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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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die Fäuste geballt hatte. Ich öffnete sie und atmete tief durch, schließlich wollte er nur, dass ich die Beherrschung verlor.
    «Nicht jeder ist so wie du, Terry.»
    Er lachte. «Aha, jetzt kommt das wieder! Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauert!»
    «Wenn du mir nicht glaubst, dann frag Sophie. Sie wird dir das Gleiche sagen, wenn sie aufwacht   …»
    «Wenn sie aufwacht.» Ich erstarrte. Terry nickte. «Bei so einer Kopfverletzung kann man nie wissen. Das bringt dich in eine peinliche Situation, oder?»
    Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Terry zogeine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und warf sie auf den Couchtisch.
    «Sollte noch etwas passieren, ruf mich an. Da steht meine Handynummer drauf. Im Büro brauchst du es gar nicht erst zu versuchen, ich bin nie dort.» Er ging in den Flur, blieb dann stehen und sah mich finster an. «Tu nicht so, als wärst du was Besonderes, Hunter. Du bist auch nicht besser als andere.»
    Er knallte die Tür zu, dass die Wände zitterten. Eine Weile rührte ich mich nicht, dann ging ich zum nächsten Stuhl und setzte mich hin. Ich wusste nicht, was mich mehr erschreckte: Terrys Feindseligkeit oder seine Unterstellungen. Unser Verhältnis war zwar zerrüttet, aber glaubte er ernsthaft, dass ich zu einer solchen Tat fähig war? Dass ich Sophie überfallen hatte?
    Anscheinend.
    In mir stieg Wut hoch. Ich stand auf, um weiterzupacken. Grübeln half nichts und hier herumsitzen auch nicht.
    Beinahe hätte ich Terrys Visitenkarte weggeschmissen, doch im letzten Moment steckte ich sie in meine Brieftasche. Dann stellte ich die Alarmanlage ein, warf meine Tasche in den Kofferraum und fuhr los. Vorausgesetzt, ich geriet nicht in einen Stau, könnte ich am Nachmittag in Exeter sein.
    Wenn ich schon in der Vergangenheit herumwühlen wollte, war es nur angemessen, bei einem Archäologen zu beginnen.
     
    Ich hatte seit Jahren nicht an Leonard Wainwright gedacht. Es wäre mir mehr als recht gewesen, es dabei zu belassen, aber letztlich machte es Sinn, mit ihm zu sprechen. Jetzt, wo Monk wieder auf freiem Fuß war, konnte es nicht schaden zuschauen, ob er meinen Erkenntnissen etwas hinzuzufügen hatte.
    Auf dem Weg nach Exeter war das Wetter konstant schlechter geworden, und als ich dort war, goss es in Strömen. Ich nahm mir ein Zimmer in einem unscheinbaren Hotel nicht weit vom Krankenhaus. Es gehörte zu einer dieser unpersönlichen Ketten, die sich in den meisten Städten ausbreiteten, mit Musikberieselung in den Fahrstühlen und Fastfood auf der Speisekarte. Aber es war günstig und praktisch, und mein Zimmer hatte, abgesehen von einem Blick auf den Parkplatz, eine WLA N-Verbindung . Ich packte meinen Laptop aus, bestellte ein Sandwich und machte mich an die Arbeit.
    Wainwright ausfindig zu machen, war schwieriger als gedacht. Ich hatte weder seine Adresse noch seine Telefonnummer, und Terry hatte gesagt, dass er pensioniert war. Ich versuchte es trotzdem bei seiner ehemaligen Abteilung in Cambridge, weil ich hoffte, dass man mir dort weiterhelfen könnte. Die Sekretärin rückte diesen Irrtum schnell zurecht. «Wir dürfen keine persönlichen Daten weitergeben», sagte sie gereizt.
    Ich durchforstete eine halbe Stunde ergebnislos das Internet, ehe ich auf die Idee kam, das Naheliegende zu versuchen. Damals hatte Wainwright gesagt, er wohne in Torbay. Obwohl es keine Garantie gab, dass er noch immer dort lebte oder im Telefonbuch stand, wurde ich fündig, als ich seinen Namen im Netz ins Telefonbuch eingab. «Wain wright , Prof.   L.» Der Eintrag verzeichnete sowohl seine Telefonnummer als auch seine Adresse.
    Warum nicht gleich so
, dachte ich und massierte meinen steifen Nacken.
    Das Telefon klingelte lange, ehe jemand abnahm. «Hallo, hier bei Wainwright», sagte eine Frauenstimme knapp.
    «Kann ich bitte mit Leonard Wainwright sprechen?»
    Es entstand eine Pause. «Wer ist da?»
    «Mein Name ist David Hunter. Ich habe vor mehreren Jahren mit Professor Wainwright zusammengearbeitet», sagte ich, denn ich war mir nicht sicher, ob er sich an mich erinnern würde.
    Dieses Mal war die Pause nicht so lang. «Ihr Name sagt mir nichts. Kennt er Sie aus Cambridge?»
    «Nein, wir waren   …» Ich suchte nach der richtigen Formulierung und gab es dann auf. «Es war während einer Polizeiermittlung. Ich bin gerade in der Gegend und   …»
    Ich bekam keine Gelegenheit, den Satz zu beenden. «Ach so, ich verstehe. Leonard ist leider unabkömmlich, aber ich bin seine

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