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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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schon schwer genug, zu dir zu kommen. Aber ich konnte mir vorstellen, wie diese Sache ablaufen wird, und ich wollte dich warnen. Ich dachte, das bin ich dir schuldig.» Terry schaute in sein leeres Glas. «Ich habe schon genug Fehler gemacht. Ich wollte nicht noch einen machen.»
    Er sah mich an, als wüsste er schon, dass ich ihm nicht glauben würde. Und tatsächlich kannte ich ihn einfach zu lange, um mich so leicht aufs Kreuz legen zu lassen.
    «Wenn du so besorgt bist, dass Monk auch ja gefasst wird, warum hast du dann nicht Naysmith oder Roper gesagt, dass wir ihn im Moor gesehen haben? Die ganze Sache hätte längst vorbei sein können.»
    «Das war blöd, stimmt. Ich dachte, du übertreibst. Und wahrscheinlich hatte ich auch zu viel getrunken.» Er seufzte. «Gott, ich bereue es die ganze Zeit.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Schöner Versuch, Terry.»
    «Was soll das heißen?»
    «Du machst das alles nicht aus Sorge um Sophie. Ich habe keine Ahnung, was du willst, aber Simms ist nicht der Einzige in der Sache, der seine eigenen Ziele verfolgt, oder?»
    Er wollte es mit einem Lachen abtun. «Du bist echt ein misstrauischer Kerl. Hey, gib mir eine Chance. Jeder hat eine zweite Chance verdient. Selbst ich.»
    Nein, nicht jeder. Nur die, die aufrichtig sind.
Ich sagte nichts und musterte ihn. Seine Miene veränderte sich nicht, aber irgendwiewurde sein Gesicht härter. Er lächelte angespannt. «So sieht es also aus, ja? Ich dachte, du bist vielleicht nicht mehr so nachtragend. Habe ich mich wohl getäuscht.»
    Ich hatte keine Lust, mich zu streiten. Ich war gekommen, weil ich mir Antworten erhofft hatte, doch offensichtlich sollte ich keine bekommen. Ich schob meinen Stuhl zurück und ging zur Tür, aber Terry war noch nicht fertig.
    «Schöne Grüße an Sophie!», rief er mir hinterher. «Und fall nicht auf ihre empfindsame Art rein. Die Masche hat sie bei mir auch abgezogen!»
    Draußen war es kalt, und es regnete, doch ich nahm es kaum wahr. Ich fuhr ziellos aus dem Dorf. Als ich an eine schmale Straße kam, folgte ich ihr. Ein Stückchen weiter war ein überwuchertes Gatter zu einer Wiese, auf der ein paar Dartmoorponys im Regen grasten. Ich hielt davor an.
    Sophie und Terry?
    Die beiden hatten sich nicht einmal gemocht. Während der Suchaktion hatten sie kaum miteinander gesprochen, und wenn doch, dann war es beiden schwergefallen, höflich zu bleiben.
    Warum wohl? Weil nichts zwischen ihnen war?
    Irgendwie war mein ganzes Weltbild ins Wanken geraten. Es brachte nichts, mir vorzumachen, dass Terry gelogen hatte. In seiner Stimme hatte ein höhnischer Triumph gelegen, als hätte er nur auf diesen Moment gewartet. Sophies Vergangenheit ging mich nichts an. Ich hatte kein Recht, über sie zu urteilen, und noch weniger, eifersüchtig zu sein. Doch so einfach war das nicht. Wir befanden uns mitten in einer Mordermittlung, und es ging nicht um irgendjemanden.
    Es ging um Terry Connors.
    Eines der Ponys war ans Gatter neben den Wagen gekommen.Es lehnte sich mit seinem dicken Bauch und seinem verdreckten Fell gegen die Querbalken und blickte mich mit dunklen Augen neugierig an. An der Stirn, nicht ganz in der Mitte, hatte es eine weiße Blesse. Der Anblick erinnerte mich an etwas, und dann fiel mir ein, dass Monks Schädel ungefähr an der gleichen Stelle eine Delle hatte.
    Hör auf zu grübeln. Du musst über wichtigere Dinge nachdenken.
Ich schaltete den Motor an und fuhr los. Da ich nicht darauf geachtet hatte, wohin ich gefahren war, wusste ich erst wieder, wo ich war, als ich ein Hinweisschild sah. Ich hatte die Padbury entgegengesetzte Richtung genommen und musste nun wieder nach Oldwych zurück, um auf die richtige Straße zu kommen.
    Ich fuhr am Pub vorbei, ohne zu schauen, ob Terrys Wagen noch dort stand.
    Nachdem ich das Hochmoor hinter mir gelassen hatte, wurde es wieder dunstiger. Bald war ich von dichtem Nebel eingehüllt und musste langsamer werden. Als ich bei Sophie ankam, dämmerte es bereits, und die Fenster schimmerten wie Leuchtfeuer durch die Finsternis.
    Hinter Sophies Auto stand ein anderer Wagen in der Einfahrt.
    Ich ließ die Lebensmittel, die ich gekauft hatte, im Kofferraum, und lief zur Haustür. Sie war abgeschlossen. Ich hämmerte dagegen und lauschte, ob drinnen etwas zu hören war. Dann wurden die Riegel zurückgeschoben, und die Tür ging auf.
    «In der Einfahrt steht ein Wagen   …» Ich hielt inne. Die Tür war mit der Kette gesichert, doch das Gesicht, das mich durch den Spalt

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