Verwuenscht und zugenaeht
wird superromantisch. Ich hätte abgesagt, wenn es nicht so eine groÃe Sache wäre.« Nicole redet wirklich schnell. Die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus, als würden sie die Niagarafälle herunterstürzen. »Er ist in letzter Zeit oft auf der Rennstrecke und jetzt, wo die Schule wieder angefangen hat, sehen wir uns noch seltener. Ich möchte so gern dorthin, ich will ihn nicht enttäuschen.«
Ich fasse es nicht. Sie will mich an meinem Geburtstag im Stich lassen und bittet mich dafür auch noch um Erlaubnis! Als könnte ich ihr die Bitte abschlagen, ohne wie eine Vollidiotin dazustehen.
Ich atme tief ein. »Du weiÃt doch genau, wie sehr mir vor diesem Abend graut. Ich würde meine Party ja selbst sausen lassen, wenn ich könnte. Aber wie soll ich diese Folter bitteschön durchstehen, wenn du nicht da bist und wir nicht mal über alles ablästern können?«
Und genau das ist der Punkt: Meine Mum will die Party, nicht ich. Sie ist mit Leib und Seele Eventplanerin und redet seit einer gefühlten Ewigkeit davon, zu meinem sechzehnten Geburtstag die ultimative Party zu schmeiÃen. Als ich noch klein war, klang das alles nach einem RiesenspaÃ. Wir saÃen oft zusammen und redeten darüber, wie toll es sein würde.
Aber Dinge und Menschen ändern sich. Allein der Gedanke an eine von vorn bis hinten durchgeplante Party, auf der sich alles nur um mich dreht, weckt inzwischen die schlimmsten Albträume in mir. Seit Monaten rede ich täglich auf Mum ein, versuche ihr klarzumachen, dass ich den ganzen Rummel nicht mehr will und ein ruhiges Abendessen vorziehen würde â ohne Erfolg. Die Party findet statt, ob ich will oder nicht.
Und das Schlimmste daran: Nicole ist die einzige Person, die ich eingeladen habe. Ich dachte, ich könnte mich irgendwo mit ihr verkrümeln. Gemeinsam würden wir selbst ein Miley-Cyrus-Konzert ertragen.
Meine Mum dagegen hat nicht nur unsere gesamte Verwandtschaft eingeladen, sondern auch alle Nachbarn und meinen Busfahrer. Im Ernst, sie hat den Fahrer meines Schulbusses eingeladen. Es wird heute Abend von Gästen wimmeln, die ich nicht um mich haben will.
Und es wird Spiele geben, oh ja, Spiele.
»Wir werden nicht die ganze Party verpassen, versprochen. Höchstens die erste Stunde. Aber nur, wenn du nichts dagegen hast«, sagt Nicole.
Wir starren einander lange an, im Hintergrund läuft der Wasserhahn und ich klammere mich immer noch an den Waschbeckenrand. Der bevorstehende Abend breitet sich wie eine endlose Durststrecke vor meinem inneren Auge aus.
Eine Stunde werde ich wohl durchhalten. Nicole wird da sein, bevor es unerträglich wird. Dann können wir immer noch über die kitschige Dekoration lachen und alberne Häppchen essen.
»Okay«, sage ich. »Eine Stunde halte ich aus.«
»Okay? Wirklich?« Ihre Stimme springt gleich um eine ganze Oktave nach oben. Sie klingt jetzt fast wie eine dieser ätzenden Cheerleaderinnen.
Ich nicke mit einem flauen Gefühl im Magen. Nicole umarmt mich stürmisch und beschmiert dabei mein ganzes Matrosenkleid mit Seifenresten.
»Du bist die allerbeste beste Freundin«, trällert sie. »Ich verspreche, dass ich gegen sieben da bin.«
Ich nicke nur. Bis sie kommt, mache ich einfach gute Miene zum bösen Spiel. SchlieÃlich geht es nur um diesen einen Abend.
Das eigentliche Problem liegt ganz woanders. Nicole wird immer mehr Zeit mit Ben und immer weniger Zeit mit mir verbringen. Und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann.
Aber das Schlimmste daran ist: Ich bin absolut hoffnungslos in Ben Mackenzie verliebt. Seit drei langen, qualvollen Jahren.
Und sie hat keine Ahnung.
I ch überstehe den Rest der Biologiestunde, ohne einen Nervenzusammenbruch zu erleiden, und gehe dann zum Matheunterricht. Ich setze mich auf meinen Platz neben Bens noch leeren Tisch. Durch göttliche Fügung â oder teuflische, da bin ich mir nicht ganz sicher â sitzen wir zum ersten Mal nebeneinander.
Vor drei Monaten und vier Tagen â am 19. Juni, um genau zu sein â wäre ich vor Glück darüber gestorben. SchlieÃlich hätte ich endlich die Möglichkeit gehabt, mit Ben zu reden. Seit er jedoch der Freund meiner besten Freundin ist, liegen die Dinge etwas anders.
Ich habe Nicole nie erzählt, dass er mein Schwarm ist. Hätte ich rechtzeitig den Mund aufgemacht, würde ich jetzt vielleicht
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