Verwuenscht und zugenaeht
bilden Häufchen um mich herum. Laut klackernd schlagen sie gegeneinander und springen durch das Zimmer.
Das darf doch nicht wahr sein! Wie hat mein Bruder das gemacht? Hat er mir gestern Abend Schlafmittel ins Mineralwasser gekippt? AuÃerdem muss er Hilfe gehabt haben. Allein hätte er das niemals in so kurzer Zeit hinbekommen.
Der kann was erleben!
Ich ziehe die Jeans von gestern an und schlüpfe in ein benutztes Pacman-T-Shirt. Dann krabble ich zur Tür. Meinem Bruder ist hoffentlich klar, dass er jetzt mindestens hundert Müllsäcke und eine Schneeschaufel braucht!
Ich schiebe mich durch die Tür, laufe den Flur hinunter zum Bad und schlieÃe mich dort ein. Puh! Ich will nie wieder eine Kaugummikugel sehen! Kaum zu glauben, dass ich einmal ganz versessen auf diese Dinger war. Mum hat immer gesagt, ich breche mir noch den Kiefer vom vielen Kauen.
Bevor ich in die Dusche steige, werfe ich einen Blick in den Spiegel. Am Kinn, wo mich die Schranktür getroffen hat, habe ich einen groÃen rötlichen Fleck. Meine Arme sind von bunten Streifen übersät, die die Kaugummis hinterlassen haben. Sehr stylish.
Ich dusche viel zu lange, aber es ist mir egal, dass ich zu spät zur Schule komme. Falls Mum etwas spitzbekommt, kann ich meinem Bruder die Schuld dafür geben.
Nachdem ich mir die Regenbogenstreifen von der Haut geschrubbt habe, ziehe ich mich an und mache mich auf die Suche nach ihm.
Er liegt ausgestreckt auf dem FuÃboden mitten im Wohnzimmer, starrt an die Decke und hört mit dem iPod Musik. Er trägt eine Tarnhose und ein labberiges Langarmshirt und seine Augen sind halb geschlossen, als würde er dösen.
Er bemerkt mich gar nicht, also rupfe ich ihm ohne Vorwarnung einen Ohrstöpsel heraus. Er reiÃt vor Schreck die Augen auf, setzt sich hin und reibt sich das Ohr. »Au! Wofür war das denn?«, schimpft er und starrt mich wütend an.
»Tu doch nicht so blöd! Du weiÃt genau, wofür.« Ich verpasse ihm einen FuÃtritt, doch bevor ich das Bein zurückziehen kann, packt er mich am Knöchel. Er zieht mit einem Ruck und ich lande neben ihm auf dem FuÃboden.
»Nein, weià ich nicht«, sagt er und will sich tatsächlich die Stöpsel wieder in die Ohren stecken. Ich ziehe sie ihm weg und er hält inne. »Also gut, dann spiele ich eben mit. Was habe ich getan? Deine Lieblings- DVD zerkratzt? In deine Frühstücksflocken gespuckt?«
Ich verschränke die Arme und funkle ihn wütend an. Warum bin ich nur mit einem Bruder wie ihm gestraft? Warum kann ich keine vernünftige und verständnisvolle Schwester haben?
»Ich sage nur eins«, erwidere ich. »Kaugummikugeln.«
Er sieht mich völlig verständnislos an. Weder ein zufriedenes Grinsen noch ein Kichern oder wenigstens ein nervöser Blick verraten, dass er der Schuldige ist. Hm, merkwürdig.
»Na schön, dann musst du eben mitkommen«, sage ich und stehe auf. Ich zerre so stark an seinem T-Shirt, dass es ihm fast die Kehle zuschnürt. Er reibt sich ärgerlich den Hals, dann seufzt er und steht auf. Er weiÃ, wie dickköpfig ich sein kann, also gibt er lieber gleich nach.
Wir steigen die Treppe zu meinem Zimmer hinauf. Kurz vor der Tür sehe ich schon die ersten Kaugummikugeln im Flur liegen. Ich mache einen Schritt zur Seite und lasse Chase vorbei. Er bleibt im Türrahmen stehen und bricht in fürchterliches Gelächter aus.
Ich rühre mich nicht von der Stelle und koche vor Wut, während er sich vor Lachen krümmt und die Seite hält. Ab und zu wandert sein Blick über die Kaugummiberge, was zu weiteren Lachkrämpfen führt.
»Das ist ⦠das Beste ⦠was ich je ⦠gesehen habe«, stöÃt er schlieÃlich atemlos hervor. Dann lässt er sich auf den Boden fallen und kichert bescheuert vor sich hin.
»Wie kannst du das sagen! Das ist eine absolute Katastrophe! Du wirst das alles wegräumen.«
Er hört auf zu lachen, kann sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. »Hey, ich war das nicht! Ich räum das doch nicht alles weg.«
»Doch, das wirst du! Ich rühre mit Sicherheit keinen Finger.«
Er zuckt die Schultern. »Ich würde mich ja gern dazu bekennen, aber ich warâs wirklich nicht. » Er lehnt sich mit dem Rücken an den Türrahmen, sieht sich die ganze Bescherung noch einmal an und schüttelt dann energisch den Kopf. »Ich wüsste
Weitere Kostenlose Bücher