Verwöhne mich mit Zärtlichkeit
Empfindungen in ihr auslösten. Empfindungen, zu denen sie Angst hatte zu stehen. Die Spannung im Wagen und das zunehmende erotische Knistern zwischen ihnen waren deutlich zu spüren. Dennoch versuchten sie, es zu ignorieren.
Marissa rückte möglichst dicht an die Beifahrertür und starrte aus dem Fenster. Stundenlang besah sie sich die Landschaft und war bestrebt, Jefferson neben sich nicht wahrzunehmen, sondern sich ganz darauf zu konzentrieren, wie das wechselnde Licht immer neue Akzente in dieser unendlichen Weite setzte.
Jefferson wendete zweimal, umfuhr einige Canyons, hielt sich aber weiterhin in Richtung Westen. Einige Straßen waren geteert, andere Schotterpisten oder völlig unbefestigt. Bis auf ein paar Rinder oder gelegentlich eine Herde Pferde war kein Lebewesen zu sehen. Ein paarmal erspähte Marissa das Dach eines Hauses, dann wieder eine Windmühle oder eine Ölpumpstation, doch keine Menschen.
“Ich hätte es wissen müssen”, meinte Jefferson irgendwann.
Marissa sah weiterhin aus dem Fenster. Als Jefferson schon glaubte, sie würde ihr anhaltendes Schweigen nicht brechen, streckte sie ihre langen Beine aus, und er fühlte ihren Blick.
“Was hättest du wissen müssen, Jefferson?” Es waren ihre ersten Worte seit sie den kleinen Flugplatz verlassen hatten.
“Dass Simon viel zu vorsichtig ist, um dich über eine direkte, ganz normale Straße zur Ranch fahren zu lassen. Der Mann liebt das Verwirrspiel. Aber dem Himmel sei Dank dafür.”
“Ja.” Sie setzte ihre stumme Betrachtung der Landschaft fort.
“Ja?” Er wollte ihre Stimme hören, wollte mit ihr reden.
“Bitte?”
“Ja, Simon ist vorsichtig? Ja, er liebt das Verwirrspiel? Oder ja, dem Himmel sei Dank dafür? Worauf bezieht sich dein Ja, Marissa?”
Sie lachte. Es war ein heiseres, unbewusst verführerisches Lachen. Für einen kurzen Moment löste sich ihre Anspannung. “Auf alles zusammen.”
“So, so.” Er warf ihr einen Blick zu und grinste. “Gut gekontert, Sweetheart.”
Weil ihr einige Locken ins Gesicht fielen, fuhr sie sich mit beiden Händen durchs Haar, um es zu bändigen. Es faszinierte Jefferson, wie sich ihre Brüste dabei gegen ihre Lederweste drückten. Obwohl die Straße seine ganze Aufmerksamkeit erforderte, konnte er nicht umhin, den Blick über ihre schmale Taille, ihre schlanken Hüften und Oberschenkel wandern zu lassen.
Seit sie in seinem Geländewagen saßen, nahm er praktisch jede ihrer Bewegungen wahr. Wenn sie angespannt tief Atem holte und ihre Brüste sich dabei anhoben. Wenn sie unruhig ihre langen Beine ausstreckte.
Statt einer Lederhose wie in der Pampa Argentiniens trug sie heute Jeans, die Raven ihr neben einigen anderen Dingen besorgt hatte. Die Jeans wirkten schon getragen. Denn Simon hatte Anweisung gegeben, dass Marissa nicht durch nagelneue Kleidung als Neuling im Westen auffallen solle.
Aber den von Simon gewünschten Effekt, nicht aufzufallen, erzielte sie damit keineswegs. Denn die Jeans saßen wie angegossen und betonten bei jedem Schritt ihren geschmeidigen Gang. Die dunkelrote Hemdbluse, die ebenfalls leicht ausgeblichen war, harmonierte perfekt mit ihrem dunklen Haar und ihrer gebräunten Haut.
Mit den Stiefeln, dem Hut und der offenen Weste passte sie gut auf jede Ranch. Aber sie war viel zu hübsch, um unbeachtet zu bleiben.
Um sein aufsteigendes Verlangen zu unterdrücken, umklammerte Jefferson das Lenkrad fester und setzte die Fahrt schweigend fort. Er überließ Marissa ihren Gedanken. Und lenkte seine auf die Rückkehr nach Hause.
Nachdem er tagelang weg gewesen war, freute er sich auf den Canyon. Und auf Satan.
Vielleicht kam ihm der heutige Reisetag deshalb so endlos vor. Der erste Teil der Reise heraus aus Simons Tal war ziemlich kompliziert gewesen. Er hatte mehrfach das Fahrzeug gewechselt und ab Belle Terre schließlich einen Linienflug genommen. Dabei hatte er entdeckt, dass seine ursprünglichen Tickets benutzt worden waren, statt storniert worden zu sein. Falls sich also jemand für seine Reise interessieren sollte oder für deren Ausgangspunkt, dann würde es so aussehen, als käme er von einem Besuch bei seiner Familie zurück.
Nach seiner Rückkehr vom Meeting bei Simon hatte Billy den Geländewagen nach Phoenix gefahren und dort auf einem Dauerparkplatz geparkt. Auch das sollte vortäuschen, dass er, Jefferson, für mehrere Tage in seine Heimat gereist war.
Nachdem er den Wagen, wie vereinbart, vom Flughafen abgeholt hatte, war er zu dem
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