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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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sein Ego im Weg. Er war vor allem daran interessiert, seinen Ruf zu bewahren. Schon damals warst du genauso fähig wie er.»
    «Ich fühle mich geschmeichelt, dass du so denkst, aber selbst wenn das stimmt, müssen wir realistisch sein. Niemand scheitert gern, doch wir haben letztes Mal getan, was getan werden konnte.»
    «Das sehe ich nicht so.»
    Ich massierte meinen Nasenrücken. «Sophie   …»
    «Ich behaupte ja gar nicht, dass wir die beiden wirklich finden können, jedenfalls nicht allein. Ich will nur versuchen, so viel herauszufinden, dass die Polizei eine neue Suche startet! Einen Tag, um mehr bitte ich nicht. Gib mir einen Tag, und wenn du dann immer noch denkst, wir vergeuden unsere Zeit, kannst du ja wieder gehen.»
    «Ich glaube einfach nicht   …»
    «Einen Tag. Bitte.»
    Ich hätte nein sagen sollen. An einem einzigen Tag würden wir niemals etwas erreichen, und es war sinnlos, ihrHoffnungen zu machen. Die Weigerung lag mir auf der Zunge, doch selbst im schummrigen Licht des Feuers hatte ich die Verzweiflung in ihren Augen sehen können. Die Hände zur Faust geballt, saß sie da und wartete auf meine Antwort.
Es ist ein Fehler.
«Einen Tag», hatte ich mich sagen hören.
    Jetzt bereute ich es. Das Gesicht heute Morgen im Badezimmerspiegel hatte wie das eines älteren, erschöpften Doppelgängers von mir ausgesehen. Ich hatte schlecht geschlafen und mich unruhig in dem schmalen Bett im Gästezimmer hin und her gewälzt, während mir ständig durch den Kopf ging, dass auf der anderen Seite der Wand Sophie lag. Als ich schließlich eingeschlafen war, war ich sofort wieder atemlos aufgewacht, davon überzeugt, dass Monk gerade hereinkam. Doch in dem dunklen Haus war es still gewesen, und draußen hatte nur eine Eule geschrien.
    Bevor wir zu Sophies geheimnisvoller Reise aufgebrochen waren, hatte ich ihr die Karte mit Terrys Handynummer gegeben. Sie hatte versprochen, der Polizei von ihren Briefen an Monk zu erzählen, wenn ich ihr bei der Suche nach den Gräbern half, und ich dachte, sie würde lieber mit ihm als mit einem Fremden sprechen. Ich hatte vorgegeben, etwas aus meinem Zimmer holen zu müssen, während sie anrief, und gewartet, bis ihre gedämpfte Stimme nicht mehr zu hören war.
    «Mailbox», sagte sie und gab mir seine Karte zurück. «Ich habe eine Nachricht hinterlassen.» Sie hatte eine neutrale Miene aufgesetzt. Ich steckte die Karte wieder in meine Brieftasche, ohne etwas zu sagen. Vielleicht hatte sie Terry angerufen, aber es hatte nicht so geklungen, als hätte sie eine Nachricht hinterlassen.
    Es hatte sich angehört wie ein Gespräch.
    Da wir auf den Tischler warten mussten, der die Haustür reparierte, war es früher Nachmittag, ehe wir loskamen. Die Atmosphäre im Wagen war angespannt und wurde noch unerträglicher, als wir uns dem Ziel näherten. Sophie lotste mich in eine Sackgasse mit einem Wendehammer.
    «Halt hier an.»
    Ich schaltete den Motor aus. Die Doppelhäuser säumten beide Straßenseiten. Ich schaute sie fragend an. Sie lächelte gequält. «Hab etwas Geduld mit mir, ja?»
    Jetzt bist du schon mal hier   …
Ich schloss den Wagen ab und folgte ihr durch die gusseiserne Pforte des nächsten Hauses. Ein kurzer Pfad führte an einem gepflegten Rasen und Blumenbeeten vorbei zur Haustür. Sophies Nervosität wurde noch spürbarer, als sie den Klingelknopf aus Plastik drückte. Drinnen ertönten die Glocken von Westminster, einen Moment später wurde die Tür geöffnet.
    Eine Frau Ende vierzig oder Anfang fünfzig stand vor uns. Sie hatte blondes Haar und ein freundliches Gesicht, machte jedoch einen verhärmten Eindruck. Sie lächelte, aber es wirkte gezwungen.
    «Hallo, Cath. Entschuldigen Sie, es ist etwas später geworden», sagte Sophie.
    Die Frau legte sich eine Hand vor den Mund, während sie auf Sophies geschwollenes Gesicht starrte. «Mein Gott, was ist denn mit Ihnen passiert? Geht es Ihnen gut?»
    «Ach, nicht so schlimm, ich bin im Bad ausgerutscht», sagte sie schnell. «Cath, ich möchte Ihnen Dr.   David Hunter vorstellen. David, das ist Cath Bennett.»
    Der Name traf mich wie ein Guss kaltes Wasser. Bennett. Wie Zoe und Lindsey Bennett. Jetzt wusste ich, mit wemSophie vorhin gesprochen hatte, als sie angeblich Terry anrief.
    Sie hatte mich zur Mutter der ermordeten Zwillinge gebracht.
    Die Frau wandte sich mit ihrem spröden Lächeln an mich. «Freut mich, Sie kennenzulernen, Dr.   Hunter.»
    Ich murmelte eine Höflichkeitsfloskel. Sophie wich meinem

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