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Verwöhne mich mit Zärtlichkeit

Verwöhne mich mit Zärtlichkeit

Titel: Verwöhne mich mit Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BJ James
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dir schon gar nicht.” Obwohl sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte, wusste sie, dass er voller Zärtlichkeit war. Am liebsten hätte sie seine Hände genommen und ebenso zärtlich seine Handflächen geküsst.
    Doch ihre Sehnsucht schlug unvermittelt in Schmerz und heftige Schuldgefühle um, als sie sich an einen anderen liebevollen Mann erinnerte. An Paulo.
    “Ich sollte besser gehen.” Sie trat einen Schritt zurück und wünschte, dass die Welt anders wäre. Eine Welt, in der Trauer und Schuldgefühle einen nicht daran hinderten, seine Liebe zu leben. Weil man es nicht als Unrecht empfände.
    “Marissa?”
    Erst als sie die Besorgnis in seiner Stimme hörte, merkte sie, dass sie ihn anstarrte. “Es ist nichts.” Sie entzog sich der Wahrheit durch eine kleine Notlüge. “Der morgige Tag wird lang und anstrengend. Ich gehe jetzt lieber zurück und überlasse dich deinem Spaziergang und deinen Gedanken.”
    Marissa wollte dem Chaos ihrer Gefühle entfliehen, doch ihr schlechtes Gewissen ließ sie noch sagen: “Es tut mir leid, dass ich dein Leben auf den Kopf gestellt habe. Und dass ich dich in Gefahr gebracht habe. Vielleicht hätte es andere gegeben, an die ich mich hätte wenden können. Die Wahrheit ist, dass ich an niemand anderen gedacht habe. Ohne zu überlegen, was es für dich bedeuten würde, mir zu helfen, habe ich nur an dich gedacht.” Sie starrte auf den Boden, doch die Erinnerung ließ sich nicht verscheuchen. Jefferson an jenem letzten Tag im Baumhaus. Groß und sehr attraktiv mit seinen blonden Haaren und den strahlend blauen Augen. Ihr bester Freund, ihr zärtlicher Lehrmeister und Geliebter. Der Mann, den sie nicht hatte vergessen können.
    Sie hob den Kopf. “Ich wollte dich, Jefferson.” Damit drehte sie sich um und ging.
    Weil er nicht wusste, wie er ihre Bemerkung auffassen sollte, verharrte Jefferson reglos, während er Marissa nachsah. Sei kein Narr, Cade, sagte er sich. Deute da nichts hinein, was du gern hättest.
    Er war der Freund, dem sie vertraute. Da war es nur natürlich, dass sie ihn wollte – um ein Versprechen einzulösen.
    Eine Weile später kehrte er zurück. In Simons Haus brannte noch Licht. Im Haus der Canfields war alles dunkel. Das bedeutete hoffentlich, dass Marissa schon schlief. Sie brauchte Ruhe vor der morgigen Reise.
    “Jefferson.” Raven trat aus dem Schatten einiger Kiefern, und er blieb stehen. “Würden Sie jemandem Gehör schenken, der versteht, was Marissa im Moment durchmacht, weil er es selbst erlebt hat?”
    Von Yancey wusste er, dass Raven ihre Familie auf ebenso tragische Weise verloren hatte wie Marissa, nur dass sie viel jünger gewesen war. “Wenn dieser Jemand Sie wären, Raven, dann ja.”
    Mit einem Nicken gab sie ihm zu verstehen, dass sie wusste, dass er ihre Geschichte kannte. “Gehen Sie behutsam vor. Haben Sie Geduld. Nehmen Sie jeden Tag als einen Schritt in die richtige Richtung. Drängen Sie sie nicht. Denken Sie vor allem daran, dass Marissas Schuldgefühle auch mit Ihnen zu tun haben. Falls sie aggressiv reagiert oder sich von Ihnen abwendet, dann gilt das nicht Ihnen persönlich. Warten Sie dann, bis sie sich gefangen hat.”
    “Welche Schuldgefühle hat Marissa meinetwegen? Ich verstehe das nicht.”
    “Sie hat sich mir nicht anvertraut. Aber ihr Verhalten spricht Bände. Sie glaubt, dass sie in gewisser Weise schuld am Tod ihres Mannes und ihrer Eltern sei. Oder dass sie die Tragödie hätte verhindern können. Vor allem aber glaubt sie, dass es falsch sei, wieder zu lieben.”
    “Als Sie Ihre Eltern und Ihren Bruder verloren, hielten Sie sich da auch für schuldig?”
    “Zuerst, ja. Ich hasste die Welt, aber am meisten hasste ich mich selbst – dafür, dass ich lebte. Aber Simon nahm sich meiner an und brachte mich hierher zu seiner Mutter. Gemeinsam halfen sie mir, dass ich mein Leben wieder annehmen konnte.”
    “Und Sie glauben, ich könnte Marissa genauso helfen?”
    “Ja. Besser als sonst irgendjemand, denn ich vermute, Sie haben in Ihrem Leben Ähnliches durchgemacht. Machen es womöglich in gewisser Weise noch jetzt durch. Gehen Sie behutsam vor. Um Ihrer selbst willen und um Marissas willen. Am Ende werden Sie erstaunt sein, was Sie für Ihre Hilfe bekommen.”
    “Sie sprechen aus Erfahrung, das spürt man.”
    Raven wich ihm nicht aus. “David war ziemlich unglücklich, als Simon ihn hierher ins Tal beorderte. Ich hatte mich damals so weit gefangen, wie es nur möglich war. Gemeinsam fanden

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