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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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Rüstungsteilen – hielt gelassen die Zügel.
    Nach einem raschen Gebet zu den Heiligen, die die Narren beschützten, sprang Will vor das große Streitross und warf eine Handvoll der leinenen Beutelchen unter die beschlagenen Hufe. Ein Dutzend Mal knallte es laut wie Donnerschläge.
    Chaos brach aus. Der große Hengst bäumte sich auf, die Vorderhufe erhoben sich hoch über Wills Kopf. Der duckte sich, sprang beiseite und rannte geradewegs gegen das Mädchen in Himmelblau. Sie stolperten übereinander, verwickelten sich im Stoff ihrer langen Tunika, fielen in den Schmutz. Beinahe erstickt von Will, stieß das Mädchen prompt einen Schrei aus.
    Der Ritter versuchte vergeblich, sein verstörtes Pferd zu beruhigen, während Will sich darum bemühte, das schreiende Mädchen zu besänftigen. Er sah in ihre weit aufgerissenen Augen. Sie waren himmelblau. Wie ihre Tunika.
    Es schien unmöglich, doch sie riss die Augen noch weiter auf. Dann wurden ihre Schreie markerschütternd.
    Über seine Schulter hinweg erhaschte Will einen Blick auf das, was ihr solche Angst machte: Der halb verrückte Hengst, der hinter ihnen scheute. Die Hufe hoch erhoben, zeigte das Tier ihnen den hellen Bauch. Will fasste das Mädchen und rollte sich mit ihm zur Seite, weiter und weiter, bis Schwindel und Schmutz ihm die Sicht raubten. Als sie aus der Reichweite des Hengstes waren, zerrte er das Mädchen auf die Füße und stieß sie gegen die Außenmauer der Stadt.
    „Bleib hier.“ Der Staub und die Erregung ließen seine Stimme zu einem heiseren Flüstern werden.
    Das Mädchen duckte sich und schien bereit zu sein, davonzustürmen, ohne Rücksicht auf Richtung oder Sicherheit. Angst lag in seinem Blick. Die schmutzige Tunika des Mädchens verschmolz jetzt mit dem Braun der anderen. Er umfasste ihr Kinn. „Bleib hier, bis alles ruhig ist. Hast du mich gehört?“
    Sie nickte matt und erlaubte Will damit, zu entkommen.

18. Kapitel
    Nicht kämpfen konnte er, noch fliehen.
    und wusste nicht, was tun …
    „Robin Hood and the Beggar, II“
    Ballade, 17. Jahrhundert
    M  eg presste eine Hand flach auf ihren Bauch; längst war das flaue Gefühl der Anspannung dem Hunger gewichen. Seit sie die Hütte vor Tagesanbruch verlassen hatten, hatte sie nichts mehr gegessen. Die Gerüche von gebratenem Fleisch, Gemüse und frischem Brot ließen sie schwindelig werden vor Verlangen. Die Festbesucher schlürften und schmatzten zufrieden. Das Lärmen und Klappern in dem überfüllten Bankettsaal übertönte das Knurren ihres Magens.
    Aber sie gratulierte sich dazu, eine kluge Entscheidung getroffen zu haben. Gregory Dryden, der künftige Earl of Whitstowe. Sein Name und seine Person öffneten Türen. Arm in Arm waren sie durch das Haupttor des Schlosses geschritten, so mühelos, wie sie die Stadt betreten hatten.
    Sie wollte essen, aber sie wagte es nicht, von der Wand wegzutreten, an der Dryden sie zurückgelassen hatte. Sie fühlte sich,als wäre sie gestrandet wie ein Bootsmann ohne Ruder, und zwang sich, so viele Eindrücke wie möglich aus der Halle in sich aufzunehmen. Hundert Menschen, vielleicht mehr. Eine hohe Decke, so wie die Stimmen widerhallten, und Teppiche an den Wänden. Jedes Wort wurde drei Mal wiederholt, eine Eigenheit, die sie erschöpfte, wenn sie versuchte, den Gesprächen zu lauschen.
    Hundert Leiber und die knisternden Feuer mehrerer Kamine erhitzten den Raum. Schweiß hatte sich unter Megs Armen gesammelt, und der enge Kragen ihres hoch geschlossenen Kleides drohte ihr die Kehle zuzuschnüren. Die schwüle Hitze, die dreifach widerhallenden Wörter, die intensiven Gerüche – das alles überflutete ihre Sinne und raubte ihr die Orientierung.
    Aber sie durfte ihren Platz nicht verlassen.
    Erschöpft lehnte sie sich an die Wand, doch der Stein hatte die Wärme des Raumes in sich aufgenommen und verschaffte ihr keine Erleichterung. Sie presste sich fester dagegen, und der Druck des Steines gegen ihre Knochen, der leichte Schmerz nahm ihr den Schwindel, sodass sie klarer zu denken vermochte.
    Wieder drückte sie die Hand gegen ihren Magen.
    Wohin war Dryden gegangen?
    Vielleicht sollte sie sich erst selbst beglückwünschen, wenn der Edelmann mit guten Nachrichten zurückkehrte – dass Finch vor ihm kapituliert hatte und Ada freigelassen würde, sobald der reumütige Sheriff die Schlüssel für das Verlies gefunden hatte. Doch natürlich wusste sie es besser. Trotzdem war jeder noch so lächerliche Gedanke weitaus angenehmer als die

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