Verwuenscht und zugenaeht
auffallenden Schwimmer und das Mädchen-Basketballteam besetzen die andere Hälfte.
SchlieÃlich stellt sich der Schulleiter mit einem schnurlosen Mikrofon in der Hand in die Mitte der Halle. Der groÃe, grauhaarige Mann wirkt in seiner schiefergrauen Stoffhose, dem weiÃen Hemd und der dunklen Krawatte völlig fehl am Platz.
Mit monotoner Stimme, die aus den Lautsprechern in den Ecken der Halle dröhnt, bittet er die Anwesenden um Ruhe. Dann stellt er sich neben die Tribüne und ein lang gezogener, tiefer Bassschlag ertönt. Das ist das Zeichen zum Einsatz und die Schüler auf den Rängen beginnen zu stampfen, bis die ganze Halle davon widerhallt.
Ich mache nur widerwillig mit. Während der Bass in mir zu dröhnen beginnt, trample ich mit den FüÃen. Es ist idiotisch, aber ich mache tapfer weiter, denn ich bin entschlossen, endlich über meinen Schatten zu springen.
Als sich die Klänge einer elektrischen Gitarre und eines Keyboards in den Lärm mischen, öffnen sich die Doppeltüren und die Cheerleader stürmen in die Halle.
Die Ersten von ihnen vollführen Radschläge, während sich der Rest der Gruppe um sie verteilt und mit den golden glänzenden Pompons winkt.
Sie sind so »süë, dass ich fast einen Zuckerschock bekomme und mich beherrschen muss, um keine Grimasse zu schneiden â als mir plötzlich ein Gesicht ins Auge fällt.
Nicole.
Sie grinst so breit und funkelnd, dass sie Unmengen von Zahnweià benutzt haben muss.
Ich wirble zu Ben herum. »Sie ist eine Cheerleaderin? «
Ben wirkt genauso schockiert wie ich und schaut überrascht zu mir hinunter â er hatte wirklich keine Ahnung, dass er in meiner Nähe sitzt. Dann hockt er nur noch reglos da und starrt Nicole ungläubig an. Er vergisst sogar zu blinzeln.
Ich drehe mich ebenfalls wieder zu Nicole um.
Meine beste Freundin ist tatsächlich eine verdammte Cheerleaderin. Das Tor zu den unglaublichen Geschichten, durch das ich zu Janae in die Mädchentoilette getreten bin, hat sich noch weiter aufgetan und droht, die ganze Schule zu verschlucken. Sie sieht genau wie ihre Teamkolleginnen aus. Ihre schmale Taille und die langen Beine kommen in der weinrot-goldenen Uniform besonders gut zur Geltung.
»Hast du etwas davon gewusst?«, fragt Ben. Er hat sich vorgebeugt und brüllt mir über die laute Musik hinweg ins Ohr.
Ich schüttle den Kopf. Mein Pferdeschwanz streift seine Wange.
»Jetzt ergibt das alles endlich einen Sinn«, sagt er mit etwas leiserer Stimme.
»Was ergibt einen Sinn?«, frage ich, ohne den Blick von Nicole zu wenden. Ich bin wie gebannt vom Anblick dieses Mädchens mit der glücklichen und selbstbewussten Ausstrahlung. Es kommt mir vor, als würde ich eine fremde Person betrachten, die in Nicoles Körper steckt.
»Warum sie mit mir Schluss gemacht hat.«
»Wie meinst du das?«, frage ich.
Die Musik geht aus, die Cheerleader jubeln, hüpfen auf und ab und winken begeistert. Nicole springt so hoch, dass es ein Wunder ist, dass sie nicht mit strampelnden Beinen in die Menge fliegt.
Ben schnaubt. »Na ja, ich meine ⦠das bin ich«, er deutet auf seine abgetragene Jeans, die Turnschuhe, das strubbelige blonde Haar, »und sie ist ⦠das da.«
Nicole macht immer noch fröhliche Luftsprünge und klatscht mit den Pompons in die Hände, während ihr Pferdeschwanz hin und her hüpft. Es ist kaum zu glauben, dass sie das ist.
Aber selbst wenn es wehtut, bin ich ein wenig stolz auf sie.
»Ich kann nicht fassen, dass sie uns nichts davon erzählt hat«, sage ich zu Ben.
Er nickt nur.
Ich drehe mich wieder um und betrachte Nicole. Es ist wirklich unglaublich, sie so zu sehen.
Die Cheerleader heben Schilder mit Buchstaben auf, die das Wort Enumclaw ergeben. Eine nach der anderen tritt vor, damit die Menge den Namen unserer Stadt laut mit ihnen buchstabiert. Nicole hat das M und als sie einen Schritt nach vorn macht, flattert ihr niedlicher, kurzer Faltenrock um ihre leicht gebräunten Beine.
Am Ende jubeln sie wieder laut, hüpfen vor die Tribüne mit den Sportlern und hocken sich nebeneinander in völlig identischen Posen hin, als hätten sie selbst das vorher einstudiert.
Ich wende mich erneut zu Ben um. »Deshalb hatte sie nach der Schule nie Zeit. Auch an dem Tag, als wir uns im Einkaufscenter getroffen haben.«
Er nickt.
»Sie war heimlich
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