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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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hängt das letzte Foto zum Trocknen auf und sammelt dann die Bilder ein, die neben dem Vergrößerungsgerät verstreut liegen. Die Stunde ist in ein paar Minuten zu Ende.
    Â»Wann treffen wir uns morgen zum Lernen?«, frage ich.
    Nicole zieht ihren Rucksack zu. Sie sieht hübsch aus im roten Licht der Dunkelkammer. Ȁh, so gegen sieben? Ich habe nach der Schule noch einen Arzttermin.«
    Â»Klar, das geht.«
    Nicole wirft ein paar aussortierte Fotos in den Papierkorb. »Also bis dann.«
    Es läutet, ich stöhne auf und packe meine Sachen zusammen. Eine weitere absolut vergeudete Stunde …
    Bevor ich gehe, will ich noch schnell ein misslungenes Foto in den Papierkorb werfen, doch es flattert vorbei und landet auf dem Boden. Ich hocke mich hin, um es aufzuheben, als mir Nicoles Fotos ins Auge fallen.
    Eigentlich sind sie gar nicht so schlecht. Das erste ist etwas unscharf, aber auf dem zweiten steht Ben am Pier und ein weiches Licht fällt von hinten durch die Wolken auf ihn. Am rechten Rand ist eine dunkle Stelle, als hätte Nicole einen Finger auf dem Objektiv gehabt, aber dort, wo Ben steht und aufs Wasser blickt, ist die Bildqualität einwandfrei.
    Ich sehe mich um. Niemand beobachtet mich.
    Hastig greife ich nach dem Foto und lasse es in meiner Heftmappe verschwinden. Mein Herz rast, als hätte ich soeben die Mona Lisa gestohlen.

I n dieser Nacht träume ich davon, wie Nicole und Ben zusammen knutschen. Ich werde von riesigen Kameras mit hellen Scheinwerfern verfolgt und irre zwischen Tausenden Punschbrunnen umher. Eine rosa Flüssigkeit, heiß wie Lava, läuft über die Ränder und droht mich zu verbrennen.
    Als ich die Augen aufschlage, ist meine Laune auf dem Nullpunkt. Ich brauche dringend eine Ladung Koffein und eine ordentliche Portion Donuts.
    Ich gähne, strecke mich und schwinge mich aus dem Bett. Doch als ich aufstehen will, scheint der Boden unter meinen Füßen nachzugeben, meine Beine rutschen auseinander und ich lande mit dem Gesicht auf dem Teppich. Dabei beiße ich mir auch noch auf die Zunge und ein metallischer Blutgeschmack erfüllt meinen Mund.
    Das alles geht so schnell, dass ich nicht mal unter normalen Umständen in der Lage gewesen wäre, mich abzufangen – geschweige denn vier Sekunden nach dem Aufwachen.
    Was zum Teufel war das?
    Ich öffne die Augen – und kann nicht glauben, was ich sehe.
    Kaugummikugeln.
    Ãœberall Kaugummikugeln!
    Ich bin umgeben von aufeinandergestapelten Plastikbehältern, Eimern und Kartons voller Kaugummikugeln. Der ganze Boden ist davon bedeckt.
    Ich liege immer noch auf dem Teppich – und auf unzähligen Kaugummikugeln – und bin völlig sprachlos. Die müssen ein Vermögen gekostet haben. Oder hat mein Bruder etwa einen Truck voller Süßigkeiten ausgeraubt?
    Ich richte mich langsam auf und zucke zusammen. Der Sturz hat wirklich wehgetan. Ungläubig lasse ich meinen Blick durchs ganze Zimmer schweifen.
    Kaugummikugeln liegen auf meinem Schreibtisch, auf der Fensterbank, auf dem Stuhl und sind bergeweise an der Wand aufgehäuft … mit anderen Worten: Es gibt keinen kaugummifreien Quadratzentimeter in meinem Zimmer.
    Ich ziehe die Beine an und stehe schon fast wieder auf den Füßen, als die Kugeln erneut unter mir wegrollen. Ich mache einen unfreiwilligen Spagat, schreie vor Schmerzen auf und falle wieder hin. Mein Oberschenkel fühlt sich an, als wäre ein Muskel gerissen. Ein paar Kaugummikugeln springen zur Tür hinaus, prallen gegen die Wand im Flur und hüpfen aus meinem Blickfeld.
    Um nicht noch einen Sturz zu riskieren, krieche ich auf allen vieren zu meinem Wandschrank. Immer wieder schiebe ich Kaugummis aus dem Weg, doch sie rollen einfach wieder zurück. Ich komme mir vor wie in einem überdimensionalen Bällebad.
    Ich brauche nur ein paar Klamotten aus dem Schrank, dann kann ich mich im Bad für die Schule fertig machen. Doch wenn ich angezogen bin, knöpfe ich mir erst mal meinen Bruder vor.
    Endlich habe ich es bis zur Schranktür geschafft. Ich drehe am Knauf – und merke zu spät, dass das ein Riesenfehler war: Die Tür fliegt auf und schlägt gegen mein Kinn. Eine regenbogenfarbene Kaugummilawine bricht über mich herein. Ich rolle mich auf dem Boden zusammen und halte schützend die Arme über den Kopf. Unzählige Kaugummikugeln regnen auf mich herab, prallen an mir ab und

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