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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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kleiner als er, blind, verhasst und gefürchtet von den Bauern, die sie widerstrebend aufgenommen hatten – und sie schickte ihn fort. Ja, er hätte gern gelacht, aber er war zu sehr damit beschäftigt, sich gegen die Stiche zu wehren, die sie seinem Stolz versetzt hatte.
    Ein Erinnerungsfetzen tauchte auf. Ihm fiel ein, wie sie Hendon verlockt hatte, indem sie behauptete, mit dem Erben des Earls in Verbindung zu stehen. Unerwartete Eifersucht durchfuhr ihn, als er sich Meg und den Edelmann zusammen vorstellte.
    Nein. Er konnte es sich nicht leisten, so zu denken. Marian. Sicherheit. Seinen Namen reinwaschen. Er hatte schon zu viel Zeit vergeudet. Nichts sonst ging ihn etwas an, nicht einmal die seltsame blinde Frau, die er Finch übergeben würde.
    „Ich nehme an, Ihr habt keine Verwendung für mich, solange Ihr Dryden habt.“
    Der gleichmäßige Rhythmus, mit dem ihr Atem ihr Mieder gehoben und gesenkt hatte, stockte. „Wie bitte?“
    „Ihr sagtet es zu Hendon. Dass Ihr den Sohn des Earls näher kennt.“
    „Ich habe gelogen.“
    „Stimmt das?“
    Ihre unergründliche Miene verriet ihm nichts. „Ihr scheint nicht mitbekommen zu haben, dass ich sage, was nötig ist, um mein Ziel zu erreichen.“
    „Das ist keine Antwort.“
    „Nein. Es ist ein Urteil über Euer Wahrnehmungsvermögen. Er ist der Erbe des Earls und wird mir anstelle seines Vaters helfen.“
    „Ich traue ihm nicht.“
    „Oh, das ist gut, Scarlet! Er schlägt Euch im Zweikampf, und damit ist er nicht vertrauenswürdig.“
    Ihr leerer Blick war auf ihn gerichtet, konfrontierte ihn mit dem sichtbaren Zeichen ihrer Blindheit. Allmählich verstand er, dass es ein Zeichen der Herausforderung war, denn sie tat das nur, wenn ihr keine anderen Möglichkeiten mehr blieben oder wenn die Gefühle sie zu überwältigen drohten.
    „Er ist bei dem Hinterhalt geflohen“, sagte er. „Sein Vater wurde erschlagen, aber er blieb nicht, um zu kämpfen.“
    „Entsetzen. Angst. Ich bin sicher, Ihr habt beides empfunden.“
    Er musste zugeben, dass er aus lauter Angst angegriffen hatte, aber Will war noch nie vor einem Kampf davongelaufen, wenn er damit seine Waffenkameraden im Stich ließ. Er starrte auf Megs Lippen, hasste sich für den plötzlichen Wunsch, ihr seinen Wert zu beweisen, mochte es auch nur mit Worten sein. Aber alles, was mit Wert, Kühnheit und Mut zu tun hatte, rührte zu sehr an unerwünschte Erinnerungen. Er presste die Lippen zusammen und strich mit dem Daumennagel über die lange verheilte Narbe an seiner Handfläche, die einen deutlich fühlbaren Wulst bildete.
    „Ihr traut ihm auch nicht“, sagte er schließlich.
    „Woher wollt Ihr das wissen?“
    „Warum verheimlicht Ihr ihm, welche Rolle ich bei Adas Festnahme gespielt habe?“
    Sie runzelte die Stirn. „Das geht ihn nichts an.“
    „Weil Ihr ihm nicht traut.“
    „Hört auf damit!“
    Sie ballte die Hände zu Fäusten und stürzte sich auf ihn. Vielleicht bewegte sie sich langsamer, weil sie müde war, oder er hatte gelernt, sich vor ihren wütenden Angriffen zu schützen, die sie so schnell einsetzte. Schmeicheln. Herausfordern. Angreifen. Allmählich erkannte er das Muster hinter ihrem Verhalten. Jedenfalls packte er ihre schmalen Handgelenke und fing so ihre Schläge ab. Zwei Mal drehte er sie herum und stieß sie von sich. Meg taumelte und fiel in das Laub.
    Sie rappelte sich wieder auf und wich vor ihm zurück. Will verspürte den kindischen Wunsch, den Atem anzuhalten, um sich vor ihren aufmerksamen Ohren zu verbergen, aber ein Anflug von Verlangen erschwerte ihm diese Aufgabe. Mit ihr zu ringen spielte seiner Selbstbeherrschung einen Streich.
    „Ihr braucht mich immer noch“, stieß er mit zugeschnürter Kehle hervor.
    Meg fuhr herum. „Das ist lächerlich.“
    „Kennt Ihr Nottingham? Oder das Schloss? Nein.“
    „Aber Ihr kennt es vermutlich.“
    Er runzelte die Stirn. „So wie ich meinen eigenen Vater kenne.“
    „Nein, nein“, wehrte sie ab. „Ihr würdet mir vermutlich mehr Schwierigkeiten bereiten, als Ihr mir nützen könntet.“
    „Wie das?“
    „Wenn Euch der Sheriff sein Ohr leiht und Ihr ihm verratet, dass ich die eigentliche Alchemistin bin, dann wäre das Leben leichter für Will Scarlet.“
    Ihre Blindheit hatte ihm nur Schwierigkeiten bereitet. Sie hätte seinen Namen reinwaschen oder ihre gemeinsame Flucht durch den Walderleichtern können. Aber in diesem Augenblick war er froh über ihre Unvollkommenheit. Er war darauf vorbereitet gewesen,

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