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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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sich entfernte, schloss Will die Augen. Die raue Rinde, der glühende Schmerz – nichts von dem zählte. Vielleicht würde Marian um seinetwillen leiden müssen. Der kleine Robert schwebte in Gefahr.
    Und Robin.
    Ein Schauer überlief ihn bei dem Gedanken, was Robin wohl über ihn denken würde. Ohne jede Erklärung hatte er Loxley Manor verlassen, eine Entscheidung, die ihm sein Onkel erst noch verzeihen musste. Robin würde die Gründe dafür nie erfahren, nicht solange Will lebte und er so das Versprechen halten konnte, das er Marian gegeben hatte.
    Aber wie sollte er erklären, dass er in den Dienst des neuen Sheriffs getreten war? Keine Ausrede könnte dies rechtfertigen, wenn ihre Familie Schaden litt. Die Kluft zwischen ihnen würde sich zu einer mörderischen Fehde auswachsen, und sein Onkel würde ihn ins Grab bringen. Robin würde bis in alle Ewigkeit glauben, dass Will Loxley Manor aus rein selbstsüchtigen, aus den schlimmsten Gründen verlassen hatte.
    Das konnte er nicht hinnehmen.
    Will presste einen Absatz an sein Schienbein. Die aufgeweichte Ledersohle dehnte und bog sich, bis eine Saumnaht sich löste. In dem allmählich verlöschenden Tageslicht fiel nur ein matter Schein auf ein Stück glänzendes Metall, das fahlgrau im Gras lag. Will beugte sich vor, hob sein Bein und packte das Metall mit den Zähnen, drehte sich zur Seite und ließ es neben seiner Hüfte fallen. Dann drehte und wand er sich so lange, bis er die Stricke genug gelockert hatte, um die Klinge aufzuheben.
    Laute Rufe aus der Ferne lenkten Hendons Aufmerksamkeit ab. Er und ein weiterer Soldat ergriffen ihre Waffen und eilten in die Wälder.
    Will nutzte die Gelegenheit. Er rieb die Klinge über den Hanf, bis die Stricke sich lockerten und endlich nachgaben. Ein versehentlicher Schnitt in seine Haut ließ ihn zusammenzucken. Mit einer heftigen Armbewegung löste er auch den Rest seiner Fesseln.
    Dann sprang er auf und packte sein Schwert. Flink trat er auf den verbliebenen Posten zu und holte aus. Mit einem erstickten Schrei stürzte der Mann zu Boden, presste die Hände auf die zerschnittenen Muskeln an seiner Hüfte.
    Aus dem Wald waren Männerstimmen zu hören. Die beiden Soldaten, die sich von Hendons Gruppe getrennt hatten, führten Meg zwischen sich. Ihre Handgelenke waren gefesselt.
    Will griff an. Mit einem Fußtritt wirbelte er die Waffe des größeren Mannes hoch, fing sie auf und hielt seinen Gegnern jetzt zwei Klingen entgegen. „Ihr da, fallen lassen! Gut. Jetzt auf den Boden legen.“
    Der kleinere Soldat hatte eine blutige Lippe. Sein Helm war nirgendwo zu sehen. An seiner rechten Schläfe fehlten ein paar Haare.
    Will warf einen anerkennenden Blick zu Meg. Ihr langes Haar umgab ihr Gesicht wie ein dunkler Schleier, und sie trug dieses seltsame kleine Lächeln zur Schau. Die gebeugten Schultern und der gesenkte Blick drückten Demut aus, aber sie hatte alle Muskeln angespannt und wippte auf den Fußballen hin und her.
    Unberechenbar und gefährlich war sie – das wusste er. Aber Finch hatte sie für wertvoll gehalten. Er hätte gern den Grund dafür erfahren.
    „Meg, seid Ihr verletzt?“
    „Nein.“
    „Wollt Ihr bleiben oder mit mir kommen?“
    Wenn es sein musste, würde er sie bis Nottingham hinter sich her schleifen, aber lieber war es ihm, wenn sie freiwillig mitkam. Sie beide zu verteidigen würde noch schwieriger sein, da er sich selbst auch schützen musste.
    „Ich bleibe bei Euch.“
    Als wäre sie damit eine Vereinbarung eingegangen, hielt sie ihm die Handgelenke hin. Will durchtrennte die Stricke.
    Kaltes Wasser spritzte auf ihr Kleid und durchnässte es, sodass ihre Röcke schwer wurden. Nur durch Megs pure Willenskraft fanden ihre Stiefel Halt auf den glitschigen Steinen. Mühsam rang sie nach Luft, während sie durch das flache Wasser lief.
    Irgendwann hatte Scarlet seine Lederhandschuhe verloren. Mit bloßen Fingern umfasste er ihre Hand. Plötzlich stieß er sie ins Unterholz und presste sie auf den Boden. „Hendon ist gleich hinter uns.“
    Einige Herzschläge später lockerte er seinen Griff und schob einen Schenkel zwischen ihre Beine. Sie bewegte sich und spürte, wie ihr warm wurde. „Musstet Ihr mich deshalb misshandeln?“
    „Sie hätten uns gesehen. Ich kann nicht gegen sie kämpfen.“
    „Euer Arm?“
    Seine Stimme klang schicksalsergeben. „Er ist entzündet.“
    „Darf ich ihn berühren?“ Er hielt still, und sein Haar kitzelte ihre Stirn, als er nickte. „Wären wir einander

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