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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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außen so verdreckt und innen so zugemüllt, dass ich es mir eigentlich nicht vorstellen konnte. Den gelben Mitsubishi fuhr er bestimmt schon lange nicht mehr, doch Terry war in Bezug auf seinen Wagen immer genauso eitel gewesen wie bei seinem Äußeren.
    Aber als ich eintrat, sah ich, dass er der einzige Gast war. Es musste also sein Wagen sein. Er saß an einem abseitsstehenden Ecktisch. Seine Kleidung war zerknittert und schmuddelig, und selbst aus der Entfernung konnte ich die Stoppeln auf seinem Kinn erkennen. Er starrte in sein halbleeres Bierglas und machte ein Gesicht, wie ich es noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte.
    Er wirkte resigniert.
    Dann bemerkte er mich, und der Ausdruck verschwand.Seine Schultern strafften sich, als ich zu ihm ging. Er lehnte sich zurück und betrachtete mich mit dem altbekannten, arroganten Blick. «Ich war mir nicht sicher, ob du kommst.»
    Fast wäre ich auch nicht gekommen. Das Vernünftigste wäre gewesen, Roper zu informieren oder die Nachricht zu ignorieren. Ich hatte beide Möglichkeiten in Betracht gezogen, doch dass Terry sich in Schwierigkeiten gebracht hatte, war eine disziplinarische Angelegenheit und kein Verbrechen, und zu Simms zu laufen, wäre mir wie Verrat vorgekommen. Außerdem wollte ich hören, was er zu sagen hatte. Ich zog einen Stuhl heran und setzte mich ihm gegenüber. Er hatte eine Fahne. «Weshalb wolltest du mich treffen?»
    «Willst du nichts trinken?»
    «Ich bleibe nicht lange.» Sophie hatte ich erzählt, dass ich einkaufen gehen wollte, was nicht einmal gelogen war. Auf dem Weg hatte ich bei einem Laden angehalten, um unsere Vorräte aufzufüllen. Ich hatte sie nur ungern allein im Haus gelassen, doch nach Ropers Besuch brauchten wir beide etwas Abstand voneinander. Außerdem wollte ich ja nicht länger wegbleiben als nötig.
    «Es kommt mir so vor, als hätten wir dieses Gespräch schon einmal geführt.» Terry trank einen Schluck. «Hast du jemandem erzählt, wo du hinfährst?»
    «Nein.»
    «Was ist mit Sophie?» Sein Grinsen war bösartig. «Du bist doch längst bei ihr eingezogen, oder? Eine Schulter zum Anlehnen und so weiter. Oder willst du mir immer noch sagen, ihr seid nur gute Freunde?»
    «Sag mir einfach, was du willst, Terry.»
    «Doch mehr als Freunde, hä? Hat ja nicht lange gedauert.»Ich stand auf und wollte gehen. Er hob seine Hände. «Schon gut, schon gut. Mein Gott, war nur ein Scherz.»
    Ich setzte mich wieder. «Entweder sagst du mir, was los ist, oder ich gehe.»
    «Okay.» Er leerte sein Glas und stellte es auf den Tisch. «Ich habe von der Sache mit Wainwright gehört. Monk macht Ernst, oder?»
    «Wie hast du davon erfahren?» In den Mittagsnachrichten war nicht erwähnt worden, dass Monk unter Verdacht stand. Offensichtlich wollte Simms Zeit schinden.
    «Genau so, wie ich auch erfahren habe, dass er sich in den Minen versteckt. Ich habe immer noch ein paar Freunde bei der Polizei.» Terry klang gekränkt. «Ich nehme an, du hast mit Simms gesprochen.»
    «Er hat mir erzählt, dass du suspendiert worden bist.»
    «Hat er gesagt, warum?»
    «Er nicht, aber Roper.»
    Terry grinste bitter. «Ja, kann ich mir vorstellen. Hinterhältiges Arschloch.»
    «Er sagte, du hättest eine Polizistin belästigt.»
    «Ich habe sie nicht
belästigt
, es war nur Spaß. Okay, ich hatte vielleicht ein paar Bier intus, aber sie hat sich nicht beschwert. Erst als ihr irgendjemand gesagt hat, ich hätte ihre Rechte verletzt. Ihre
Rechte
. Mein Gott.»
    Aber ich war nicht an Terrys Ausreden interessiert. «Du hast mich glauben lassen, dass du zum Ermittlungsteam gehörst. Und Sophie auch, selbst nachdem sie überfallen worden ist. Weshalb?»
    Er griff nach seinem Glas, bevor ihm einfiel, dass es leer war. Er nahm es trotzdem, als würde er sich wohler fühlen, wenn er es in der Hand hatte. «Schwer zu erklären.»
    «Versuch es.»
    Er starrte stirnrunzelnd in sein Glas. «Ich habe alles kaputt gemacht. Meine Ehe, meine Familie, meine Karriere, wirklich alles. Alle Möglichkeiten, die ich mal gehabt hatte   … sind futsch. Das letzte Mal, dass ich etwas getan habe, worauf ich stolz war, war damals im Moor, als ich Jerome Monk umgerissen habe. Erinnerst du dich daran?»
    Sein Mund verzog sich bei der Erinnerung zu einem Grinsen, das aber nicht lange anhielt. «Als er geflohen ist   … ja, da sind eine Menge Dinge wieder hochgekommen. Ob suspendiert oder nicht, ich bin immer noch Polizeibeamter. Ich konnte nicht einfach zu Hause rumsitzen und

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