Verwuenscht und zugenaeht
weià auch nicht.« Dann schüttelt sie den Kopf und schaut zum Himmel hinauf. »Du magst ihn, stimmtâs? Du magst ihn so richtig .«
Mein Mund fühlt sich an, als hätte ich tausend Wattebällchen hineingestopft und alle auf einmal hinuntergeschluckt. »Nicole, ich würde nie â¦Â«
»Wirklich nicht?«, fragt sie.
Ich sehe ihr an, wie sie mit sich ringt, und weià nicht, was ich antworten soll. Darum nicke ich nur.
Sie atmet hörbar ein und kaut auf ihrer Unterlippe. Dabei starrt sie mich unentwegt an. Dann neigt sie den Kopf zur Seite, sodass der Pferdeschwanz ihre Schulter streift. »Ich wette, ihr zwei passt viel besser zusammen als wir. Ben ist ganz anders als ich.«
»Aber könntest du denn einfach so damit leben?«
Sie spielt mit dem kleinen Anhänger an ihrer Kette herum. Wahrscheinlich war das doch kein Geschenk von Ben, sonst würde sie ihn bestimmt nicht mehr tragen.
»Ich weià es nicht«, sagt sie nach einem Moment des Schweigens. »Eigentlich war ich nie richtig in ihn verknallt. Wahrscheinlich wusste ich schon die ganze Zeit, dass ich die Vorstellung, einen Freund zu haben, mehr mochte als ihn . Es hat nur eine Weile gedauert, bis ich mir das eingestehen konnte.«
Ich spüre, wie neue Hoffnung in mir aufkeimt. »Aber â¦Â«
Nicole seufzt dramatisch und wirft mir einen strengen Blick zu, mit dem sie mir vermutlich sagen will, dass ich endlich aufhören soll dagegenzureden. »Kayla, ich wünschte, ich könnte dir all eure Gemeinsamkeiten aufzählen. Die albernen Witze, dass er es nicht ausstehen kann, sich schick zu machen, die Rennstrecke, die mir viel zu laut ist und die du so liebst.«
Mit einem Mal spüre ich alles um mich herum ganz intensiv. Die Steinchen unter meinen Sneakers, den leichten Wind in meinem Gesicht, die noch nicht verheilte Schürfwunde an meinem Kinn. »Aber es gibt doch so etwas wie einen Mädchenkodex, der â¦Â«
»Scheià auf diesen blöden Kodex. Ich sage dir, du hast ihn verdient!«
»Schwörst du es?«
»Nun geh schon!«, sagt sie. »Wenn du wirklich Hausarrest hast, solltest du die Zeit nicht damit verschwenden, mit mir zu streiten. Fahr zu ihm, bevor deine Mutter mitbekommt, dass du nicht zu Hause bist.«
Ich stürze auf sie zu und schlieÃe sie ganz fest in die Arme. Dann mache ich auf dem Absatz kehrt und laufe zu meinem Wagen.
»Gern geschehen!«, ruft sie mir nach.
Ich lächle, als ich die Fahrertür zuschlage.
Mum kommt gleich nach Hause. Ich muss mich beeilen.
I ch fahre die ruhige LandstraÃe entlang. Das Radio ist aus und ich starre durch die Windschutzscheibe. Ich habe kaum Zeit, mir eine Strategie zurechtzulegen, weil die Rennstrecke nur etwa drei Kilometer von der Schule entfernt ist.
Auf jeden Fall muss ich aufhören, mir Dinge nur zu wünschen, und mich endlich der Realität stellen.
Als ich auf das Feld abbiege, dreht sich alles in meinem Kopf und es fällt mir zunehmend schwerer zu atmen.
Ben und die anderen Fahrer scheinen ihre Ãbungsrunden schon beendet zu haben. Bens Pick-up und ein weiterer Wagen stehen mit den Heckklappen zueinander auf der groÃen Rasenfläche und jeweils zwei Jungs sitzen auf den Ladeflächen, lassen die Beine baumeln, trinken Energydrinks und essen Chips. Alle haben noch ihre Motorradkluft an: bedruckte Trikots, Motorradhosen und Stiefel, deren Schnallen sie bis zu den Knöcheln geöffnet haben.
Sie sehen zu, wie ich in meinem Ford Ranger über das Feld holpere. Ich nehme die tiefsten Spurrillen mit, weil ich nur Augen für Ben habe und kurz davor bin durchzudrehen. Ich bin so nervös, dass ich kaum noch meine Finger und Zehen spüre, als ich aus dem Wagen klettere.
Ich habe keine Ahnung, worüber sie geredet haben, denn als ich die Tür zuschlage, sind sie längst verstummt. Ben sagt etwas zu den anderen Jungs, springt von der Ladefläche und landet auf einem Maulwurfshügel. Seine FüÃe wirbeln eine Dreckwolke auf. Er schlieÃt die Schnallen an den Stiefeln und kommt auf mich zu.
»Wollen wir ein Stück gehen?«, fragt er und nickt zur Rennstrecke hinüber.
Ich antworte nicht, sondern drehe mich einfach um und wir schlendern los.
»Also, was gibtâs?«, fragt er nach einem Moment des Schweigens.
»Oh, äh, also, ich, nun â¦Â« Ich schlieÃe die Augen und schlucke. So sollte das eigentlich nicht
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