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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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Meg flößt mir Angst ein.“
    „Dir und allen anderen hier.“ Will bemerkte, dass der Junge seine Hände stets in der Nähe seiner Waffen hielt und seine Haltung drückte Misstrauen und Kampfbereitschaft aus. „Bist du so gut im Umgang mit dem Bogen, wie es den Eindruck macht?“
    Jacob sah ihm in die Augen. „Ja.“
    „Das werde ich mir merken. Und du wirst dir merken, dass zwischen der Wirklichkeit und den Balladen ein Unterschied besteht.“
    Der durchdringende Geruch von feuchten Blättern im Feuer zog über die Lichtung. Meg saß allein. Unter ihrem Kleid schlugen ihre Knie gegeneinander, eine Reaktion auf die Kälte, Erschöpfung und Enttäuschung. Sie streckte ihre steifen Arme aus und versuchte, nicht daran zu denken, wie schrecklich sie aussehen musste. Ihre Haut juckte. Ihr Haar war voller Kletten. Trotz des Flusswassers roch ihre Haut noch nach Liebe und Schweiß, eine ständige Erinnerung an ihre Nacht mit Scarlet, die sie fast in die Verzweiflung trieb.
    Die Rufe von Fledermäusen und das Heulen einer Eule kündeten vom baldigen Einbruch der Nacht, und irgendwo in der Dunkelheit stand Scarlet und beobachtete sie. Es war ihr unmöglich, seinen genauen Standort auszumachen, aber sie war sicher, dass er sie nicht verlassen hatte. Bestimmt wollte er sie noch wegen des Eisenhuts zur Rede stellen, ein Gespräch, dem sie nur würde entgehen können, wenn sie die Lichtung verließ. Doch sie würde nicht ohne Dryden gehen, der ihre letzte und beste Chance bot, Ada zu befreien.
    Sie verfluchte sich selbst beinahe so heftig wie sie Will Scarlet verfluchte.
    „Hallo Meg.“
    Sie zuckte zusammen. „Hugo.“
    Als handelte es sich um ein Experiment, verfolgte sie aufmerksam, wie ihr Körper auf seine klirrende Stimme reagierte. Sie atmete schneller. Ihre Finger begannen zu zittern, das Blut in ihren Schläfen zu pochen. Die Kühnheit, die sie vorhin aufgebracht hatte, als sie wusste, dass ein Dutzend erwartungsvoller Blicke auf sie gerichtet waren, während sie sprach, löste sich immer mehr auf.
    Übrig blieb nur die Erschöpfung, zusammen mit dem Wissen, dass sie sich kaum wehren konnte. Einst hatte sie Hugo geliebt, den Dieb von Tunneley Wood, und hatte ihn über alle Maßen begehrt. Die Vorstellung, dass diese sündhaften Empfindungen zurückkehren könnten, erschreckte sie ebenso sehr wie das laute Rauschen des Flusses. Sie konnte sich nichts Peinlicheres vorstellen, als sich noch einmal von ihm zum Narren machen zu lassen.
    Bewusst erhob sie sich betont langsam. Sie wollte nicht sitzen bleiben, damit er sich über sie beugen und auf sie hinabblicken konnte. „Was wollt Ihr?“
    „Euch warnen“, sagte er. „Ihr wusstet, dass niemand Euch fortschicken würde, verrückte Hexe, die Ihr seid. Aber wenn Ihr Eure Tricks noch einmal an mir versucht, dann solltet Ihr mit offenen Augen – nein, Ohren schlafen.“ Als er näher trat, spürte sie seinen gleichmäßigen Atem. „Oder Ihr sucht Schutz in meinem Bett.“
    „Wohl kaum.“
    Er lachte, kalt und mitleidlos. „Wo ist Eure Schwester?“
    „Sie ist verschwunden.“ Meg fühlte sich wie betäubt. „Aber ich nehme an, das wusstet Ihr schon.“
    „Vermutlich. Es überrascht mich, dass Ihr mir deswegen noch keine Vorwürfe gemacht habt.“
    „Ihr tragt an vielen Dingen die Schuld, aber nicht an ihrem Verschwinden.“
    „Euer Vertrauen wärmt mir das Herz, Meg.“ Er strich mit der Hand über ihre Schulter bis zu ihrem Ellenbogen, zog sie näher an sich. Sie betrat feindliches Terrain. „Kommt jetzt, wärmt auch den Rest von mir.“
    Meg erstarrte, dann erschauerte sie. „Lasst mich los.“
    Sie spürte, wie starke Arme sie umfingen, sich um ihren Rücken legten. Er roch nach Holzfeuer und Ale. Verführerisch streifte er mit den Lippen ihren Mund, lockte sie. Erinnerungen an vergangene Leidenschaft mischten sich mit Schamgefühl. Sie sollte ihn schlagen. Ihn treten. Ihn hassen.
    Aber sie konnte nichts anderes empfinden als dass jemand sie in der Dunkelheit hielt. Und sie hasste nichts so sehr wie ihre Isolation. Sie schmiegte sich an ihn, Hitze umfing sie beide.
    „Ich dachte, Ihr würdet mich willkommen heißen, wenn Ihr nicht auf Ada Rücksicht nehmen müsst.“
    Ein alter Schmerz loderte auf und drohte sie zu überwältigen. Bedauern und das Gefühl von Verrat verursachten ihr Kopfschmerzen.
    „Ihr meint wohl, Euch in mir willkommen heißen? Ich bin nicht so wie Ihr, und ich bin nicht Ada. Haltet Ihr mich für so wenig loyal?“
    „Nein“,

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