Verwesung
ansah, war das eines Mannes.
«Das ist meiner. Kann ich Ihnen helfen?», sagte er.
Ehe ich antworten konnte, ertönte hinter ihm Sophies Stimme. «Alles in Ordnung, Nick, lassen Sie ihn rein.»
Der Mann schaute an mir vorbei, überprüfte mit einem Blick den Garten und löste die Sicherheitskette. Dann machte er die Tür auf und trat zurück, ohne den Gartenpfad aus den Augen zu lassen. Kaum war ich drin, schloss der durchtrainiert wirkende Typ Anfang dreißig ab und verriegelte die Tür wieder.
Sophie stand lächelnd im Flur. Neben ihr stand eine hübsche blonde Frau, die klein, aber muskulös wie eine Athletin war. Sie wirkte äußerst wachsam, und als der Mann abgeschlossen hatte, sah ich, wie sich ihre Hand von der Hüfte wegbewegte.
Sie trug eine Pistole.
«David, das sind Steph Cross und Nick Miller.» Sophies Lächeln wurde breiter. «Sie sind meine Leibwächter.»
Kapitel 23
Hätte Sophie mir nicht gesagt, dass Miller und Cross Polizisten waren, ich wäre nie darauf gekommen. Beide waren speziell für den Personenschutz ausgebildete Beamte, doch wie sie sich gaben, hätten sie auch Lehrer oder Ärzte sein können.
Abgesehen von den Waffen natürlich.
«Wie kommt es, dass Roper seine Meinung geändert hat?», fragte ich. Wir saßen am Küchentisch, während Sophie die Einkäufe auspackte, die ich aus dem Wagen geholt hatte, und mit dem Zubereiten des Abendessens begann.
«Roper?» Miller biss in einen Streifen Paprika.
«Detective Inspector Roper. Er gehört zum Team des stellvertretenden Polizeichefs.»
«Dann ist er ein bisschen zu weit über uns», sagte Miller. «Wir haben unsere Befehle von Naysmith bekommen, aber mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Wir sollten unsere Sachen packen und aufs Land fahren, also sind wir hier. In unserem Job stellt man keine Fragen.»
Er war der Extrovertiertere der beiden, ein umgänglicher und stets gutgelaunter Typ in Jeans und T-Shirt . Obwohl sein kurzes Haar bereits grau war, machte ihn das nicht die Spur alt. Steph Cross war jünger, wahrscheinlich erst Mittezwanzig. Sie war zwar stiller als ihr Partner, strahlte jedoch eine gelassene Kompetenz aus, die beruhigend war.
Wenigstens nahm Naysmith Sophies Sicherheit ernst.
«Wie lange bleiben Sie?», fragte Sophie jetzt. Mir wurde bewusst, wie angespannt sie die ganze Zeit gewesen war. Die Ankunft der beiden hatte ihr offenbar eine Riesenlast von den Schultern genommen, denn sie wirkte beinahe beschwingt.
«So lange wie nötig», sagte Miller und spähte in die Bolognese, die Sophie zubereitete. «Keine Angst, wir werden Ihnen nicht auf den Füßen rumtrampeln. Geben Sie uns einfach was zu essen und zu trinken, dann werden Sie gar nicht merken, dass wir hier sind. Aber vielleicht sollten Sie die Zwiebeln ein bisschen länger dünsten, ehe Sie das Fleisch dazugeben.»
Sophie senkte den Löffel und sah ihn herausfordernd an. «Wollen Sie weitermachen?»
«Nee, Kochen gehört leider nicht zu meinem Aufgabenbereich. Aber ich bin zu einem Viertel Italiener, ich kenne mich damit aus. Ich würde auch mit dem Salz etwas zurückhaltender sein.»
Sophie wandte sich an Steph Cross: «Ist der immer so?»
Die blonde Polizistin lächelte kaum merklich, die blauen Augen ruhig und aufmerksam. «Mit der Zeit achtet man gar nicht mehr drauf.»
Miller schaute gekränkt drein. «Ich hab es ja nur gut gemeint.»
Fast hätte man vergessen können, warum die beiden da waren, und das war wahrscheinlich gewollt. Es ist leichter, eine Person zu schützen, die entspannt ist, als eine, die bei jeder Regung zusammenzuckt.
Und Sophie war eindeutig entspannt. Zwar hatte sie nicht in den sicheren Polizeigewahrsam gehen wollen, aber gegen andere Schutzmaßnahmen hatte sie keine Einwände gehabt. Ich war froh deswegen, aber das Treffen mit Terry machte mir noch zu schaffen. Als ich Roper angerufen hatte, um ihn zu informieren, war ich erleichtert gewesen, dass ich direkt an seine Mailbox weitergeleitet worden war. Ich hatte nur eine kurze Nachricht hinterlassen, ohne ins Detail zu gehen. Wenn er mehr erfahren wollte, konnte er mich zurückrufen.
Doch ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, mit Sophie darüber zu sprechen. Miller und Cross hatten das wohl gespürt, denn nach einer Weile entschuldigten sie sich und ließen uns allein. Sophie war so gut gelaunt, dass es ihr gar nicht auffiel.
«Die beiden sind wirklich nett. Ganz anders als die Personenschützer, die ich kannte», sagte sie und rührte die blubbernde Pastasoße um. In
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