Verwuenscht und zugenaeht
wie der letzte Arsch.
Das Lied ist zu Ende und ich starre immer noch die Torte an. Meine Augen beginnen zu brennen. Als ich den Blick schlieÃlich abwende, nehme ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr.
Nicole und Ben betreten den Garten. Drei Stunden, nachdem die Party begonnen hat. Sie bleiben etwas abseits stehen. Anscheinend sind sie direkt aus dem Restaurant hierhergekommen. Ben sind die rote Krawatte und das weiÃe Hemd merklich peinlich. Nicole dagegen fühlt sich in ihrem schulterfreien roten Kleid und den silberfarbenen Stöckelschuhen offensichtlich richtig wohl. Sie muss doch frieren, aber sie steht da, als wäre August und nicht Ende September.
Sie lehnt sich an ihn und ihr langes blondes Haar fällt über sein Hemd. Er legt den Arm um sie und küsst ihre Schläfe.
Sie sind das perfekte Paar: beide groÃ, blond, attraktiv. Ich dagegen stehe wie ein Bauerntrampel in einem hässlichen Matrosenkleid und mit einer schrecklichen Frisur in der Mitte der Tanzfläche.
»Wünsch dir was, mein Schatz!«, sagt Mum, ohne mein Elend auch nur ansatzweise wahrzunehmen.
Ich schüttle den Kopf, denn ich bringe kein Wort über die Lippen.
»Komm schon, sei keine Spielverderberin!«
Ich blicke in ihre groÃen, fröhlichen Augen und Wut kocht in mir hoch. Sie hat den ganzen Abend kaum mit mir geredet und nicht mal bemerkt, wie sehr ich das alles hasse. »Na schön!«, fauche ich wütend.
Bei dem scharfen Ton in meiner Stimme weicht sie leicht zurück. Ihr breites Lächeln gefriert und ihr Blick huscht über die Gesichter ihrer potenziellen Kunden.
Ich schlieÃe die Augen, um mich etwas zu beruhigen. Wenn doch alle meine Geburtstagswünsche endlich in Erfüllung gehen würden!
Dann hole ich tief Luft und puste sechzehn Kerzen auf einmal aus. Als würde ich mein ganzes Leben wegpusten â wie einen Haufen trockenes Laub.
A ls mein Wecker am nächsten Morgen losgeht, hätte ich ihn am liebsten mit einem Hammer zertrümmert.
Ich setze mich auf und reibe mir die Augen. Mein Bett ist völlig zerwühlt, weil ich mich die halbe Nacht herumgewälzt habe.
Der Abend gestern war eine einzige Katastrophe und mir graut vor dem heutigen Tag. Janae wird jedem von meiner Party erzählen und ich will gar nicht erst wissen, was die anderen zu hören bekommen. Wahrscheinlich, dass sie sich wie in einem schlechten Film aus den Achtzigern gefühlt hat. Ich will auch nicht wissen, ob Mum sauer ist, weil ich sofort verschwunden bin, nachdem ich die Kerzen ausgeblasen hatte. Ich habe mich einfach in meinem Zimmer eingeschlossen und die Musik meiner Lieblingsrockband Blink-182 so laut aufgedreht, bis ich die Partygeräusche aus dem Garten nicht mehr hören konnte.
Ich stehe gähnend auf und strecke missmutig die Arme über den Kopf, als ich etwas Helles auf dem Rasen unter meinem Fenster aufblitzen sehe.
Etwas Rosafarbenes.
Ist die Dekoration etwa noch nicht abgebaut?
Ich lege mir meine leuchtgrün-orange karierte Tagesdecke um die Schultern, obwohl ich einen ziemlich uncoolen Flanellschlafanzug trage, und lehne mich ans Fensterbrett. Der Garten sieht wieder aus wie vorher. Die Palisade ist nicht mehr mit Blüten geschmückt, das Zelt ist verschwunden und die Punschschale â äh, der Punschbrunnen steht auch nicht mehr auf der Terrasse.
Aber was habe ich dann gesehen?
Ich öffne das Fenster und drücke die Stirn gegen das Fliegengitter. Und da sehe ich es wieder: Ein rosa Farbfleck huscht um die Ecke.
Hm, das riecht förmlich nach meinem Bruder. Er hat wahrscheinlich einen Wasserbombenangriff geplant und will mich in den Garten locken. DrauÃen sind höchstens zwölf Grad und es würde ihn bestimmt diebisch freuen, mir eine Dusche zu verpassen.
Aber darauf falle ich nicht noch einmal herein. Diesen Streich hat er mir nämlich vor einem Monat schon gespielt. Zuerst hat er sich einen Vorrat an Wasserbomben angelegt und ein paar gegen mein Fenster geworfen. Als ich dann wütend in den Garten gestürmt bin, hat er mich damit bombardiert.
Vielleicht sollte ich mich von vorn ums Haus herumschleichen und das Ãberraschungsmoment nutzen, um mir sein Waffenlager zu schnappen und gegen ihn einzusetzen. Meine Erfahrungen als kleine Schwester haben mich gelehrt, dass das Gehirn mehr Kraft besitzt als Muskeln â insbesondere wenn es um mein Hirn und die Muskeln meines Bruders geht.
Ich ziehe einen
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