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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Lofty
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aufgekommen und trieb nun Funken in den Nachthimmel, wo sie mit den Sternen um die Wette leuchteten. Der Rauch wirbelte in den Schatten um die Schlossmauern. Die Bürger sangen und tanzten um das Feuer, ermunterten es, seine grausige Tat fortzusetzen.
    In der Mitte erkannte er Megs Silhouette. Sie schrie und trat um sich. Jeder Tritt, den sie den glühenden Scheiten versetzte, trieb eine neue Woge aus Funken an ihren Beinen hoch.
    Will nahm die lose Handfessel in die rechte Hand und prüfte ihr Gewicht, drehte die Kette und bildete daraus eine Art Morgenstern. Dann rannte er über den Hof und schwang die Handfessel um den Knöchel eines Wachsoldaten. Mit einem raschen Zug stürzte der zu Boden. Will trat auf die Hand des Mannes und nahm seinen Schild.
    Mit dem Schild über dem linken Arm drängte er sich durch die Menge. Was er sich damit nicht an Platz verschaffte, das gelang ihm mit der Handfessel, die er schleuderte und damit Körper und Köpfe traf. Verwirrt von dem Wahnsinnigen in ihrer Mitte, wichen die Bürger Nottinghams zurück.
    Vor dem Feuer ließ er den Schild auf die Steine fallen und zog die schwere Tüte mit Zucker aus dem Beutel. Er schüttete ihn auf den Schild, ließ den Beutel darauf fallen und schlug mit der Handfessel darauf. Megs Schwarzpulver explodierte. Die verschiedensten Säuren schäumten blasig auf und verstärkten den Rauch noch.
    Schreiend wichen die Leute zurück. Will packte einen Mann und nahm ihm sein Kurzschwert und seinen Umhang ab. Der beißende Rauch versperrte ihm die Sicht, und er krümmte sich, als ein Hustenanfall ihn packte. Der Rauch brannte in seinen Lungen und raubte ihm den Atem.
    „Bleibt hier! Das ist das Werk der Hexe!“
    Beim Klang der vertrauten Stimme fuhr Will herum. Etwa zweihundert Menschen umstanden das Feuer, aber nur zwei davon interessierten ihn.
    Meg. Und Hugo.
    Aber Hugo konnte warten.
    Er tauchte den Umhang in ein Fass mit Regenwasser, dann zog er ihn über den Kopf. Rasch hastete er an Hugo vorbei und kletterte an dem Scheiterhaufen hinauf. „Meg!“
    Er rechnete damit, dass sie bewusstlos war. Er rechnete damit, dass sie mindestens so außer sich war wie der Pöbel. Und vermutlich rechnete er damit, dass sie sich verändert hatte.
    Aber sie war immer noch dieselbe, und sie war wütend.
    „Hugo hat das getan!“
    „Ich weiß.“
    Schmerzhaft versengten die Flammen seine Beine. Mit dem Kurzschwert durchtrennte er die schmorenden Stricke und befreite ihre Hände. Dann hielt er den feuchten Stoff an ihr Gesicht. Nach vier Schritten sprangen sie aus dem Feuer und landeten auf den Steinen des Innenhofs.
    Schwer atmend sank sie auf Hände und Knie, den Kopf tief gebeugt. Will schlug mit dem Umhang auf ihr Kleid und erstickte ein Dutzend kleine Feuer. Er schlang die versengte Wolle um ihren Körper und drückte ihr das Kurzschwert in die Hand. „Bleib hier. Ich komme gleich wieder.“
    Damit machte er kehrt und rannte zurück zu dem Scheiterhaufen.
    Hugo versuchte, seine zurückweichenden Getreuen zu halten. „Sie muss brennen! Der Rauch beweist ihre Sünden!“
    Er drehte sich herum und trat damit direkt in Wills Reichweite. Die herabhängende Metallfessel traf ihn an der Stirn. Blut strömte ihm aus der Nase. Das Knacken der Knochen weckte in Will den Wunsch nach mehr. Finch, Carlisle, nicht einmal Dryden, der Feigling – keiner von ihnen spielte jetzt eine Rolle. Sein Zorn entlud sich an dem niederträchtigen, elenden Dieb.
    Hugo zog einen Dolch aus seiner Tunika, aber Will sprang zur Seite. Dabei stolperte er über einen Holzscheit am Fuß des Scheiterhaufens und stürzte. Die Flammen verbrannten seine Hüften. Dann sah er den schmorenden Schild zu seiner Linken. Er rollte sich von den Flammen weg und nahm ein glühendes Holzstück mit. Hugo stieß mit dem Dolch zu und verfehlte nur knapp seinen Hals.
    Der Griff des Schildes war inzwischen verbrannt. Will schüttelte seine verletzte Hand, doch nichts geschah. Mit dem Gegner im Rücken und ohne Möglichkeit, den Schild zu benutzen, konnte er das Metallstück nur mit dem Fuß treten. Hugo wich aus und sprang auf ihn zu.
    Mit dem Feuerholz schlug Will seinem Gegner auf den Kopf, dessen Mütze Feuer fing. Der Dolch streifte Wills Unterarm, doch er empfand keinen Schmerz mehr. Alle Empfindungen vermischten sich zu einer einzigen.
    Er drehte sich herum und warf sich mit aller Kraft gegen Hugos Körper, sodass der zusammensackte. Sein Kopf traf mit einem dumpfen Geräusch den steinernen Boden. Als sein

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