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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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tun?»
    Ich bereute bereits, sie angerufen zu haben. Kara hatte eine Teilzeitstelle und konnte ihre Arbeit flexibel einteilen, aber wegen meines Jobs hatte sie schon häufig Kollegen bitten müssen, ihre Schichten mit ihr zu tauschen. Und überhaupt sollte ich mich auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren und nicht losstürmen, um jemanden wie Terry Connors zur Rede zu stellen. «Ach, es ist nicht so wichtig. Vergiss es.»
    «Nein, ist schon in Ordnung. Ich würde sowieso nur für eine Personalversammlung bleiben und wäre froh, eine Ausrede zu haben.» Plötzlich war sie misstrauisch. «Was ist denn passiert?»
    «Nichts. Lassen wir alles so   …»
    Ich wollte gerade sagen, wie geplant, aber in dem Moment entstand am anderen Ende im Hintergrund Aufruhr. Ich hörte erhobene Stimmen und das Knallen schwerer Türen.
    «Sorry, ich werde gebraucht», sagte sie hastig. «Ich hole Alice ab, und du erklärst es mir später. Tschüs.»
    Sie legte auf, bevor ich mich verabschieden konnte. Mit einem flauen Gefühl ließ ich das Telefon sinken. Ich beschloss, sie zurückzurufen und ihr zu sagen, dass ich es mir anders überlegt hätte, dass ich Alice abholen würde. Doch als ich es nach einer halben Stunde erneut probierte, war besetzt. Und schon musste ich wieder daran denken, was Terry getan hatte, und meine Wut loderte auf. Es schien wenig Sinn zu haben, Kara noch einmal bei der Arbeit zu stören, und mittlerweile hatte sie wahrscheinlich schon alles arrangiert.
    Also rief ich stattdessen Terry an.
    Ich war mir nicht einmal sicher, ob er rangehen würde, wenn er sah, dass ich es war. Doch er ging ran. Seine Stimme klang selbstsicher und unbeschwert wie immer. «David! Wie geht’s?»
    «Ich muss dich treffen.»
    Er zögerte nur leicht. «Du, liebend gern, aber im Moment ist es gerade ein bisschen hektisch. Ich rufe dich zurück, wenn   …»
    «Wäre es dir lieber, wenn ich vor deinem Haus auf dich warte?»
    Eigentlich hatte ich nicht die Absicht gehabt, seine Familiein die Sache zu verwickeln, aber ich wollte mich nicht so einfach abwimmeln lassen. Dieses Mal war die Pause länger.
    «Hast du mir etwas zu sagen?»
    Allerdings, aber ich wollte es persönlich tun. «Ich kann in ein paar Stunden in Exeter sein. Sag, wo.»
    «Die Fahrt kann ich dir ersparen. Ich bin noch in London. Ich gebe dir sogar ein Bier aus.» Sein Ton war gönnerhaft. «Ganz wie in den alten Zeiten.»
    Er hatte einen Pub in Soho vorgeschlagen, und als ich hineinging, sah ich, warum. Es war offenbar eine Polizeikneipe; fast jeder Gast hatte das unverkennbare großspurige Gehabe eines Beamten außer Dienst. Das Lokal war für Weihnachten geschmückt, überall hingen ausgebleichte Papierschlangen und Glitzerkugeln, die anscheinend seit einer Ewigkeit jedes Jahr wieder hervorgekramt wurden. Terry stand lachend mit einer Gruppe Männer an der Theke. Er entschuldigte sich, als ich näher trat. Sein Lächeln war wie immer, doch sein Blick war wachsam. «Was zu trinken?»
    «Nein danke.»
    «Wie du willst.» Mit einem Glas in der Hand lehnte er sich lässig an einen Tisch. «Und, wo brennt’s?»
    «Halt dich von Kara fern.»
    «Wovon redest du?»
    «Du weißt genau, wovon ich rede. Ich möchte nicht, dass du noch einmal zu mir nach Hause kommst.»
    Er lächelte noch immer, aber von seinem Hals war Röte aufgestiegen. «Hey, Moment mal, ich habe keine Ahnung, was sie gesagt hat, aber ich wusste nicht, dass du weg bist   …»
    «Doch, das wusstest du. In den Nachrichten wurde ständig von dem Massengrab berichtet, und man muss kein Geniesein, um zu wissen, dass ich dort bin. Deswegen hast du vorher auch nicht angerufen, denn dann hättest du keinen Grund mehr gehabt, um vorbeizukommen.»
    «Hör zu   …»
    «Du hast sogar versucht, ihr einzureden, ich hätte was mit einer anderen! Warum hast du das getan, verdammt?»
    Ich meinte, etwas wie schlechtes Gewissen oder Reue in seinen Augen gesehen zu haben. Doch es war so schnell wieder weg, dass ich es mir vielleicht nur eingebildet hatte.
    Er zuckte mit den Achseln. «Warum nicht?»
    «Und das ist alles?»
    «Was soll ich sagen? Kara sieht klasse aus. Du müsstest geschmeichelt sein», sagte er mit einem spöttischen Grinsen.
    Ruhig. Lass dich bloß nicht von ihm provozieren.
Er war hier auf sicherem Terrain. Wenn ich die Kontrolle verlor, könnte er mit mir den Boden aufwischen, und das in einem Pub voller freundlicher Zeugen, die aussagen würden, dass ich angefangen hatte. Ich wusste nicht, was ich

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