Verwegene Herzen (German Edition)
Schwester darauf aber nicht geantwortet habe.
Diese Verzögerung versetzte sie in höchste Alarmbereitschaft. Sie konnte den Zorn nicht überwinden, den sie seit jenem Tag in Nottingham empfand. Als ihr gesagt worden war, sie sollte wählen zwischen Will Scarlet, der niederträchtigen Schlange, und ihr, Ada, hatte Meg gezögert und gewartet. So wie es schon einmal geschehen war, konnte sie beinahe annehmen, dass Will sie unter einer Art Bann hielt, wie es bei Hugo gewesen war. Jeder weitere Tag, an dem sie voneinander getrennt waren, würde das Wiedersehen schwieriger machen. Bis dahin nährte sie ihre Abneigung gegen Will Scarlet.
Doch an diesem Nachmittag fanden die Sorgen um ihre Schwester ein abruptes Ende. Nach dem Mittagsmahl zerrten zwei von Drydens Männern sie aus dem Raum und fesselten sie an eine schwere Holzbank aus Eiche.
Ganz bestimmt ein Irrtum – das war ihr erster Gedanke. Ada schrie nach Dryden, bis ihre Stimme versagte und ihre Ohren schmerzten vom Widerhall ihrer Rufe.
Vielleicht eine Strafe – das war ihr nächster Gedanke. Aber was hatte sie getan?
Nachdem sie erfolglos an den Fesseln gezerrt hatte, zwang sie sich zur Ruhe, um ihre Kräfte zu schonen. Die Kammer war leer. Zwar war sie nicht so kahl, aber ansonsten hätte die runde Kapelle mit ihrer hohen Decke und den hohen, schmalen Fenstern mit dem gefärbten Glas beinahe eine Zelle im Verlies von Nottingham sein können. Mehr Freiheit bot sie jedenfalls nicht. Sie saß genau in der Mitte, gefesselt und verängstigt. Und wütend.
Hinter den verschlossenen Türen begannen die Wachsoldaten zu rufen. Sie hörte ihre Waffen klirren, aber sie kamen nicht zu dem Raum, in dem sie gefangen gehalten wurde. Es klang, als wären sie kampfbereit, denn sie hörte, wie die Männer zusammenliefen und wirre Befehle riefen. War der Sheriff mutiger geworden und hatte sich zu einer offenen Auseinandersetzung mit Dryden entschieden?
Ein Schlüssel wurde in das rostige Schloss geschoben und herumgedreht.
Wie gewöhnlich ganz in Schwarz gekleidet, erschien Sheriff Finch in der Tür. Ihr Blick fiel auf seine Augen und sein fades braunes Haar. In der Hand hielt er einen mit Edelsteinen verzierten Dolch.
Ada schrie.
„Haltet die Waffen bereit!“
Robin zog einen besonderen Pfeil aus seinem Köcher. Anstatt einer scharfen metallenen Spitze hatte dieser vorn eine Kugel aus fest gewickelter Wolle. So wirkte er mehr wie eine schlanke Kerze als wie ein Pfeil. Robin tauchte ihn in die gelatineartige Lösung. Der Mann, der die Verantwortung für das Fass innehatte, ließ schnell den Lederdeckel wieder zuklappen, um den Inhalt vor Regen zu schützen.
Er staunte über das Wunder, das er hier sah. Jeder Wassertropfen verursachte ein Zischen auf der Pfeilspitze. Als er die getränkte Wolle in die Wanne mit dem Regenwasser hielt, entzündete sie sich, und eine helle Flamme brannte. Der Regen vermochte die Flamme nicht zu löschen, im Gegenteil, sie brannte immer heller. Er hörte seine Männer – erwachsene Männer, die große Erfahrung im Kampf hatten – Staunen und Unbehagen äußern über dieses unnatürliche Feuer.
Aber dann gingen die Luken auf. Drydens Bogenschützen begannen ihren Angriff auf Robins Gruppe.
Weder überrascht noch entmutigt sah er, wie die Falle zuschnappte. Wenigstens Will und ein paar der anderen hatten es ins Schloss geschafft. „Bogenschützen! Zu mir!“
Eine Reihe von Männern stand bereit, die Pfeile abzufeuern, die kein Wasser zu löschen vermochte.
In hohem Bogen flogen brennende Pfeile durch die Luft, schimmernd vor den dunklen Wolken des Abendsturms. Einigen flogen im Wind zu weit, doch die meisten trafen direkt ins Ziel, die hölzernen Galerien, die die gegnerischen Bogenschützen abschirmten. Die Pfeile brannten immer weiter. Kein Wasser erstickte ihren flammenden Hunger, bis selbst das vom Regen durchtränkte Holz ein Opfer der glühenden Hitze wurde und Feuer fing.
„Noch einmal!“
Eine weitere Runde der fliegenden Fackeln traf Bainbridges Befestigungsanlagen. Die verbliebenen Männer, die vor dem Gitter festsaßen, feuerten hinter ihren Schilden hervor gewöhnliche Pfeile ab. Von der Galerie stürzten Männer herab, einige brennend, alle schreiend.
„Sieh nur, Robin! Als würde der Regen allein nicht genügen!“
Robin schaute in die Richtung, die Hargrave ihm wies. Drydens Soldaten schütteten Eimer voll Wasser auf das brennende Holz. Die Flammen schlugen höher. Robin grinste und staunte. Noch nie hatte er
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