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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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verliehen ihm einen federnden Schritt. Widerstrebend trottete Asem hinter ihm her.
    Zwar wusste Will es zu schätzen, dass Jacob ihn gerettet hatte – denn niemand sonst hier im Wald hätte ihm helfen können –, doch er durfte nicht erlauben, dass der Junge ihn nach Nottingham begleitete. Die Chancen auf einen Erfolg standen schlecht, und daher musste er Jacob schützen.
    Obwohl er nicht einmal eine entfernte Ahnung hatte, wie er für einen Erfolg sorgen könnte.
    Aber er hätte lieber seine linke Hand gegeben, als den Stolz des Jungen zu verletzen. Für Jacobs jugendliche Würde empfand er nichts als Respekt, und seine Verantwortung war nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
    Als Will Robin und König Richard gegen Prinz John begleitet hatte, hatte er sich für einen erwachsenen, fähigen Mann gehalten. Robins Versuche, auf ihn aufzupassen, hatten seiner jugendlichen Überheblichkeit zugesetzt. War er tatsächlich so jung gewesen? So jung wie Jacob? Hatte er so viel Schutz gebraucht, vor sich selbst und den Gefahren? Von seinem jetzigen Standpunkt aus veränderten sich die Erinnerungen an jene Tage, und gegen seinen Willen musste er Robins Bemühungen, ihn zu leiten, anerkennen.
    Er stieg in Jacobs enge Stiefel und schloss die Bänder an der Innenseite. Dann strich er sich mit zitternden Händen durchs Haar und versuchte, seine angespannten Schultern zu lockern. Den halbvollen Köcher hängte er sich über den Rücken. Nur ungern gestand er sich die Wahrheit ein, aber es hatte sich gelohnt, den Bogen wieder in die Hand zu nehmen. Die rhythmischen Bewegungen des Spannens und Schießens, die Zufriedenheit, als er das Ziel getroffen hatte – die Waffe hatte einen Teil von ihm wieder zum Leben erweckt, der es genoss, geschickt und erfolgreich zu sein.
    Sich wegen Robin so gegen sein Naturell zu verwehren ergab weniger Sinn denn je.
    Matt erhellte das Sonnenlicht den stahlgrauen Himmel. Es war beinahe Mittag. Mit etwas Glück und Geschick könnte er noch vor Einbruch der Dämmerung das Schloss verlassen, nachdem er seine Angelegenheiten mit Finch erledigt hatte. Mit langen Schritten legte er die Strecke auf der Landstraße zurück, erfüllt von einem Unbehagen, dessen Ursache er lieber nicht ergründen wollte.
    Nachdem er den Trent überquert hatte, verließ er die Brücke, damit er nicht sofort gesehen werden konnte. Hohe Mauern, aus Granit errichtet, umgaben die südöstliche Seite der Stadt. Die Granitblöcke waren importiert worden, weil der hier verbreitete Sandstein zu weich war für Verteidigungsmauern. Am südöstlichen Tor warteten Dutzende von Händlern, Bauern, Soldaten und Festbesuchern darauf, eingelassen zu werden.
    Die Farbe Braun, die zum Teil praktisch war, zum Teil durch den Schmutz und Staub des Landlebens entstand, war häufiger vertreten als jede andere Farbe. Zwischen den Leuten, ihren Tieren und Waren wirkten eine gelegentlich aufblitzende Rüstung oder eine bunt gefärbte Tunika wie eine Eiche mitten in einem abgeernteten Feld. Ein junges Mädchen mit wehendem langem Haar in einer himmelblauen Tunika tauchte immer wieder auf und verschwand wieder.
    Will betrachtete die Szenerie und genoss die Farben mehr als je zuvor. Megs verfluchter Einfluss dehnte sich auf die Sinne aus, mit denen er die Welt wahrnahm. Sie war wie der Wind, der vor einem Regenguss aufkam, eine elementare Präsenz, und sie war irgendwo hier.
    Aus dem Köcher an seinem Rücken zog er eine lederne Tasche heraus. Er wusste nicht, wie eine voll ausgerüstete Armee Megs Schwarzpulver einsetzen würde, aber zumindest könnte er die Schlange am Tor vielleicht damit verkleinern. Er ließ eine Handvoll davon in die Aufschläge von Jacobs Lederstiefeln gleiten und hielt eine weitere bereit. Die Kapuze seines Umhangs würde sein Gesicht vor möglichen Beobachtern verbergen, auch wenn sie sein Blickfeld einschränkte.
    In Sichtweite der Tore bemerkte er vier leicht gerüstete Streitrösser. Normannische Ritter erhoben sich stolz in ihren Sätteln zwischen den Bürgerlichen, ihre blauweißen Tuniken flatterten im Wind, und die silbernen Rüstungen schimmerten matt unter dem bleischweren Himmel.
    Mit gesenktem Kopf schlüpfte er zwischen den Wartenden hindurch, den Blick auf ein Ziel gerichtet: Das Leitpferd. Unruhig scharrte es mit den Hufen direkt vor dem Tor, beunruhigt durch diese Menge von Menschen und Waren. Der Ritter auf dem Rücken des Tieres – kerzengerade aufgerichtet zwischen einer Ansammlung von Waffen und

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