Verwöhne mich mit Zärtlichkeit
Privatflugplatz gefahren, um Marissa zu treffen. Diese Fahrt war jetzt der letzte Teil der Reise.
“Müde?”, fragte er, als Marissa leise seufzte.
“Vielleicht ein bisschen.”
“Nach den Wochen in deinem Versteck, der Reise zu Simon und jetzt auf die Ranch ist es kein Wunder, wenn du müde bist.” Er strich ihr kurz über die Hand. “Aber jetzt dauert es nicht mehr lange.”
Seine Berührung rief sofort weitere Erinnerungen in ihr wach. Bittersüße Erinnerungen, die ihre heiße Sehnsucht nach mehr entfachten. Jefferson hatte unglaublich schöne Hände. Kräftige Hände, mit denen er sie fest an sich gedrückt hatte. Sanfte Hände, die sie zärtlich und verführerisch gestreichelt hatten. Wissende Hände, die wilde Lust in ihr geweckt hatten.
Kein Mann hatte sie je so berührt wie er. Nie vorher. Nie in den Jahren nach jenem Sommertag. Noch vor Kurzem hätte sie gesagt, dass ihr das Leben, das Paulo ihr geboten hatte, gereicht habe. Dass Freiheit, Ausbildung und seine Fürsorge das Fehlen von Erotik und Leidenschaft ausgeglichen hätten. Doch seit ihrem Wiedersehen mit Jefferson wusste sie, dass sie sich etwas vorgemacht hatte.
Als sie jetzt seine schönen Hände betrachtete, begriff sie, dass sie sie nie würde vergessen können. Jeffersons Hände, die das wildeste Pferd besänftigen konnten, die sie unendlich sanft und einfühlsam die Geheimnisse der Liebe gelehrt hatten.
“He, hübsche Lady. Wo bist du mit deinen Gedanken?”
Aufgeschreckt presste Marissa die Hände auf ihre glühenden Wangen. Während sie sich zu fassen versuchte, packten sie gleichzeitig schreckliche Schuldgefühle, weil sie vieles in ihrer Ehe mit Paulo nun als Defizit empfand.
Sie war undankbar, selbstsüchtig und kalt. Eine Verräterin. Ein schamloses Weib, das einen anderen Mann begehrte, kaum dass ihr herzensguter Ehemann sechs Wochen tot war.
Verwirrt streckte Jefferson die Hand aus, um ihre Wange zu streicheln. “Ich wollte dich nicht durcheinanderbringen, Sweetheart. Ich weiß zwar nicht, was genau ich gesagt oder getan habe, aber es tut mir leid.”
“Nicht! Bitte nicht!” Mit einer heftigen Bewegung entzog sich Marissa seiner Berührung. Sie klammerte sich am Türgriff fest, als wäre der ihr letzter Halt. Ihr Atem ging schnell. Als sie sich langsam beruhigte, ließ sie den Griff los und verkrampfte stattdessen die Hände im Schoß.
“Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Jefferson. Für nichts. Aber bitte berühr mich nicht mehr.”
Die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden, und obwohl er in der Dämmerung kaum ihr Gesicht erkennen konnte, starrte er sie entgeistert an. “Marissa, Sweetheart …”
Als sie bei diesem Kosewort zusammenzuckte, unterdrückte er die Fragen, die er hatte stellen wollen. Er umfasste das Lenkrad fester und starrte durch die staubige Windschutzscheibe. Wie sollte es mit ihnen weitergehen?
Am liebsten hätte er angehalten und Marissa auf seinen Schoß gezogen, um ihren Schmerz und ihren Kummer wegzuküssen. Ihre Angst.
Aber seine Berührungen waren ihr ja unerträglich.
Doch als er sie in der Steppe berührt hatte oder im Tal, hatte es ihr nichts ausgemacht. Was hatte sich geändert?
Wieder herrschte Schweigen zwischen ihnen, während der Wagen seine Fahrt über die unebene Straße fortsetzte. Marissa sah wieder aus dem Fenster. Doch sie nahm die Landschaft nicht mehr wirklich wahr, weil sie krampfhaft versuchte, nicht daran zu denken, wie töricht sie Jefferson vorkommen musste.
Auch Jefferson konnte sich nicht ganz auf die Straße konzentrieren.
’Bitte berühr mich nicht.’
’Berühr mich nicht.’
Immer wieder hörte er ihren panischen Aufschrei. Erst hatte er geglaubt, sich geirrt zu haben. Doch ihre Reaktion war kaum falsch zu verstehen.
Sie konnte es nicht ertragen, dass er sie berührte. Die neue Marissa war eine stille Frau, die sich in ihrem Kummer ganz in sich zurückgezogen hatte. Aber bis eben hatte er nicht geahnt, dass es sie anwiderte, von ihm angefasst zu werden.
Er selbst widerte sie an? Oder das, was er womöglich von ihr wollte?
Dann begriff er. Obwohl sie auf seiner Ranch am sichersten sein würde, hatte sie nicht mitkommen wollen. Weil das hieß, mit ihm allein zu sein. In Gegenwart von Juan und Marta, die in der Steppe bei ihr gewesen waren, oder später im Tal, wo auch Simon und seine Männer in der Nähe gewesen waren, da hatte sie sich mit ihm wohlgefühlt. Zumindest einigermaßen.
“Aber nicht, wenn wir allein sind.”
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