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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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müsste etwas erledigen? Ich war im Gefängnis von Dartmoor bei Jerome Monk.»
    Deshalb hatte Terry also so geheimnisvoll getan. Doch ehe ich etwas fragen konnte, mischte sich Sophie ein. «Hast du ihn etwa
vernommen
? Warum hat mir keiner was gesagt?»
    «Klär das mit Simms», entgegnete er schroff.
    Sophie war wütend. «Ich kann nicht glauben, dass du ihn verhört hast, ohne vorher mit mir zu sprechen! Warum engagiert ihr mich eigentlich, wenn ihr meinen Rat nicht wollt? Das ist doch bescheuert.»
    Ich versuchte ungerührt zu wirken. Takt war offensichtlich nicht gerade ihre Stärke. Terrys Miene verfinsterte sich. «Der Ermittlungsleiter wird bestimmt gerne hören, wie bescheuert er war.»
    «Du sagtest, du hast Neuigkeiten?», schaltete ich mich ein, um die Wogen zu glätten.
    Terry warf Sophie einen letzten verärgerten Blick zu, ehe er sich an mich wandte. «Monk behauptet, er kann sich nicht erinnern, wo er wen vergraben hat, aber er hat sich zur Zusammenarbeit bereit erklärt.»
    «Inwiefern?»
    Terry zögerte, als könnte er es selbst nicht ganz glauben. «Er will uns zu den anderen Gräbern führen.»

Kapitel 4
    Der Gefängnistransporter, vorn und hinten von Polizeiwagen und Motorrädern mit Blaulicht flankiert, holperte über die schmale Straße. Der Konvoi passierte die überwucherten Ruinen einer Wassermühle, ein Relikt der alten Zinnminen, von denen mir Wainwright erzählt hatte, und hielt neben einem Hubschrauber an, der mit träge rotierenden Blättern auf einem freien Stück Moorland stand. Die Türen der Polizeiwagen gingen auf, bewaffnete Beamte sprangen heraus, ihre kurzläufigen Gewehre schimmerten matt im Nieselregen des frühen Morgens. Dann öffneten sich auch die Vordertüren des Gefängnistransporters. Zwei Wachleute stiegen aus und gingen zum Heck. Eine Reihe von Polizisten verdeckte, was sie taten, doch einen Moment später schwenkten die hinteren Türen auf.
    Ein Mann kam herausgeklettert. Schnell bildeten Polizisten und Wachleute ein dichtes Spalier um ihn, doch der große, rasierte Schädel hob sich wie ein weißer Fußball in ihrer Mitte ab. Er wurde über das Moor zu dem wartenden Hubschrauber geführt, wo ihm die zwei Wachleute zum Schutz vor den schwirrenden Rotorblättern den Kopf nach unten drückten. Er hievte sich unbeholfen hoch zum Einstieg, rutschte aber ab und fiel auf die Knie. Aus dem Inneren desHubschraubers kamen Hände zum Vorschein, die ihn am Arm packten, um ihn hochzuziehen. Für einen Augenblick war er vollständig zu sehen, eine unförmige Gestalt in Häftlingskleidung.
    Dann war er drinnen verschwunden. Nachdem ihm einer der Wachleute in die Kabine gefolgt war, wurde die Tür zugeschlagen. Die Rotoren nahmen Geschwindigkeit auf, während der andere Wachmann zurück zum Gefängnistransporter ging. Er hielt seine Mütze fest, damit sie nicht vom Auftrieb weggewirbelt wurde, der das Gras niederdrückte. Der Hubschrauber erhob sich, neigte sich leicht, drehte dann ab und flog hinaus über das Moor, bis er nur noch ein schwarzer Fleck am grauen Himmel war.
    Als der Lärm der Rotoren leiser wurde, senkte Terry das Fernglas. «Und, was denkst du?»
    Ich zuckte mit den Achseln, die Hände tief in den Taschen meines Mantels vergraben. In dem feinen Nieselregen konnte ich meinen Atem sehen. «Ganz okay, abgesehen von dem Moment, als er ausgerutscht ist. Wo habt ihr den her?»
    «Das Double? Das ist irgendein Knallkopf von Constable aus dem Präsidium. Aus der Nähe sieht er Monk kein bisschen ähnlich, aber einen Besseren haben wir nicht gefunden.» Terry kaute an seiner Lippe. «Die Gewehre waren meine Idee.»
    «Ich habe mich schon gewundert.»
    Er warf mir einen Blick zu. «Was soll das heißen?»
    «Ich weiß nicht, aber mir kommt das Ganze ziemlich übertrieben vor.»
    «Das ist der Preis der Pressefreiheit. Auf diese Weise können sie ein paar schöne Fotos schießen, und wir können unsereArbeit erledigen, ohne dass uns die Arschlöcher im Weg rumstehen.»
    Ich konnte seine schlechte Laune verstehen. Selbst wenn man es hätte geheim halten wollen, wäre mit Sicherheit irgendwie durchgesickert, dass Monk an der Suche beteiligt war. Und da es unmöglich gewesen wäre, die Presse von dem weiten Moorland fernzuhalten, hatte man sie mit einem Köder abgelenkt, um sich in Ruhe an die eigentliche Arbeit machen zu können. Hier draußen ein Grab zu finden, war schon ohne dass überall Journalisten herumliefen, schwer genug.
    «Sieht aus, als hätten sie angebissen»,

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