Verwesung
der Küche roch es nach Tomaten und Knoblauch. «Ungefähr eine Stunde nachdem du weg warst, sind sie hier aufgetaucht. Hier kommen nur selten Kunden vorbei, deswegen dachte ich zuerst, sie hätten sich verfahren oder wollten mir irgendetwas verkaufen. Dann haben sie ihre Dienstausweise gezückt und gemeint, Naysmith hätte sie geschickt. Wusstest du, was er vorhatte?»
«Nein.»
Sophie hielt inne und musterte mich. «Ich dachte, es würde dich freuen. Stimmt irgendwas nicht?»
«Ich habe heute Nachmittag Terry Connors getroffen.»
Sie wurde still und widmete sich wieder der Soße. «Aus welchem Loch ist der denn gekrochen?»
«Ich wusste nicht, dass zwischen euch beiden etwas war.»
Sie stand mit dem Rücken zu mir, ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. Ich hörte nur das Klappern des Löffels. «Warum auch?»
«Findest du nicht, du hättest mir das sagen sollen?»
«Ich rede nicht gerne darüber. Es war ein Fehler. Und es ist sehr lange her.»
Ich sagte nichts. Sophie legte den Löffel weg und drehte sich zu mir um.
«Es hat jedenfalls nichts mit dem zu tun, was jetzt los ist.»
«Bist du sicher?»
«Das ist Geschichte, okay?», brauste sie auf. «Es geht dich nichts an, und außerdem bin ich dir keine Rechenschaft schuldig!»
Richtig, das war sie nicht. Doch sie irrte sich, wenn sie meinte, dass es mich nichts anging. Schließlich hatte sie mich um Hilfe gebeten. Und was auch immer Terry im Schilde führte, es betraf uns beide. Im Topf blubberte es.
«Du musst die Soße umrühren», sagte ich und ging nach oben.
Meine Tasche stand in meinem Zimmer. Ich warf meine restlichen Sachen hinein. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust auf den langen Weg zurück nach London, doch mit Miller und Cross war Sophie jetzt in Sicherheit. Es gab keinen Grund mehr, noch länger zu bleiben, und ich hatte genug davon, mich ausgenutzt zu fühlen.
Als ich fertig gepackt hatte, stand Sophie in der Tür. «Was hast du vor?»
Ich zog den Reißverschluss der Tasche zu. «Es wird Zeit, dass ich abreise.»
«Jetzt?» Sie sah überrascht aus.
«Du hast zwei Leibwächter. Alles ist in Ordnung.»
«David …» Sie schloss die Augen und rieb sich die Schläfen. «Gott, ich kann nicht glauben, dass Terry Connors nach all der Zeit noch Probleme macht. Na schön, ich hätte etwas sagen sollen. Okay? Es tut mir leid, ich wollte es sagen, aber nicht jetzt. Ich bin nicht stolz auf die Sache. Ich hatte eine schlechte Phase, und da ist es … irgendwie passiert. Es ging nicht lange, eigentlich war es nur eine Affäre. Er hat mir gesagt, er lebe getrennt und warte auf seine Scheidung. Als mir klarwurde, dass er log, habe ich Schluss gemacht. Und das war es dann.»
Sie beobachtete mich nervös und mit ernster Miene. «Hast du ihn in letzter Zeit gesehen?», fragte ich.
«Nein, ich schwöre!» Sie kam näher, bis sie dicht vor mir stand. «Bleib wenigstens noch heute Nacht. Wenn du morgen immer noch fahren willst, werde ich dich nicht aufhalten, versprochen. Aber fahr jetzt nicht so weg, bitte!»
Ich zögerte und stellte dann meine Tasche ab. Sophie umarmte mich und schmiegte sich an mich. «Ich bin nicht immer ein guter Mensch», sagte sie leise.
Ausnahmsweise wollte ich ihr nicht glauben.
Die Stimmung beim Abendessen war erstaunlich gelöst, was größtenteils an Miller lag. Er sorgte für einen lockeren Gesprächsfluss, man vergaß beinahe, warum die beiden hier waren. Steph Cross sagte wenig, sie lächelte über die Scherze ihres Partners, überließ die Unterhaltung aber ihm. Sophie machte zu der Lasagne, die sie ungeachtet Millers Anregungen zubereitet hatte, eine Flasche Wein auf, von der nur sie und ich tranken. Die Polizeibeamten hatten ohne viel Aufhebens abgelehnt, und mir fiel auf, dass beide auch recht wenigaßen. Sie waren hier, um einen Auftrag zu erfüllen, und ein voller Magen beeinträchtigt die Reflexe.
Ich hoffte, dass sie die nicht brauchen würden.
Vor dem Essen hatte Naysmith angerufen. Als mir Miller das Telefon reichte, klang der Ermittlungsleiter energisch und sachlich.
«Gibt es Neuigkeiten von Monk?», fragte ich.
«Noch nicht.»
«Ich habe mich nur gefragt, ob etwas geschehen ist, das Sie dazu veranlasst hat, Sophie unter Schutz zu stellen. DI Roper schien von der Idee nicht gerade begeistert zu sein.»
«Nicht DI Roper ist der Ermittlungsleiter, sondern ich», sagte er. «Wir haben Monks Fingerabdrücke in der Telefonzelle sichergestellt, er hat also tatsächlich versucht, Kontakt
Weitere Kostenlose Bücher