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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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beim Training. Und das schon seit Beginn des Schuljahres, denn die Probewochen waren Ende August. Sie hat mich nicht wegen dir ständig versetzt, sondern wegen des Cheerleader-Trainings.«
    Er zuckt die Schultern.
    Ich muss lachen, aber nicht, weil ich das besonders lustig finde, sondern weil ich mich für meine Blödheit ohrfeigen könnte. Ich dachte die ganze Zeit, dass sie sich wegen Ben von mir entfernt, und kann immer noch nicht glauben, dass sie zu den Cheerleadern gegangen ist, ohne mir – oder ihm – etwas davon zu sagen.
    Ich weiß nicht, ob ich wütend oder erleichtert sein soll, also lache ich einfach weiter und halte dabei die Hände vors Gesicht, damit niemand mein Kichern in der jetzt stillen Sporthalle bemerkt. Ich bin ganz durcheinander und fühle mich total verloren.
    Ich bekomme kaum mit, was noch auf der Veranstaltung passiert, denn ich habe nur Augen für Nicole. Sie sitzt zwischen den anderen Cheerleaderinnen, tuschelt und lacht. Sie strahlt förmlich vor Glück und wirkt lebendiger, als ich sie seit Monaten erlebt habe. Sie lehnt sich zur Seite, hört einer Teamkameradin zu und nickt.
    Ich frage mich, über welche Geheimnisse sie sprechen – Geheimnisse, die sie mit mir vermutlich niemals teilen wird.
    Das sind jetzt ihre Freundinnen.
    Und ich bin abgemeldet.
    Warum hat sie mir nichts verraten? Sie hat kein Sterbenswort darüber verloren. Dabei wusste sie doch genau, dass es eines Tages herauskommen würde. Schließlich tragen sie an Spieltagen ihre Trikots und werden sogar im Jahrbuch genannt.
    Hat sie sich jemals Gedanken darüber gemacht, was ich dazu sagen würde? Ist es ihr schwergefallen, das Ganze vor mir zu verheimlichen? Oder war es ihr einfach egal?
    Als ich ihr breites perlweißes Lächeln sehe, bin ich mir sicher, dass wohl eher Letzteres zutrifft.

D as Jubelgeschrei in der Turnhalle ist verebbt und die meisten Schüler sind längst auf dem Weg nach Hause. Ich sitze seit einer gefühlten Ewigkeit auf der Motorhaube von Nicoles Wagen und bin nicht sicher, ob ich ihr die Meinung sagen oder um Verzeihung bitten soll. Ich weiß nur, dass ich Antworten haben will.
    Mit dem Oktober hat der Herbst Einzug gehalten und die Luft ist frisch. Ich hätte eine Jacke statt des Kapuzenpullis anziehen sollen. Sogar die Zehen in meinen Converse kribbeln leicht vor Kälte. Aber ich hatte ja auch nicht geplant, stundenlang auf der kalten Motorhaube von Nicoles rotem Chevrolet Cavalier zu hocken.
    Die Cheerleader müssen irgendein supergeheimes Treffen haben. Wahrscheinlich reden sie über die Reinigung ihrer Elastanunterwäsche oder sie wollen die Farbe ihrer Haarbänder aufeinander abstimmen. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, worüber Cheerleader sich sonst unterhalten.
    Endlich kommt Nicole aus der Sporthalle. Eine schwarze Sporttasche hängt über ihrer Schulter und sie trägt immer noch die Cheerleaderuniform. Auf dem engen, langärmeligen Pullover mit V-Ausschnitt prangt ein großes weinrotes E. Der weiße Faltenrock flattert beim Gehen und die weißen Strümpfe passen gut zu den weiß- und weinrotfarbenen Turnschuhen. Wahrscheinlich geht sie mit den anderen ins Sonnenstudio, sonst könnte sie nicht so braune Beine haben.
    Auf halbem Weg zu ihrem Wagen entdeckt sie mich und ihre Schritte geraten ins Stocken. Doch dann gibt sie sich einen Ruck und kommt rasch auf mich zu. Mir bleibt nicht mal genügend Zeit, mir zu überlegen, was genau ich eigentlich zu ihr sagen will. Obwohl ich so lange warten musste, ist mir nichts Passendes eingefallen.
    Â»Ich bin gleich mit den anderen Mädchen zum Abendessen verabredet«, sagt sie und geht direkt zu Fahrertür.
    Doch ich springe nicht von der Motorhaube. Ich schwinge meine Beine nur herum, sodass meine Füße vor dem Reifen baumeln und ich ihr direkt gegenübersitze.
    Wir sind das Paradebeispiel für »beliebt« und »unbeliebt«. Unterschiedlicher könnten wir gar nicht aussehen. Sie trägt einen hochgebundenen Pferdeschwanz aus verspielten, langen blonden Locken. Mein Zopf dagegen sitzt viel tiefer und mein langweiliges braunes Haar hängt einfach glatt herunter. Ihr Gesicht sieht aus, als wäre es professionell geschminkt worden. Ich trage überhaupt kein Make-up.
    Â»Warum hast du mir nichts davon gesagt?« In meinem Tonfall klingt eine Mischung aus Wut und Bitterkeit. »Wie konntest du mich wegen

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