Verwöhne mich mit Zärtlichkeit
will.”
Mit finsterer Miene wandte er sich ab. Er hätte sie in Gesellschaft von Simons Männern zurückgelassen, wenn nicht auch Billy Blackhawk und sogar Simon auf die Veranda gekommen wären, um ein wenig zu plaudern. Doch ihm war nicht nach Geselligkeit. Er brauchte Abstand und wollte eine Weile allein sein. Um seine Gedanken zu ordnen und Kraft zu sammeln, damit er sein Verlangen nach Marissa in den Griff bekam. Bisher hatte er nicht über die Zukunft nachgedacht. Ihn hatte nur interessiert, dass sie in Schwierigkeiten war und seine Hilfe brauchte. Da war er gar nicht zum Überlegen gekommen, wie er in ihr Leben passen würde und sie in seines.
Er verwünschte sich, weil er sie durch die Zurückweisung ihres Dankes gekränkt hatte. Unschlüssig stand er da. Von allen Düften, die die hereinbrechende Dämmerung mit sich brachte, war es nur Marissas Duft, den er wirklich wahrnahm. Von allen Blicken, die auf ihn gerichtet waren, sah er nur ihren betrübten, fragenden Blick.
Er ertrug es keine Minute länger. Als das Gespräch verstummte, erklärte er Simon und Billy, dass er vor dem Zubettgehen noch einen Spaziergang am See machen wolle.
Doch als er kurz darauf am Ufer des stillen Bergsees dahinschlenderte, hatte er kaum Augen für seine Umgebung. Einmal hörte er fernes Lachen. Später, als die Tannen bis ans Seeufer reichten, vernahm er hinter sich ein Tapsen und dann ein Kratzen. Es war die Dobermannhündin der Canfields.
“Jazz, was machst du denn hier so ganz allein?”
“Jazz ist nicht allein, Jefferson.” Marissa kam hinter dem Ast einer Tanne zum Vorschein. “Sie ist mit mir unterwegs.” Sie hielt kurz inne. “Hättest du etwas dagegen, wenn wir dich begleiten?”
Er zögerte nur eine Sekunde. “Natürlich nicht.” Statt jedoch ihren Arm oder ihre Hand zu nehmen, ging er schweigend neben ihr her.
Nach einer Weile berührte sie ihn leicht am Handgelenk, damit er stehen blieb. “Es tut mir leid, Jefferson. Ich hätte dich nicht um Hilfe bitten sollen. Aber ich dachte, nach all den Jahren, die ich … die wir …” Stockend brach sie ab. “Ich hätte dich nicht in diese Sache hineinziehen sollen.”
“Wen sonst hättest du um Hilfe bitten sollen, Marissa?” Auf ihrem Haar schimmerte silbern das Mondlicht. Sie wirkte so zart mit ihren dunklen Augen. Und er war abweisend und unfreundlich zu ihr gewesen. Er hätte nicht gedacht, dass er ausgerechnet zu Marissa so sein könnte.
Sacht berührte er ihr Gesicht und strich ihr eine Locke hinters Ohr. “Es war absolut richtig, sich an mich zu wenden. Sicher hätten dir auch andere zu helfen versucht, Studienfreunde, Freunde in Argentinien. Aber hätten sie über Simons Mittel und Wege verfügt oder über Männer wie Yancey, Rick und Ethan? Hätten sie dir Unterschlupf wie in diesem Tal bieten können?”
“Oder einen Spürsinn gehabt so wie du?”
“Das war reine Glückssache. Ich hatte keine Ahnung, wie ich vorgehen sollte. Deshalb rief ich Jericho an und fragte nach Yancey. Von früher wusste ich, dass er über geheime Kontakte zu einflussreichen Leuten verfügt. Da er meistens irgendwo auf der Welt unterwegs ist, dachte ich mir, wenn jemand Yancey ausfindig machen kann, dann Jericho. Dieser Anruf war also ein richtiger Glückstreffer.”
Mit einem Schulterzucken tat Jefferson seine Rolle bei der Rettungsaktion ab. “Den Rest kennst du ja. Und morgen beginnt die Zukunft.”
Marissa blickte zu ihm hoch. Sie war zwar selbst groß, aber er war noch größer. Sein Gesicht lag im Schatten. Dennoch kam es ihr plötzlich so vor, als würde er im silbrigen Licht des aufgehenden Mondes in einer schimmernden Rüstung vor ihr stehen. Selbst wenn sein früher mit einem Band zurückgenommenes langes Haar jetzt kurz geschnitten war und ein Anflug von Silber das Dunkelblond durchzog, so war er für sie immer noch der Märchenprinz, den sie damals in den Sümpfen von South Carolina eigentlich nicht hätte finden sollen.
Ja, Jefferson war ihr edler Ritter und würde es immer bleiben.
“Morgen”, flüsterte sie und ballte die Hände zu Fäusten, damit sie ihn nicht berührte.
Weil er ihre Unsicherheit spürte, streichelte Jefferson sacht ihr Gesicht. “Hab keine Angst, Marissa. Wir werden auf der Ranch miteinander schon zurechtkommen. Nichts und niemand wird dich dort verletzen.” Und weil er ihr mit der Zurückweisung ihres Dankes wehgetan hatte, ergänzte er leise: “Ich auch nicht.”
“Ich habe keine Angst, Jefferson. Nicht mehr. Und vor
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