Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)
als sie Brunflo am Storsjön erreichten, kam es zu eigentlichen Kämpfen. Als die Männer der schwedischen Vortruppe sich der Siedlung näherten, begannen von der kleinen Kirche und vom Richterhof Musketen zu knallen. Die Schweden zogen sich daraufhin zurück, um auf die Haupttruppe zu warten. Diese stolperte jedoch auf ihrem Marsch in eine feindliche Abteilung, und ein heftiger Schusswechsel brach aus. Als der übelriechende Pulverdampf verflog, waren die Gegner der Schweden geflohen. Auf dem vereisten Weg lagen 14 gefallene Norweger, und als man später den Wald durchsuchte, fand man gut 40 weitere, die während des kurzen Kampfs erschossen worden waren. Die Schweden marschierten weiter. In den Dörfern östlich von Brunflo stieß man auf einige kleinere Gruppen norwegischer Soldaten, aber es genügte, dass die Schweden ein paar dröhnende Kanonenschüsse abgaben, und jene verschwanden eilends in Richtung des Gebirges im Westen – das Einzige, was den Rückzug aufhielt, war, dass einige der Fliehenden ganz nebenbei die Gelegenheit wahrnahmen, ein paar am Weg gelegene Höfe zu plündern.
Gegen Abend wurden die sechs schwedischen Soldaten begraben, die bei den Kämpfen in Brunflo gefallen waren, und schon während der Nacht kamen einige Bauern zum schwedischen Lager und erklärten sich bereit, ihren neuen Herren die Treue zu schwören. Als die Truppen früh am nächsten Morgen weitermarschierten, begegneten sie wieder jämtländischen Bauern, die, ihre Mützen auf Stöcken hochhaltend, aus dem Tannenwald kamen und um «Gnade und Frieden» baten. Auf Frösö und bei Mörsil wurden Schanzen gebaut und beide mit je 200 Soldaten besetzt. Die Jämtländer und Härjedalinger wurden gezwungen, für das Vergnügen, mit Gewalt unterworfen worden zu sein, ein Brandschatzgeld zu bezahlen, wonach sie «mit erhobenen Fingern» einen Treueid auf Königin Christina leisteten und das Hälsinge-und Västerbotten-Regiment davonstapfte nach Stockholm, wo es an Bord der Flotte ging und nach Dänemark absegelte.
Im Mai schlugen die Norweger zurück. Binnen so kurzer Zeit, dass man von einem Rekord sprechen kann, war es den Schweden gelungen, ihr Regime bei den Jämtländern so verhasst zu machen, dass diese vorübergehend ihre zuvor so unmäßige Wut über die dänische Herrschaft vergaßen. Die Unentschlossenheit, die sie in früheren Kriegen gezeigt hatten, war jetzt wie fortgeblasen. Eine Truppe von 1100 Mann, hauptsächlich junge jämtländische Bauern, zog heimlich über das Gebirge, überrannte die Schanze in Mörsil und machte die gesamte Besatzung nieder – der einzige Überlebende war ein schwedischer Soldat, der sich im Schornstein eines Hauses versteckt hatte, aber später entdeckt und gleichfalls niedergestochen wurde. An die zwanzig in Valne By stationierte Schweden wurden im Schlaf überrumpelt. Der Befehlshaber der Abteilung, ein Hauptmann, wurde in seinem Bett zerhackt, und alle seine Untergebenen wurden gleichfalls erschlagen.
Die schwedische Antwort war lahm. Es gab eine Grenze für das, was man tun konnte, um Jämtland und Härjedalen einzunehmen. Es handelte sich ja um zwei dünnbesiedelte, karge Landschaften (die meisten Bewohner waren so arm, dass sie nicht einmal die bescheidene Summe von Reichstalern bezahlen konnten, die von den Schweden als Brandschatzgeld gefordert wurde). Der Krieg dort war nur ein kleiner Blinddarm des großen Krieges, der im Süden tobte und nun zum Sommer hin immer dramatischer wurde. Fast alle regulären Truppen waren außerdem mit den entscheidenden Kämpfen dort unten vollauf beschäftigt, und dem Plan der schwedischen Behörden, mit einem Aufgebot von Bauern den verbliebenen schwedischen Truppen in Jämtland Unterstützung zuzuführen, war nur mäßiger Erfolg beschieden – der Appetit der Dalekarlier auf militärische Triumphe war offenbar nach dem kleinen Skiausflug nach Särna befriedigt, und sie lehnten es glatt ab, nach Härjedalen zu ziehen; und ein anderer Verband, der Anfang August bis Bräcke vorgerückt war, musste umkehren, nachdem der Hauptteil seiner aufgebotenen Bauern erklärte, dass sie sich lieber von ihren Eigenen niederschießen lassen wollten als vom Feind – und die letzte Festung, die Schanze auf Frösö, ergab sich am 10 . August, und der Rest der durch Krankheiten schwer dezimierten Besatzung wurde wie Vieh durch die von Mückenschwärmen dampfenden sommerlichen Wälder bis zur Grenze von Medelpad getrieben, wo er freigelassen wurde. Damit war dieser
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