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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Ich habe immer bereut, dass ich nicht zum Prozess gegangen bin. Ich hätte gern vor ihm gestanden und ihm in die Augen geschaut. Obwohl das auch nichts gebracht hätte, nach allem, was man hört. Und nun ist er geflohen.»
    «Ich bin mir sicher, dass man ihn bald fassen wird», sagte Sophie.
    «Ich hoffe, dass er dabei getötet wird. Ich weiß, man soll vergeben und nach vorne schauen, aber das kann ich nicht. Was er getan hat, war so schrecklich, dass ich nur hoffe, er leidet. Haben Sie Kinder, Dr.   Hunter?»
    Die Frage überrumpelte mich. Das Foto in meiner Hand fühlte sich tonnenschwer an.
    «Nein.»
    «Dann können Sie nicht wissen, wie es ist. Jerome Monk hat nicht nur unsere Töchter ermordet, er hat uns unsere Zukunft genommen. Niemals werde ich erleben, dass Zoe und Lindsey heiraten oder uns Enkel schenken. Und wir haben nicht einmal ein Grab, auf das wir Blumen stellen können. Die Eltern von Tina Williams haben wenigstens das.»
    «Es tut mir leid», sagte ich, obwohl ich nicht wusste, wofür ich mich entschuldigte.
    «Das muss es nicht. Ich weiß, dass Sie vor acht Jahren Ihr Bestes getan haben, um sie zu finden. Und ich bin für alles dankbar, was Sie jetzt tun können. Wir beide. Alan   … nun, er spricht nicht gern darüber. Deswegen habe ich Sophie auch gesagt, dass Sie tagsüber kommen sollen, während er bei der Arbeit ist. Nichts kann uns unsere Mädchen zurückbringen, aber es wäre für uns beide ein Trost, wenn wir wüssten, dass sie irgendwo in Sicherheit sind.»
    Ich stellte das gerahmte Foto auf den Couchtisch. Trotzdemhatte ich das Gefühl, die toten Mädchen würden mich von jedem Bild in diesem traurigen und blitzsauberen Zimmer anstarren.
     
    Als wir ins Dartmoor zurückfuhren, herrschte eine eisige Kluft zwischen Sophie und mir. Ich war wütend auf sie, auf Monk, auf mich selbst. Und dann gingen mir die Worte Cath Bennetts nach, die unabsichtlich eine Wunde aufgerissen hatten.
Haben Sie Kinder? Dann können Sie nicht wissen, wie es ist.
    Wir hatten die Stadt bereits hinter uns gelassen, als Sophie die Stille durchbrach. «Es tut mir leid. Das war keine gute Idee», sagte sie plötzlich. «Ich habe vor ein paar Monaten Kontakt zu ihr aufgenommen, und   … Also ich dachte, wenn du sie kennenlernst   …»
    Aber ich war nicht in der Stimmung, sie so leicht davonkommen zu lassen. «Was? Dass ich nicht mehr nein sagen könnte?»
    «Ich habe dich zu nichts verpflichtet. Ich habe nur gesagt, dass du vielleicht helfen kannst! Sie wird wohl einfach angenommen haben   …»
    «Was hast du denn erwartet? Ihre Töchter sind ermordet worden! Es vergeht kein Tag, an dem sie nicht daran denkt, ob sie vielleicht gefunden wurden! Ihr Hoffnungen zu machen, ist einfach grausam!»
    «Ich habe es nur gut gemeint!», brauste sie auf. «Es tut mir leid, okay?»
    Ich biss mir auf die Zunge, um nichts Unüberlegtes zu sagen. In einer Kurve kam der Wagen auf der verschmutzten Straße leicht ins Schlingern.
    «Vorsicht», sagte Sophie.
    Ich nahm meinen Fuß vom Gaspedal. Während der Wagen langsamer wurde, ließ auch meine Wut ein wenig nach. Gerade ich sollte wissen, dass man beim Fahren nicht die Kontrolle verlieren durfte.
    «Entschuldige. Ich hätte nicht laut werden dürfen», sagte ich.
    «Es ist meine Schuld.» Sophie starrte aus dem Fenster und rieb sich die Schläfen. «Du hast recht, ich hätte das nicht machen sollen. Ich dachte nur   … Ach, egal.»
    «Hast du Kopfschmerzen?»
    «Nein.» Sie ließ ihre Hand sinken. Wir näherten uns der Abzweigung nach Padbury. «Fahr hier geradeaus», sagte sie, als ich den Blinker betätigte.
    «Fahren wir nicht zurück zu dir?»
    «Noch nicht. Ich möchte erst noch woandershin. Keine Angst, dieses Mal treffen wir niemanden», fügte sie hinzu, als ich sie alarmiert anschaute.
    Ich hatte angenommen, dass Sophies Versuche, mich zu überzeugen, mit dem Besuch bei Cath Bennett beendet waren. Erst als wir an den überwucherten Ruinen der Wassermühle der alten Zinnmine vorbeikamen, wurde mir klar, wohin wir fuhren.
    Black Tor.
    Wo Tina Williams vergraben worden war.
    Sophie musste mir den Weg nicht mehr beschreiben. Es war wie eine Fahrt zurück in die Vergangenheit. Ich kam an der Stelle vorbei, wo mich vor acht Jahren die Polizistin angehalten hatte, und parkte am Ende des Feldweges, der durchs Moor zu der Felsformation führte. Als ich das letzte Mal hier gewesen war, hatten überall Wohnwagen, Transporter und Autos herumgestanden. Jetzt war das Moor,

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