Verwegene Herzen (German Edition)
Haar Feuer fing, schrie Hugo auf.
„Scarlet!“ Er wand sich, warf sich hin und her. Flammen stiegen von seinem Kopf auf. „Ich flehe Euch an!“
Will drückte sein Knie auf den Arm des Diebes und packte den Dolch. „Du wirst ihr nie wieder wehtun.“
Die Flammen hatten Hugos Gesicht erreicht. Seinem Leben ein Ende zu bereiten war ein Gnadenakt, den er nicht verdiente. Aber mit einer raschen Bewegung des Dolches tat Will genau das.
25. Kapitel
In Leidenschaft bin ich entbrannt,
für den wilden Wald.
Frei mögen wir sein, so sag mir,
gehst du dorthin mit mir bald?
The Foresters: Robin Hood and Maid Marian
Alfred Lord Tennyson, 1892
S chreiend stoben die Leute um sie herum auseinander. Die Abendluft war erfüllt von dem Geruch nach verbranntem Holz und stinkendem Schwefel, zusammen mit dem beißenden Aroma von Salzsäure. Will musste zusätzlich Rauch gemacht haben. Meg schluckte schwer, hustete und erbrach sich dann.
Benommenheit drohte sie zu überwältigen, aber sie kroch weg von dem Feuer. Eine Hand vor, dann ein Knie. Das Schwert mitnehmen. Noch einmal. Ruhige, gleichmäßige Bewegungen. Diese Aufgabe erforderte ihre volle Konzentration. Will hatte ihr gesagt, sie solle warten, aber sie brauchte die Sicherheit einer Mauer oder eines Alkovens. Der versengte Umhang bot ihr keinen Schutz.
Der Boden um sie herum schien sich zu drehen, so sehr hatte sie die Orientierung verloren. Aber da, ein Hindernis. Behutsam strich sie mit den Fingerspitzen über den groben Sandstein und berührte eine runde Öffnung in der Hofmauer. Sie roch einen Gestank, der noch abscheulicher war als der des Schwefels.
Der Eingang zu einem Abwasserkanal.
Sie zerrte an den metallenen Riegeln, die den Eingang versperrten. Das Gitter sprang auf, und sie kroch hinein. Sie zog das verrauchte Tuch über ihren Kopf und ihren Rücken, während sie das Schwert weiter in der Hand hielt. Ganz aus der Nähe drangen Schreie an ihr Ohr. Soldaten rannten über den Hof, an dem Klirren ihrer Kettenhemden erkannte sie alles, was sie taten. Sie konnte nur warten und hoffen, dass sie sie nicht bemerken würden. Stattdessen wünschte sie sich Will herbei. Wieder einmal.
Er hatte das Feuer besiegt. Meg hatte sich für ihre Schwester entschieden, aber er war trotzdem gekommen.
Ihr wurde wieder schwindelig unter dem Ansturm der Gefühle, die sich ihrer Gedanken bemächtigten und sie nicht mehr losließen. Tränen der Erschöpfung, der Furcht und der Dankbarkeit rannen ihr über das Gesicht. Sie mischten sich mit der Asche auf ihren Wangen und bildeten eine breiige Paste. Sie wischte sie fort, immer wieder, aber die Tränen wollten nicht versiegen.
„Meg?“ Wills ängstlicher Ruf weckte sie aus ihrer Trance. Sie steckte den Kopf aus dem Tunnel. „Will! Ich bin hier!“
Er zog sie in seine Arme. Sie knieten beieinander, hielten sich fest, eng umklammert. Im Hof herrschte das Chaos, aber Will hielt sie fest.
„Diesmal ist das Versteck besser gewählt“, sagte er.
„Ich versuche, dazuzulernen.“
Er gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Hugo ist tot.“
„Du hast mir das Leben gerettet, und jetzt bringst du mir noch ein Geschenk.“Voller Verlangen grub sie die Finger in sein Haar, wollte ihn an sich ziehen, in sich hineinziehen. Wollte ihn sehen. Ihn nicht verlieren.„Ich verdiene dich gar nicht.“
„Doch, das tust du“, sagte er. „Jetzt komm. Wir müssen noch aus der Stadt herauskommen.“
„Nie hätte ich gedacht, dass du Sehnsucht nach den Wäldern verspürst.“
„Ich gehe dorthin, wo du hingehst, Meg. Hier entlang.“
„Nein. Hier.“
Er zögerte. „Der Abwasserkanal?“
„Warum nicht? Er wird uns zum Fluss führen. Das Wetter war schön. Der Wasserstand sollte nicht allzu hoch sein.“
Er umfasste ihr Gesicht. Seine Haut roch nach Asche, nach Chemikalien und nach Blut. „Du? Und der Fluss?“
Sie schüttelte den Kopf. „Erinnere mich nicht daran. Nicht jetzt.“
Gleich darauf kehrte er mit einer Fackel in der Hand zurück. Als sie die Flamme hörte, zuckte Meg zurück. Zum ersten Mal, seit sie sich erinnern konnte, fürchtete sie sich vor Feuer. „Hier“, sagte er. „Nimm meinen Arm.“
Geduckt betraten sie den Eingang. Sie tauschten das Durcheinander des Hofes mit einem engen, stinkenden Tunnel, der sie zum größten Fluss der Midlands führen würde. Zitternd holte sie Luft. „Haben wir noch andere Waffen?“
„Ich habe nur Hugos Dolch, aber am Fluss habe ich meinen Bogen und mein Schwert
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