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Verwuenscht und zugenaeht

Verwuenscht und zugenaeht

Titel: Verwuenscht und zugenaeht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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ihnen im Stich lassen, ohne mir einen Ton zu sagen? Ich war wochenlang völlig ahnungslos und ich wette, alle anderen wussten davon!«
    Sie blickt auf ihre Hände hinunter und dreht die Schlüssel zwischen den Fingern. Sie kaut an ihrer Unterlippe, schaut kurz zu mir hoch und dann wieder auf ihre Hände. Sie wirkt nervös und schüchtern, wie die Nicole, die ich kenne. Das dämpft meinen Ärger ein wenig.
    Â»Ich hätte doch niemals gedacht, dass ich es ins Team schaffe.« Als sie mich diesmal ansieht, ist sie wieder wie früher: meine stille, von Schmerz erfüllte beste Freundin. Das Eis um mich herum beginnt zu schmelzen und ich hasse sie dafür – zumindest die Fremde, zu der sie geworden ist.
    Ich verschränke die Arme und versuche mich an das bisschen Wut zu klammern, das noch in mir ist, denn Wut ist leichter zu ertragen als Schmerz. »Du hättest mir trotzdem erzählen können, dass du es versuchst.«
    Sie stößt ein kurzes, bitteres Lachen aus. »Und was hättest du dann gesagt, Kayla?«
    Ich öffne den Mund, um etwas zu erwidern, aber ich bringe kein Wort heraus. Ich würde ihr gerne widersprechen, aber ich weiß, was ich gesagt hätte.
    Â»Genau! Weißt du überhaupt, wie schwer es manchmal ist, mit dir zu reden? Du machst dich über alles und jeden lustig. Wenn ich dir gesagt hätte, dass ich eine … dass ich das hier werden will«, sie zeigt auf ihre Uniform, »ganz ehrlich, hättest du mich dann dabei unterstützt?«
    Es hat keinen Sinn, ihr darauf zu antworten. Ich werde sie nicht vom Gegenteil überzeugen können, denn ich kann die Wahrheit nicht leugnen. Ich hätte gelacht und sie daran erinnert, wie hirnlos und oberflächlich Cheerleader sind. Ich hätte ihr klargemacht, dass sie sie niemals akzeptieren und erst recht nicht in ihr Team lassen würden.
    Und ich hätte absolut falschgelegen.
    Â»Ich bin davon ausgegangen, dass sie mich sowieso ablehnen würden. Aber ich wollte wenigstens die Gewissheit haben, dass ich es versucht habe. Es wäre völlig okay für mich gewesen, wenn ich nicht ins Team gekommen wäre, und für dich hätte es keinen Unterschied gemacht. Doch dann haben sie mich aufgenommen und mir war klar, dass du verrückt spielen würdest, weil ich nicht mit dir darüber geredet hatte. Jeden Tag habe ich mir vorgenommen, es dir zu erzählen, und es dann doch immer wieder aufgeschoben. Und je länger ich wartete, desto schwieriger fiel es mir, dich darauf anzusprechen.«
    Sie dreht die Schlüssel so aufgeregt in den Händen, dass sie beinahe die Schlüsselkette zerreißt. »Sogar jetzt warte ich nur darauf, dass du dich darüber lustig machst.«
    Ich erkenne an ihrem Blick, dass ihre Worte aufrichtig sind. Ich werde von Schuldgefühlen gepackt und auch das letzte bisschen Wut verflüchtigt sich. Sie denkt wirklich, dass ich sie jetzt auslachen werde. Und diese Erkenntnis trifft mich tief, denn in gewisser Weise hat sie sogar Recht. Bevor das Pony und Ann und alle anderen Wünsche aufgetaucht sind und mein Leben völlig auf den Kopf gestellt haben, hätte ich sie tatsächlich einfach ausgelacht. Aber jetzt ist alles anders. Ich bin auch nicht mehr dieselbe. Doch das weiß Nicole nicht, denn auch ich habe ihr vieles nicht gesagt.
    Sie schließt kurz die Augen und atmet tief durch. »Ich habe mich eigentlich gar nicht so sehr verändert, Kayla. Ich wollte das schon immer machen. In der Junior Highschool wollten wir sogar beide Cheerleader werden. Erinnerst du dich noch, wie wir fast in Janaes Pyjamaparty hereingeplatzt wären, aber im letzten Moment gekniffen haben? Wir haben sogar extra ein Stil-Buch angelegt und jeden Tag aufgeschrieben, was sie in der Schule anhatte. Und dann haben wir das ganze Wochenende damit verbracht, bei mir zu Hause ihre Outfits zu kopieren. Weißt du noch?«
    Alle Erinnerungen stürzen plötzlich auf mich ein und mit einem Mal weiß ich genau, wie sie sich fühlt, wie sehr sie das will – denn es gab eine Zeit, da wollte ich das auch. Ich habe es nur verdrängt. Ich habe mich dazu gezwungen, es zu vergessen, weil es irgendwann zu schmerzvoll wurde, weiter davon zu träumen. Ich habe das alles aufgegeben, weil es sich auf diese Weise leichter ertragen ließ.
    Sie schüttelt den Kopf und ihr Pferdeschwanz hüpft hin und her. »Aber es hat nie geklappt. Wir waren nicht

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