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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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sich an die Frau, die sich im Mondlicht um sich selbst gedreht hatte, auf der Suche nach Farben, die sie nie wieder sehen würde. Mitleid, aber auch widerwilliger Stolz verwirrten seine Gedanken, seine Gefühle und Reaktionen. Diese eigensinnige Frau machte ihn wütend.
    Das vertraute Bedürfnis, sie vor der Welt zu beschützen – oder mehr noch, vor ihren eigenen übereilten Entscheidungen –, stand im größtmöglichen Widerspruch zu seinen eigenen Interessen. Wie leicht könnte er es sich doch machen! Er musste nur eine blinde Frau an drei Dutzend speisenden Gästen vorbei zum Platz von Finch ziehen und ihm seine Trophäe präsentieren.
    Die Belohnung, damit wieder in der Gunst des Sheriffs zu stehen und Marians Sicherheit garantieren zu können, hätte genügen sollen, ihn zu überzeugen. Stattdessen wollte Will ihre Hände nehmen, sie auf sein Gesicht legen und ihr Versprechungen machen. Versprechungen, die er tatsächlich halten wollte.

19. Kapitel
    „Auch wenn uns die Pflicht in
    hässlichem Gewand erscheint,
    küsse sie und du wirst sehen,
    dass abfällt jeder Schrecken.“
    – Will Scarlet
    The Merry Adventure of Robin Hood
    Howard Pyle, 1883
    W  ie wäre es mit einem Tanz, Milady?“
    Meg zuckte zusammen und schlug nach ihm, wobei sie seinen Unterarm traf. „Muss jeder hier mich erschrecken? Macht Euch das Spaß?“
    Will grinste. „Jawohl.“
    „Grässlicher Mann.“
    Dieser gerissenen Frau gelang es beinahe, ihre Furcht hinter Zorn und Verärgerung zu verbergen. Doch er war froh, die Wahrheit heraushören zu können. Endlich begann er sie zu durchschauen.
    „Ich sollte jetzt fragen, wie es Euch gelang, Euch zu befreien, aber es interessiert mich nicht“, beschied sie schroff. „Ihr kommt zu spät, um hierbei noch schädlichen Einfluss ausüben zu können.“
    „Das bezweifle ich“, erwiderte er. „Seid Ihr bereit, mit Finch zu sprechen?“
    Sie rührte sich nicht und wirkte mehr denn je wie ein in die Ecke getriebenes wildes Tier. „Dryden ist schon zu ihm gegangen.“
    Will beugte sich näher zu ihr. Mit einem Finger hob er eine Ecke ihres Schleiers hoch, sodass ihr Hals und ihr Kinn zum Vorschein kamen. Genau, wie es sich hinter der Maske angefühlt hatte, spürte er wieder seinen eigenen Atem auf seinen Lippen und sah, wie sie eine Gänsehaut bekam. „Ah ja, Dryden. Ich habe ihn gesehen. Ihr scheint Euch recht nahe zu stehen.“
    „Ihr habt uns beobachtet? Seid Ihr eifersüchtig oder tut ihr nur so, um meinen Zorn zu erregen?“
    „Ich weiß nicht. Sollte ich eifersüchtig sein, Meg? Habt ihr die Absicht, eure Zuneigung auf ihn zu richten?“ Er schob den Schleier zurück, weil er ihre Miene sehen wollte. „Ihr habt bereits bewiesen, dass Ihr dazu fähig seid. Indem Ihr seine Hilfe meiner vorgezogen habt. Wird er auch in anderer Hinsicht meinen Platz einnehmen?“
    „Ihr habt bei mir keinen Platz, den er einnehmen könnte.“ Mit einer Hand, die sie gegen sein Gesicht drückte, stieß sie ihn weg. Er spitzte die Lippen und küsste ihre Handfläche. Sie entzog sie ihm. Ihre Glieder fühlten sich an, als wären sie aus Glas: starr und zerbrechlich zugleich. „Geht jetzt, ehe Euch jemand erkennt.“
    „Das ist unmöglich.“
    Er führte ihre Hand zu seiner Narrenkappe und beobachtete belustigt, wie sie die Stirn runzelte. Sie betastete die unverkennbare Form, die Zierbänder, und ließ die Finger dann über seine viel zu weite Tunika gleiten. „Was habt Ihr da an?“
    Er lächelte breit. „Für Euch mache ich mich zum Narren.“
    „Davon bin ich überzeugt.“
    „Euer Plan läuft soweit also wie gewünscht?“
    „Ihr wisst überhaupt nichts.“
    „Entweder gehen Euch die Lügen aus, oder ich beginne sie inzwischen zu durchschauen.“
    „Unsinn.“
    „Nun, dann wollen wir doch mal sehen, was vor sich geht.“ Er spähte zwischen den Vorhängen hindurch. Die Narren setzten ihr heiteres Spiel fort und hatten schon die Hälfte der Gäste in ihre immer vulgärer werdenden Scherze einbezogen. „Euer Mann, Dryden – er spricht wahrhaftig mit dem Sheriff. Immerhin hat er den Mut dafür aufgebracht. Was habt Ihr gesagt oder getan, um ihn so weit zu bringen?“
    Sie presste die Finger wieder gegen die Mauer und tastete nach porösen Stellen zwischen den Steinen. Mörtelbrocken fielen zu Boden. „Er verhält sich ritterlich und löst ein Versprechen ein.“
    „Einst habt Ihr es bewundert, dass Hugo sich nicht um Versprechen kümmerte. Ich vermute, dass Ihr Ritterlichkeit jetzt für

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