Verwöhne mich mit Zärtlichkeit
Gesprächsthema. Es lenkte ihn davon ab, was er eigentlich wollte. Doch nun folgte Jefferson seinem Impuls und fragte: “Hast du schon zu Mittag gegessen, Marissa?”
Der abrupte Themenwechsel überraschte sie. “Ist es denn schon Zeit dafür?”
“Ja.” Er trat näher. “Außerdem ist es Zeit, dass ich nach der Herde weiter hinten im Canyon sehe. Da du bisher nur den unmittelbaren Bereich der Ranch kennst, dachte ich, du könntest vielleicht ein paar Brötchen einpacken und mitkommen. Ich kenne ein hübsches Plätzchen für ein Picknick.”
Marissa hatte schon lange durch den Canyon reiten wollen. Mit Jefferson. Sie fand ihn so unglaublich attraktiv und dachte fast beständig nur an ihn. Auch jetzt, bei seinem Angebot, klopfte ihr Herz so heftig, dass die Gedanken an die schmerzliche Vergangenheit und ihre Schuldgefühle in den Hintergrund traten. Aber wenn er zu arbeiten hatte, sollte sie ihn wohl nicht dabei stören. “Vielleicht reitest du doch besser allein.”
“Es ist nicht gut, dich hier allein zu lassen.” Jefferson schob seinen Hut zurück. Seine blauen Augen blitzten. “Selbst wenn Satan aufpasst.”
“Verstehe.” Marissa versuchte, ihre Enttäuschung zu ignorieren. Er hatte sie also nur aus Pflichtgefühl gefragt, nicht, weil er mit ihr ausreiten wollte. Warum sollte sie auch etwas anderes erwarten? Sie behandelte ihn ja nicht gerade wie einen Freund.
Aber wie konnte eine Frau, die erst seit Kurzem Witwe war, ihr heftiges Verlangen nach einem anderen auch zeigen? Würde der Mann, nach dem sie sich verzehrte, sich von ihrem Verhalten nicht abgestoßen fühlen, selbst wenn ihre Ehe nur arrangiert gewesen war?
“Marissa?”
Als er näher trat, nahm sie seinen Duft wahr, der sich mit dem Geruch von Heu, Pferden und Leder mischte. Eine betörende Mischung, die ihre Sehnsucht weiter anfachte … Nein! Abrupt drehte sie Jefferson den Rücken zu. Sie durfte ihren Gedanken nicht freien Lauf lassen.
Marissa schickte sich an, den Sattel in die Sattelkammer zu bringen, doch Jefferson kam ihr zuvor.
Gleich darauf stand er wieder neben ihr. “Also, wie ist es? Möchtest du einen Ausritt in den Canyon machen?”
“Ich … nein.” Sie sah zu Boden. Dann, ohne dass sie ihren Meinungsumschwung hätte erklären können, suchte sie seinen Blick und sagte: “Ja.” Ihre Stimme klang fest, als sie ihren ganzen Mut zusammennahm. “Ja, ich möchte mit dir ausreiten, Jefferson.”
Jefferson sagte nichts zu ihrem Sinneswandel, sondern nahm das neben der Sattelkammer hängende Zaumzeug vom Haken. “Ich hole eben Black Jack und Lady von der Weide. Lady ist neben dem Hengst Savannahs Lieblingspferd und genauso trittsicher. Bis du startbereit bist, sind die beiden gesattelt.”
Als ihr Blick plötzlich auf seine linke Hand fiel, erschrak Marissa. Sie vergaß alle Regeln, die sie für sich und ihn aufgestellt hatte, und packte ihn am Handgelenk. “Jefferson!” Entsetzt starrte sie auf das blutgetränkte Tuch. “Was ist passiert?”
“Ich habe mich an einem widerspenstigen Stacheldraht geritzt.” Er grinste schief. “Es gibt Tage, da würde ich den Mann, der das verdammte Zeug erfunden hat, am liebsten erschießen, falls ich ihn träfe.”
“Hör auf, die Sache herunterzuspielen. Du weißt doch, dass eine solche Verletzung gefährlich ist. Hast du dich in letzter Zeit gegen Tetanus impfen lassen? Wie tief ist die Wunde denn? Hast du sie gereinigt? Du kannst nämlich leicht eine Infektion bekommen. Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt? Ich hätte die Wunde sofort versorgen können.”
Jefferson lächelte, weil es ihn freute, dass Marissa sich sorgte. “Bist du fertig damit, mich zu bemuttern? Wenn ja, könnte ich dir antworten.”
“Mit dem Bemuttern habe ich gerade erst angefangen. Aber ich werde mir deine Ausreden anhören.” Sie bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. “Falls dir welche einfallen.”
Marissa hielt ihn immer noch am Handgelenk fest, als würde er weglaufen wollen. Dabei dachte Jefferson nicht im Traum daran. Er begann, ihre Fragen der Reihe nach zu beantworten, und versicherte, dass er vergangenes Jahr eine Tetanusspritze bekommen habe und dass die Verletzung nicht tief sei.
“Im Übrigen habe ich die Wunde vorhin im Bach ausgewaschen, weil ich natürlich weiß, dass sie sich entzünden kann. Und ich habe dir deshalb nicht Bescheid gesagt, weil ich dich beim Training mit dem Fohlen nicht stören wollte.”
Als sie erneut ihr Missfallen äußerte, meinte er: “Ich
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