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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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nicht so nahe“, sagte sie, „würde ich ein Nicken nicht von einem Augenzwinkern unterscheiden können.“
    „Tut, was Ihr tun müsst.“
    Sie tastete die Wunde ab und gab sich Mühe, so behutsam wie möglich vorzugehen. Der Schnitt war nicht tief, aber länger als ihre Hand und reichte vom Schlüsselbein bis zu den dicken Muskeln seines Oberarms. In dem glühenden Fleisch steckten Splitter seiner Rüstung. Seine Haut war feucht von warmer Flüssigkeit. Trotz ihrer Vorsicht holte er hörbar Luft.
    „In einer Stunde werdet Ihr nicht mehr bei Bewusstsein sein“, erklärte sie. „Ihr habt schon Fieber.“
    Äste, die knackend unter schweren Schritten zerbrachen, unterbrachen ihre Unterhaltung. Sie verharrte still und stellte sich vor, ein Kaninchen zu sein.
    „Ergebt Euch, Scarlet, oder wir nehmen das Mädchen mit Gewalt.“
    Hendon .
    „Ich gehe davon aus, dass Ihr Augen habt“, flüsterte sie, die Lippen gegen Scarlets stoppelige Wange gepresst. „Augen, mit denen Ihr sehen könnt?“
    „Ja.“
    „Dann bin ich enttäuscht über Eure Wahl des Verstecks.“
    „Nächstes Mal dürft Ihr wählen.“
    „Könnt Ihr Euer Schwert benutzen?“
    Wieder fiel sein Haar über ihr Gesicht, verlockte sie mit dem Gefühl, ihm sehr nahe zu sein. „Ich sagte doch, ich kann nicht kämpfen, Frau. Ich – verdammt, mir ist schwindelig.“
    „Von kämpfen habe ich nichts gesagt. Könnt Ihr zustechen? Meine Augen sein?“
    „Ich verstehe nicht.“
    Sie löste die Schnüre ihres Beutels und nahm die kleine Kupferflasche heraus, die darin lag. Leise lachte sie auf. „Ihr müsst nicht verstehen, Scarlet. Tut einfach, was ich sage.“
    Meg stemmte sich gegen seinen schweren Körper, bis er nachgab und sich zur Seite rollte. Ein wenig enttäuscht blieb sie zurück. Dann standen sie nebeneinander, sie fasste nach seiner Hand und hielt sie fest. Das Gefühl von Enttäuschung ließ nach, und sie vermochte wieder klar zu denken.
    Seltsam, wie ruhig sie sich plötzlich fühlte, nur weil sie seine Hand hielt. Noch ein paar Stunden zuvor hätte sie es mit dem Teufel selbst aufgenommen, nur um Scarlet die Kehle durchzuschneiden.
    Und das würde sie vielleicht auch tun, sobald sie Hendon getötet hätten.

4. Kapitel
    „Nein, nein, es kann nicht sein,
    dass sie unser Auge so täuschen kann,
    und uns glauben macht,
    nur ein schwaches, ängstliches Mädchen zu sein.“
    – Will Scarlet
    Continuation of Ben Jonson’s Sad Shepherd
    F.G. Waldron, 1783
    G  ute Leute, es fehlt Euch an Manieren“, sagte Meg. „Wenn Ihr auch einmal an die Reihe kommen wollt, dann empfehle ich Euch zu warten.“
    Scarlet unterdrückte einen überraschten Ausruf. Hendon lachte, ebenso wie sein Komplize. „Wir brauchen Eure Erlaubnis nicht, Dirne.“
    Sie legte den Kopf schräg. „Wollt Ihr ihn einsperren oder umbringen?“ „Er hat Whitstowe getötet“, entgegnete Hendon. „Wir bringen ihn nach Nottingham.“
    Scarlet erstarrte. „Ihr habt ihn verraten, Schurke!“
    Sanft legte sie ihm eine Hand auf den Bauch und beschwichtigte seinen Zorn. Er hatte die Wahrheit gesagt, der Earl war tot, und diese Männer planten eine öffentliche Hinrichtung. Damit war Meg ihrer Gnade ausgeliefert, und Scarlet war ihr einziger Verbündeter. Fieber loderte in seinem Körper, und sie musste sich beeilen.
    „Warum nach Nottingham?“, fragte sie. „Gewiss will sein Sohn, dass er in Bainbridge Castle gehängt wird.“
    „Ich werde nicht hängen!“
    „Ruhig, Scarlet“, sagte Hendon. Und an Meg gewandt: „Woher wollt Ihr wissen, was er möchte?“
    „Warum sonst wäre ich mit Whitstowes Männern geritten?“ Sie lächelte und hielt den Blick gesenkt. Die Frau, die sie sprechen hörte, klang wie Ada. „Sein Sohn und ich, wir waren – gut miteinander bekannt. Wenn Ihr mich sicher zurückbringt, werdet Ihr belohnt werden.“
    „Hure!“
    Sie zuckte die Achseln. „Umso besser für euch, meine ich.“ Sie fuhr mit der Hand über Scarlets Körper, ließ sie auf seinen Lenden ruhen und drückte zu. Er stöhnte, eine überzeugende Vorstellung. „Aber er wird ein ruhigerer Gefangener sein, wenn Ihr uns einen Moment allein lasst.“
    „Kommt, Frau.“ Hendon schob sein Schwert zurück. In seinem Befehl lag atemlose Ungeduld. Beides klang für sie ermutigend, denn nun besaß sie seine volle Aufmerksamkeit.
    Scarlet drückte ihre Taille fester und war erstaunt, wie kräftig sich sein verletzter Arm anfühlte. „Nicht, Meg.“
    „Ich muss.“ Sie nahm die Kupferflasche

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