Verwegene Herzen (German Edition)
fragte er sich, ob es sich wohl jemals ändern würde. Die Bauern würden wohl kaum die Tore stürmen und Gerechtigkeit verlangen, nicht einmal, wenn ihre Freunde und Familien von der wachsenden Macht des nächsten Sheriffs bedroht wurden.
Aber er hatte sich verändert. Die Gleichgültigkeit, die er sich zugelegt und die er gepflegt hatte, war verschwunden. Er schüttelte den Kopf. Wie war es Robin nur gelungen, überhaupt Widerstand zu organisieren? Wie, ohne den Verstand angesichts solcher Apathie zu verlieren, die von Will eingeschlossen?
Noch einmal überprüfte er seine Maske, und dann, als sein Zeichen kam, stürmte er zwischen die langen rechteckigen Tische. Zwei andere Narren in gleichen Kostümen taten so, als stießen sie die Darsteller des Mummenschanzes fort. Ein vierter Mann sprang auf eine Anrichte und begann, mit Brotlaiben zu jonglieren. Seine roten Stiefel brachten die Teller auf dem offenen Regal zum Klirren. Als sich der verärgerte Schankwirt auf ihn stürzte, sprang er von dem Schrank wieder hinunter und lief um die Halle. Gelächter brach aus und verwischte die Grenze zwischen Wahrheit und Spiel.
Inmitten der Narren stand Will und verbeugte sich übertrieben in alle vier Himmelsrichtungen, auf der Suche nach Feinden und Widersachern. Finch und Carlisle entdeckte er am Haupttisch, umgeben von einem Dutzend gut bewaffneter Soldaten. Zwischen den Verbeugungen sah er, wie Dryden sich der Gruppe des Sheriffs näherte.
Als er in die Richtung blickte, aus der der Edelmann gekommen war, erspähte er Meg. Sie stand da, an die Wand gepresst, verschleiert und halb verborgen hinter Wandbehängen. Ihre angespannte Haltung verriet ihm, dass sie voller Furcht war. Vermutlich ärgerte sie sich auch, weil Dryden ihr Ada noch nicht gebracht hatte.
Ein Narr ging vorüber mit einem schreienden Schauspieler über der Schulter. Er lief zwischen den rechteckigen Tischen hin und her und zeigte für einen so dünnen Menschen erstaunlich viel Kraft. Als ein weiterer Narr auf ihn zukam, begann Will, den anderen nachzuahmen, von der Armhaltung bis zu der Art, wie er den Kopf bewegte. Der Mann ging darauf ein, und zusammen setzten sie das Spiel fort.
Sein Gegenüber nahm eine Fasanenkeule aus der Hand einer bleichen jungen Frau und forderte ihn zu einem Duell auf. „Zum Angriff, Schurke!“
Will trat zurück und griff nach einem leeren Tablett, das zu seinem Schild wurde. Anfeuerungsrufe ertönten, als sie ihr Duell begannen. Jedes Mal, wenn die Fasanenkeule gegen das silberne Tablett traf, gab es ein dumpfes Geräusch, als ob ein Schädel auf einen harten Gegenstand treffen würde.
Während er den lächerlichen, übertriebenen Angriffen des anderen Mannes auswich, sprang Will hin und her. Dann schlug er mit der Faust gegen die Innenseite des Tabletts. „Ist das alles, was Ihr zu bieten habt?“
Der Narr ging auch darauf ein. Er sprang von einem Fuß auf den anderen, sodass seine Kappe hin und her pendelte. „Ich habe noch mehr zu bieten, aber das hebe ich mir besser für die Dirnen auf.“
„Diese Dirne?“ Der Jongleur hatte die Brotlaibe fallen lassen und hielt jetzt eine stämmige Frau in den Armen.
„Genau!“ Wills Gegner warf seine Waffe fort und packte seine neue Beute. „Die Nacht ist für die Liebe da, nicht für den Kampf!“
Das Gesicht der Frau wurde rot vor Empörung. Ein weiteres halbes Dutzend Frauen, einige freiwillig, während andere von den Bänken gezogen werden mussten, gesellte sich zu einem wilden Tanz.
Während er Dryden und Finch am anderen Ende der Halle aus dem Augenwinkel beobachtete, nutzte Will das Durcheinander, um seine Rolle als Narr aufzugeben. Er lief über den mit duftenden Kräutern und Stroh bedeckten Boden und sprang über einen Tisch, um nicht länger im Mittelpunkt zu stehen. Als die Behänge an der Nordwand ihn vor Blicken schützten, nahm er die Maske ab. Die dumpfe, warme Luft in der großen Halle fühlte sich nach so vielen Minuten hinter der Keramik angenehm kühl an, und er spürte seinen Atem nicht mehr feucht auf seiner Haut.
Meg stand in derselben Ecke, die Hände zu beiden Seiten ihrer Hüften fest gegen die Wand gepresst. Sie schien von Panik erfüllt. Vermutlich hatte sie Angst. Dryden war noch nicht zurückgekehrt, und Zweifel raubten ihr sicherlich die Ruhe. Allein hier zurückgeblieben zu sein, ohne einen Verbündeten oder eine Möglichkeit zur Flucht – nicht einmal sie konnte angesichts eines solchen Albtraums die Fassung bewahren.
Er erinnerte
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