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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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abwesend an ihrem Armband. «Ich komme mir total blöd vor, aber es war, wie ich der Polizei erzählt habe: Ich stieg gerade aus der Dusche, da hörte ich unten ein Geräusch und   … Und das war’s. Als wäre ich einfach ausgerutscht und mit dem Kopf aufgeschlagen.»
    «Ihre Erinnerung kommt bestimmt bald zurück.»
    «Ich weiß gar nicht, ob ich das will.» In ihrem Krankenhaushemd sah sie verletzlich aus und überhaupt nicht wie die Sophie, an die ich mich erinnerte. «Die Polizei sagt, dass ich nicht   … dass es kein Sexualverbrechen war. Trotzdem, der Gedanke, dass mich jemand angreift und ich mich nicht einmal erinnern kann, ist schrecklich.»
    «Haben Sie eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte? Vielleicht jemand, der etwas gegen Sie hat?»
    «Nein, überhaupt nicht. Ich habe zurzeit keine Beziehung, schon seit   … also   … schon eine ganze Weile nicht. Die Polizei nimmt offenbar an, dass es ein Einbrecher war, der dachte, dass ich nicht zu Hause bin, und in Panik geriet, als er merkte, dass ich in der Dusche war.»
    Das war mir neu. «Haben Sie mit Terry Connors gesprochen?»
    Der Name schien sie zu überraschen. «Nein. Wieso?»
    «Er war bei mir.» Ich zögerte, aber sie hatte ein Recht, es zu erfahren. «Er nimmt anscheinend an, dass der Überfall etwas mit Jerome Monk zu tun hat.»
    «Mit Monk? Das ist doch lächerlich!» Sie schaute mich stirnrunzelnd an. «Das ist noch nicht alles, oder?»
    «Er hält mich auch für verdächtig. Ich war derjenige, der Sie gefunden hat, und da Sie sich an nichts erinnern können   …»
    «Sie?» Ihre Augen wurden groß, dann schaute sie schnell weg. Mir wurde flau im Magen, und für einen Augenblick fragte ich mich, ob sie auch diesen Verdacht hatte. Doch die Wut, mit der sie dann weitersprach, zerstreute die Befürchtung. «Mein Gott, das sieht ihm ähnlich! Das ist so was von bescheuert!»
    «Ich bin froh, dass Sie so denken. Alles in Ordnung?», fragte ich, als mir auffiel, wie blass sie plötzlich geworden war.
    «Mir ist nur ein bisschen schwummrig   … David, ich weiß, dass ich Ihnen eine Erklärung schulde, aber kann das warten? Ich kann jetzt wirklich nicht darüber sprechen. Ich   … ich will nur nach Hause.»
    «Natürlich. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.»
    «Danke.» Sie schenkte mir ein schwaches Lächeln, aber es verblasste schnell. «Ich glaube   …»
    Sie tastete nach dem nierenförmigen Pappbehälter auf dem Bettschrank. Ich kam ihr zuvor und reichte ihn ihr. «Soll ich eine Schwester rufen?»
    «Nein, mir ist nur die ganze Zeit schwindelig. Das gehtvorbei, hat man mir gesagt.» Sie lehnte sich wieder an die Kissen und schloss die Augen. «Entschuldigen Sie, ich glaube, ich muss schlafen   …»
    Als ihre Stimme verebbte, rutschte ihr langsam die Nierenschale aus den Fingern. Ich stellte sie zurück auf den Schrank, schob dann leise meinen Stuhl zurück und stand auf.
    «David   …»
    Sophie hatte sich nicht gerührt, doch sie schaute mich an. «Kommen Sie wieder?»
    «Selbstverständlich.»
    Zufrieden, nickte sie leicht. Die Augenlider fielen ihr schon wieder zu, und ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. «Ich wollte nicht   …»
    «Was wollten Sie nicht?», fragte ich, unsicher, ob ich sie richtig verstanden hatte.
    Aber sie war schon eingeschlafen. Ich beobachtete das gleichmäßige Auf und Ab ihrer Atmung und verließ dann leise das Krankenhauszimmer. Als ich den Flur hinabging, dachte ich an das, was Sophie gesagt hatte.
    Und fragte mich, was sie verheimlichte.
     
    Am nächsten Morgen waren die Wolken und damit auch der Regen verschwunden und hatten einem klaren blauen Himmel und strahlendem Sonnenschein Platz gemacht. Am Abend war ich bei einem einsamen Mahl in einem fast leeren italienischen Restaurant im Geiste noch einmal alles durchgegangen. Obwohl ich wegen Sophie erleichtert war, hatte ich mich mit einem bedrückenden und unruhigen Gefühl schlafen gelegt. Ich war überzeugt, dass mir irgendetwas entgangen war.
    Aber am Morgen war ich mit besserer Laune aufgestanden, und als ich aus dem Hotel auscheckte und mich auf den Weg zum Mittagessen mit Wainwright machte, war ich durch den heiteren Herbsttag beinahe positiv gestimmt. Jetzt, wo Sophie bei Bewusstsein war, gab es eigentlich keinen Grund mehr, ihn zu treffen, doch da ich die Einladung seiner Frau einmal angenommen hatte, konnte ich nicht so kurzfristig absagen.
    Sosehr ich es auch gewollt hätte.
    Der Archäologe wohnte nahe Sharkham Point, einer

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