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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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werden auf den Hubschrauber warten, aber die anderen können schon zurückgehen.»
    «Und was ist mit den Gräbern?», fragte Sophie niedergeschlagen. Wainwrights Seitenhieb hatte sie offenbar getroffen.
    Terry beobachtete, wie der Hundeführer mit dem Schäferhund auf dem Arm, dessen Kopf leblos herabhing, zu uns gestapft kam. «Was glaubst du denn?», sagte er nur und wandte sich ab.
    Sophie und ich machten uns auf den Rückweg. Es war leichter, direkt zur Straße zu gehen, als quer durchs Moor zu waten. Sie war still, und auch ich sagte nichts, bis ich sah, wie sie sich wütend die Tränen aus den Augen wischte.
    «Achten Sie gar nicht auf Wainwright. Es war nicht Ihr Fehler.»
    «Ja, genau.»
    «Es hätte ein Grab sein können. Wir mussten es überprüfen.»
    Als ich das sagte, kam mir irgendetwas in den Sinn, aber ich konnte es nicht genau festmachen. Wahrscheinlich war es unwichtig, ich konzentrierte mich stattdessen auf Sophie.
    Sie lächelte mich schwach an. «Bestimmt wird Simms das genauso sehen. Mein Gott, ich habe mich wirklich zur Idiotin gemacht, oder? Ich habe Monk angeboten, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, und war mir total sicher, dass ich wüsste, was los ist. Und er hat uns alle zum Narren gehalten. Er hat nur gesagt, dass er uns die Gräber zeigen will, um fliehen zu können.»
    «Das konnten Sie nicht wissen.»
    Sie hörte nicht zu. «Ich verstehe das einfach nicht. Hater wirklich geglaubt, er könnte hier draußen weit kommen? Wo wollte er denn hin?»
    «Ich weiß es nicht.» Ich war zu deprimiert, um mich zu fragen, warum die ganze Sache schiefgelaufen war. «Wahr scheinlich hat er überhaupt nichts gedacht und ist erst auf die Idee gekommen, als er hier war.»
    «Das glaube ich nicht.» Sophie sah beunruhigt aus. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. «Niemand tut etwas ohne Grund.»

Kapitel 7
    Der Frühling kam und ging. Auf den Sommer folgte der Herbst, dann der Winter. Weihnachten nahte. Alice hatte Geburtstag, begann mit Ballettstunden und bekam Windpocken. Kara wurde befördert und erhielt eine kleine Gehaltserhöhung. Zur Feier gaben wir das Geld schon im Voraus für einen neuen Wagen aus, einen Volvo Kombi. Ein schöner und sicherer Wagen für die beiden. Ich flog auf den Balkan, um an der Bergung eines Massengrabes mitzuarbeiten, und fing mir bei der Kälte dort eine Grippe ein. Das Leben ging weiter.
    Und die erfolglose Suche nach Jerome Monks verschwundenen Opfern rückte in den Hintergrund.
    Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass es mehr Gezeter wegen seines gescheiterten Fluchtversuchs geben würde, doch Simms hatte es geschafft, die Geschichte aus den Medien zu halten. Die Suche war dann noch fortgesetzt worden, allerdings ohne großen Enthusiasmus. Simms hatte Fachleute mit geophysikalischem Gerät hinzugezogen, weil er hoffte, dass man über den spezifischen Widerstand und das Magnetfeld des Bodens menschliche Leichen entdecken könnte. Doch diese Art Messung war für den zerklüfteten Torfboden des Moores nicht geeignet, und wir alle wussten das. Nachein paar weiteren Tagen wurde die Suche stillschweigend abgeblasen.
    Lindsey und Zoe Bennett würden in ihren Gräbern versteckt bleiben, wo auch immer diese waren.
    Meine Arbeit war damit beendet. Ich war vor allem für den Fall dort gewesen, dass weitere Leichen entdeckt wurden, und das sah zunehmend unwahrscheinlicher aus. Ich blieb noch einen Tag, um gemeinsam mit Pirie die Untersuchung der Überreste von Tina Williams abzuschließen, aber danach gab es für mich nichts mehr zu tun.
    Ich bedauerte nicht, abreisen zu können. Der ganze Aufenthalt im Dartmoor war keine gute Erfahrung gewesen, außerdem vermisste ich meine Familie. Leid tat mir nur, dass ich keine Gelegenheit hatte, mich von Sophie zu verabschieden. Sie machte sich noch immer Vorwürfe und reiste vor mir ab. Ich hoffte, dass sie darüber hinwegkam. Solche Vorfälle verfolgten einen häufig, besonders wenn der Ermittlungsleiter nach jemandem suchte, dem er die Schuld geben konnte.
    Doch Simms hatte sich einen anderen Sündenbock ausgesucht.
    Bevor ich abreiste, sprach ich nur noch einmal mit Terry, und zwar an meinem letzten Morgen. Ich hatte vor
The Trencherman’s Arms
gerade meine Taschen in den Wagen gepackt und knallte die Haube des Kofferraums zu, als neben mir sein auffälliger gelber Mitsubishi hielt.
    «Willst du los?», fragte er, als er ausstieg.
    «Es ist eine lange Fahrt. Du siehst ziemlich fertig aus. Alles in

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