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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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Vorstellung, dass Dryden sie im Stich gelassen haben könnte.
    Schlimmer noch, sie fürchtete, er könnte sich als weniger wertvoll erweisen als der Mann, den sie an einen Baum gefesselt zurückgelassen hatte.
    Nein, sie konnte nicht fortgehen und sich den Weg nach Hause suchen. Sie konnte nichts anderes tun, als an die Wand gepresst dastehen und abwarten, ob Dryden sein Wort hielt. Langsam atmete sie ein und aus, um ihr wachsendes Unbehagen zu vertreiben.
    Am Ende der Halle wurde es unruhig, als zwei Herolde erschienen und in ihre Fanfaren bliesen. Sie hörte, wie etwas über den steinernen Boden geschoben wurde, offenbar wurden Tische oder Bänke verschoben. Rufe und Gelächter ertönten, gefolgt von Applaus.
    „Das ist die Zuckerspeise.“
    Sie fuhr zusammen, holte aus und boxte Dryden in die Schulter. „Ihr dürft mich nicht erschrecken.“
    „Verzeiht mir.“
    Es gefiel ihr, dass seine Entschuldigung ehrlich klang; nichts lag darin von Hugos Grausamkeit oder von Wills Neckereien. „Habt Ihr Finch gefunden?“
    „Er hält sich mit seinem Gefolge am anderen Ende der Halle auf, aber ich habe noch nicht mit ihm gesprochen.“ Dryden nahm ihre Hand und legte ein großes Stück Brot hinein. „Hier, esst das. Ich habe es von einem der Bäcker.“
    „Vielen Dank!“ Sie hob das duftende Weizenbrot hoch, hielt es unter ihre Nase und atmete den würzigen Geruch tief ein. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, doch sie aß langsam und genüsslich.
    „Soll ich dem Mundschenk winken, damit er Ale oder Wein bringt?“
    Meg runzelte die Stirn. Zwar wusste sie zu schätzen, dass er sich um ihre Bedürfnisse kümmerte, aber sie wunderte sich über seinen Mangel an Scharfsinn. Schließlich durften sie nicht noch mehr Aufsehen erregen, als sie es schon durch ihre Ankunft getan hatten. Ja, sie hätte gern zusammen mit allen anderen gegessen und getrunken, aber jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt zum Feiern. Drydens mangelnde Vorsicht beunruhigte sie und veranlasste sie, auch jene Entscheidungen infrage zu stellen, die vernünftig gewirkt hatten. Sie wollte ihn drängen, damit er etwas unternahm.
    „Nein, das Brot genügt“, sagte sie. „Wie ist es mit der Zuckerfigur?“
    „Sie bringen sie mit einem Karren in die Mitte der Halle. Sie ist mehrere Handbreit hoch und hat die Form eines Schwans.“
    Fragend hob sie die Brauen. „Ich frage mich, woher sie all den Zucker haben.“
    „Und rechtzeitig für das Fest. Ich bin beeindruckt.“
    „Offenbar verfügt der Sheriff über Vorräte.“ Sie verzog das Gesicht, da ihr wieder bewusst wurde, warum sie hier waren. „Das weckt in mir Befürchtungen in Bezug auf das, was uns hier erwarten könnte.“
    Er murmelte etwas Unverständliches und stellte ihre Geduld damit auf eine harte Probe. „Der Verwalter hat das Zeichen gegeben, die Tischtücher wechseln zu lassen, was bedeutet, dass bald mit der Unterhaltung angefangen wird.“
    Ehe Dryden seinen Satz beendet hatte, brach die Menge in Applaus aus. Musik erfüllte die Halle mit den Klängen von Lauten und Trommeln. „Was passiert jetzt?“
    „Zuerst kommen die Akrobaten, die Maskenträger warten noch auf ihren Auftritt.“
    Gegen ihren Willen musste sie lächeln, als sie sich an die Feste aus ihrer Kindheit erinnerte. Einmal im Frühling hatte sie Ada und ihren Vater zum Maifest auf Lord Whitstowes Schloss begleitet. Die Akrobaten hatten zweifarbige Tuniken getragen, verziert mit Samtbändern, deren Goldfäden bei jedem Kunststück geglitzert hatten. Narren, die Gesichter hinter Masken aus Gold und Weiß verborgen, hatten die Menge durchstreift auf der Suche nach Opfern für ihre Scherze. Seite an Seite mit Ada hatte sie mit den anderen gelacht und gejubelt, genau wie es die Gäste des Sheriffs jetzt taten.
    Bitterkeit mischte sich in die träumerischen Erinnerungen an die Vergangenheit. Die Gedanken daran, dass sie und ihre Familie vor Jahren noch eins gewesen waren, versetzten ihr einen Stich ins Herz.
    Die Gäste sangen einen Kanon und erfüllten die Halle mit ihren unterschiedlichen Stimmlagen. Hohe Soprane erklangen über tiefen Bässen, während die Unmusikalischen unter ihnen versuchten, sich einzufügen. Dryden wandte sich um. Sein Tonfall und seine Haltung erzwangen eine peinliche Vertrautheit. „Meg, in Finchs Gefolge habe ich jemanden entdeckt, dessen Anwesenheit mich beunruhigt.“
    „Wen?“
    „Es ist Gilbert, der jüngste Bruder meines Vaters.“
    „Was befürchtet Ihr, Milord?“
    „Wenn Stephen und ich

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