Verwuenscht und zugenaeht
klingen.
Er bleibt neben mir stehen und greift nach meinem Arm. Meine Nackenhaare richten sich auf.
Ich lasse die Augen geschlossen. Allein der Gedanke, er könnte mich zurückweisen und ich müsste ihn dabei ansehen, ist zu viel für mich. »Ich mag dich«, sage ich. »Und ich wollte wissen, ob du irgendwann mal Lust hättest, mit mir auszugehen.«
Es folgt nichts als Schweigen. Ich ziehe die Nase kraus, dann öffne ich ein Auge und schaue ihn an. Er wirkt belustigt.
»Willst du ein Nickerchen machen?«
Ich knuffe ihn in die Schulter. »Mach dich ja nicht über mich lustig!«
Er verschränkt die Arme und lächelt mich verschmitzt an. »Aber du machst es mir so leicht.«
Drohend hebe ich erneut den Arm und er wirft abwehrend die Hände hoch. »Okay, okay!«
»Okay, du hörst auf, dich über mich lustig zu machen, oder okay, du gehst mit mir aus?«
»Hmmmmmmm â¦Â«, sagt er und zieht das Wort ewig in die Länge.
»Ben!«
Er lacht. Dann beugt er sich zu mir, so nah, als würde er mich jeden Moment küssen. »Tja, also, was ich sagen wollte â¦Â« Er richtet sich wieder auf. »Ich will Nicole nicht verletzen. Sie könnte denken â¦Â«
»Ich habe schon mit ihr gesprochen.«
»Wirklich?«
»Ja, es ist in Ordnung.«
»Ganz sicher?«
Ich nicke. »Es klingt auch für mich ein wenig merkwürdig. Aber sie schwört, dass sie nichts dagegen hat.«
Sein Lächeln wird breiter. »Ihr Ladys sitzt also zusammen und redet über mich?«
Ich knuffe ihn in den Arm. »Ben!«
Er lacht. »Schon gut, schon gut! Wann und wo? Aber wehe, du sagst Homecoming â¦Â«
Ich lache. »Nein, ich will doch nicht zum Homecoming. Und auch nicht zum Philharmoniekonzert. AuÃerdem habe ich momentan Hausarrest. Aber danach könnten wir das ganze kitschige Programm durchziehen: erst Essen und dann ins Kino gehen â wenn du das möchtest.«
»Kann ich den Film aussuchen?«
»Mensch, du bist vielleicht eine harte Nuss«, erwidere ich. »Aber keinen Horrorfilm, okay?«
»Nein, aber auch keinen Schmachtfetzen.«
»Abgemacht.«
Wir haben die Rennstrecke erreicht und ich folge Ben durch das Tor. Heute ist es ruhig auf dem Platz, weil keine Rennen stattfinden.
Ben klettert auf eine der Sprungschanzen und streckt mir den Arm entgegen. Als ich meine Hand in seine lege, sind meine Nerven zum ZerreiÃen gespannt.
Er hält mich fest und hilft mir hoch. Es ist das erste Mal, dass wir uns berühren, seit unserer verhängnisvollen Begegnung vor ein paar Tagen.
Ich klettere zu ihm hinauf und stehe plötzlich ganz nah vor ihm. Mein Brustkorb hebt und senkt sich stärker als sonst, während ich angestrengt Atem hole. Ob er das bemerkt?
Ich wage nicht, mich von der Stelle zu rühren. Es fehlen nur ein paar Zentimeter, dann würden sich unsere Nasen berühren. Und während wir uns schweigend ansehen, kann ich nur daran denken, dass diesmal kein dummer Helm im Weg ist.
Seine blauen Augen blicken erwartungsvoll in meine und ich bin mir absolut sicher, dass er das Gleiche empfindet wie ich.
Ben. Der Junge, den ich so lange aus der Ferne angehimmelt habe, der Junge, für den ich geschwärmt habe, der Junge, in den ich mich verliebt habe. Jetzt steht nichts mehr zwischen uns. Es gibt nichts, was uns aufhalten kann.
Ich möchte wieder das Mädchen sein, das ihn damals zum ersten Mal am Rand der Klippe traf. Ich möchte springen.
Eine Welle aus Adrenalin, Mut und Verrücktheit durchströmt meinen Körper, als ich zitternd die Arme hebe und um seine Schultern lege. Doch für einen Moment verlässt mich der Mut. Ich blinzle. Was zur Hölle tue ich hier?
Aber ich möchte es!
Wenn ich Ben jetzt küsse, passiert es nicht wegen des Wunsches. Ich will nicht, dass er unter einem Zauberbann steht, ich möchte nicht, dass er mich nur küsst, weil er es muss. Es soll echt sein, denn ich will wissen, wie er reagiert, wenn sein Kopf frei ist und es nicht um den Wunsch geht, sondern nur um mich.
Ich lege die Arme noch fester um seine Schultern und mein Herzschlag ist völlig auÃer Kontrolle, als ich meine Lippen auf seine drücke. Einen Augenblick lang denke ich, dass ich einen Fehler gemacht habe, denn er scheint so überrascht, dass er völlig reglos dasteht. Meine Brust zieht sich zusammen.
Ich warte auf seine Antwort.
Dann,
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