so eng an sich, dass sie den berauschenden Duft seiner warmen Haut einatmete. “Oder hast du etwas gegen mich?”
Er hielt sie jetzt so eisern fest, dass sie sich kaum noch bewegen konnte. “Du bestehst aus lauter Widersprüchen. Ist das alles nur ein Spiel? Stellst du dich scheu und naiv, um deine Verehrer noch mehr zu reizen? Das ist riskant, meine Süße. Aber auch verlockend. Sehr verlockend.” Er ließ die Fingerspitzen über ihre Lippen gleiten.
“Bitte lass mich los.” Wieder hatte sie dieses süße, ihr völlig unbekannte Gefühl im Magen, und als sie sich zu befreien versuchte,
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