Verwuenscht und zugenaeht
nicht in diesem Schlamassel stecken.
Natürlich habe ich mit ihr darüber geredet, wie heià er ist, wie toll er in seinen Jeans aussieht und was für wunderschöne blaue Augen er hat. Aber ich konnte ihr ja wohl unmöglich sagen, dass ich in einen Typen verliebt bin, mit dem ich kaum sechs Worte gewechselt hatte. Wie hätte ich ihr das erklären sollen? Dass uns schon lange etwas verbindet, von dem er nichts wei� Dass ich in ihm meinen Seelenverwandten gefunden habe?
Na klar. Und Ponys können fliegen. Also habe ich immer nur davon geschwärmt, wie scharf Ben ist, meine wahren Gefühle für ihn habe ich ihr aber nie anvertraut. Das war alles.
Bis zum 19. Juni.
Das war der Tag, an dem Nicole beschloss, nicht mehr schüchtern zu sein, und sich alles veränderte. Es gibt eine alte Nicole und eine neue. Und genau dazwischen liegt der 19. Juni, so einfach ist das.
Ich kenne Nicole besser als irgendjemand sonst auf der Welt. Sie wirkt zwar zunächst sehr schüchtern, wenn sie jemanden aber lange genug kennt, taut sie richtig auf. Und als sie Bens Tischtennispartnerin wurde, spielten die beiden zwei Wochen lang zusammen.
Es fällt mir immer noch schwer, mir vorzustellen, wie sie ihn um ein Date gebeten hat. Wahrscheinlich hat sie ihren ganzen Mut zusammengenommen und ist einfach damit herausgeplatzt. Sie ist dabei bestimmt rot angelaufen, aber sie hat sich getraut.
Und er hat Ja gesagt.
Sie hat mir freudestrahlend davon erzählt und ist herumgehüpft, als hätte sie das groÃe Los gezogen.
Wie hätte ich ihr da sagen können, dass ich mir schon seit Jahren Hoffnungen machte?
Durch Nicole habe ich Ben inzwischen besser kennengelernt. Wir reden und scherzen miteinander und er erzählt mir sogar von seinen Verabredungen mit ihr.
Jetzt bin ich mir absolut sicher, dass er und ich zusammengehören. Ben ist der Richtige für mich, mein perfektes Gegenstück.
Das Dumme ist nur, dass er jetzt vergeben ist. Und dann feiern sie auch noch ihr Dreimonatiges! Ich dagegen habe den gröÃten Teil des Sommers in diesem dämlichen Imbiss verbracht, darum musste ich nicht allzu viele Stunden mit ihnen gemeinsam ertragen. Gott sei Dank.
In den nächsten fünfundfünfzig Minuten werde ich kaum atmen können, mein Herz wird wie wild klopfen und die Haare an meinen Armen werden sich aufstellen. Wenn Ben in meiner Nähe ist, erlebe ich die täglichen Höhepunkte meines ansonsten bedeutungslosen Daseins.
Meine Schwärmerei für ihn begann im Sommer nach der sechsten Klasse. Nicole und ich verbrachten den Tag im Flaming Geyser Nationalpark in der Nähe unserer Heimatstadt Enumclaw, einer kleinen Gemeinde etwa eine Stunde südöstlich von Seattle entfernt. Der Park liegt am nördlichen Ende des Green River Valley und man fährt auf langen, kurvenreichen StraÃen bis zum Fluss. Am Ufer wachsen hohe Tannen und an einer Stelle im Park ist der Fluss besonders breit und flieÃt so langsam, dass man wunderbar darin schwimmen kann. Bei heiÃem Wetter parken unzählige Autos am StraÃenrand.
An diesem Tag trug ich den einzigen Bikini, den ich jemals besessen habe, ein winziges rosafarbenes Triangeloberteil mit weiÃen Punkten und ein dazu passendes Höschen. Nicole steckte in einem schlichten marineblauen Einteiler, der auch zum Schwimmteam einer Highschool gepasst hätte. Sie hatte damals schon mindestens KörbchengröÃe C und trug ein weiÃes Hüfttuch über dem Badeanzug. Ich sagte ihr nicht, dass ihre Hüften dadurch noch breiter wirkten, denn sie war viel schüchterner als heute und traute sich kaum, mit jemandem zu sprechen â auÃer mit mir.
Nicole wollte den Tag am Strand verbringen, faulenzen, Tortilla Chips essen und einen Liebesroman lesen. Damals nahm sie noch Medikamente gegen die Akne. Ihre Haut war dadurch extrem lichtempfindlich und sie hatte sich ungefähr fingerdick mit Sonnencreme eingeschmiert. Sie wollte nicht einmal schwimmen gehen, weil sie befürchtete, dass ihre Haut dann nicht mehr ausreichend geschützt wäre. Wahrscheinlich ist nur eins noch schlimmer als ein Gesicht voller Pickel: ein sonnenverbranntes Gesicht voller Pickel.
Das Rumsitzen hielt ich jedoch nicht lange aus. Also schwamm ich über den Fluss und kletterte auf der anderen Seite an den Baumwurzeln hinauf, die aus dem rotbraunen Lehmufer ragten. Meine FüÃe wurden ganz matschig und obwohl das
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